Linnen lagen, so dachte ich: "Ein klein Geschenk doch mußt du deinem Kinde geben!" Und ich malete auf seinem Bildniß ihm eine weiße Wasser- Lilie in die Hand, als sei es spielend damit ein¬ geschlafen. Solcher Art Blumen gab es selten in der Gegend hier, und mocht es also ein er¬ wünchet Angebinde sein.
Endlich trieb mich der Hunger von der Arbeit auf, mein ermüdeter Leib verlangte Stärkung. Legete sonach den Pinsel und die Palette fort und ging über den Flur nach dem Zimmer, so der Prediger mir angewiesen hatte. Indem ich aber eintrat, wäre ich vor Ueberraschung bald zurückgewichen; denn Katharina stund mir gegen¬ über, zwar in schwarzen Trauerkleidern, und doch in all' dem Zauberschein, so Glück und Liebe in eines Weibes Antlitz wirken mögen.
Ach, ich wußte es nur zu bald; was ich hier sahe, war nur ihr Bildniß, das ich selber einst gemalet. Auch für dieses war also nicht mehr Raum in ihres Vaters Haus gewesen. -- Aber wo war sie selber denn? Hatte man sie fort¬
Linnen lagen, ſo dachte ich: „Ein klein Geſchenk doch mußt du deinem Kinde geben!“ Und ich malete auf ſeinem Bildniß ihm eine weiße Waſſer- Lilie in die Hand, als ſei es ſpielend damit ein¬ geſchlafen. Solcher Art Blumen gab es ſelten in der Gegend hier, und mocht es alſo ein er¬ wünchet Angebinde ſein.
Endlich trieb mich der Hunger von der Arbeit auf, mein ermüdeter Leib verlangte Stärkung. Legete ſonach den Pinſel und die Palette fort und ging über den Flur nach dem Zimmer, ſo der Prediger mir angewieſen hatte. Indem ich aber eintrat, wäre ich vor Ueberraſchung bald zurückgewichen; denn Katharina ſtund mir gegen¬ über, zwar in ſchwarzen Trauerkleidern, und doch in all' dem Zauberſchein, ſo Glück und Liebe in eines Weibes Antlitz wirken mögen.
Ach, ich wußte es nur zu bald; was ich hier ſahe, war nur ihr Bildniß, das ich ſelber einſt gemalet. Auch für dieſes war alſo nicht mehr Raum in ihres Vaters Haus geweſen. — Aber wo war ſie ſelber denn? Hatte man ſie fort¬
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Linnen lagen, ſo dachte ich: „Ein klein Geſchenk
doch mußt du deinem Kinde geben!“ Und ich
malete auf ſeinem Bildniß ihm eine weiße Waſſer-
Lilie in die Hand, als ſei es ſpielend damit ein¬
geſchlafen. Solcher Art Blumen gab es ſelten
in der Gegend hier, und mocht es alſo ein er¬
wünchet Angebinde ſein.
Endlich trieb mich der Hunger von der Arbeit
auf, mein ermüdeter Leib verlangte Stärkung.
Legete ſonach den Pinſel und die Palette fort
und ging über den Flur nach dem Zimmer, ſo
der Prediger mir angewieſen hatte. Indem ich
aber eintrat, wäre ich vor Ueberraſchung bald
zurückgewichen; denn Katharina ſtund mir gegen¬
über, zwar in ſchwarzen Trauerkleidern, und doch
in all' dem Zauberſchein, ſo Glück und Liebe in
eines Weibes Antlitz wirken mögen.
Ach, ich wußte es nur zu bald; was ich hier
ſahe, war nur ihr Bildniß, das ich ſelber einſt
gemalet. Auch für dieſes war alſo nicht mehr
Raum in ihres Vaters Haus geweſen. — Aber
wo war ſie ſelber denn? Hatte man ſie fort¬
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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