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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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herum, da wo das Pastorat mit seiner Fronte
gegen die Dorfstraße liegt; wandte auch unter
bangem Sehnen meine Augen nach den weißen
Fenstern, konnte aber hinter den blinden Scheiben
nichts gewahren, als ein paar Blumenscherben,
wie sie überall zu sehen sind. -- Ich hätte nun
wol umkehren mögen; aber ich ging dennoch
weiter. Als ich auf den Kirchhof kam, trug von
der Stadtseite der Wind ein wimmernd Glocken¬
läuten an mein Ohr; ich aber wandte mich und
blickte hinab nach Westen, wo wiederum das
Meer wie lichtes Silber am Himmelssaume hin¬
floß, und war doch ein tobend Unheil dort ge¬
wesen, worin in einer Nacht des Höchsten Hand
viel tausend Menschenleben hingeworfen hatte.
Was krümmete denn ich mich so gleich einem
Wurme? -- Wir sehen nicht, wie seine Wege
führen!

Ich weiß nicht mehr, wohin mich damals
meine Füße noch getragen haben; ich weiß nur,
daß ich in einem Kreis gegangen bin; denn da
die Sonne fast zur Mittagshöhe war, langete ich

herum, da wo das Paſtorat mit ſeiner Fronte
gegen die Dorfſtraße liegt; wandte auch unter
bangem Sehnen meine Augen nach den weißen
Fenſtern, konnte aber hinter den blinden Scheiben
nichts gewahren, als ein paar Blumenſcherben,
wie ſie überall zu ſehen ſind. — Ich hätte nun
wol umkehren mögen; aber ich ging dennoch
weiter. Als ich auf den Kirchhof kam, trug von
der Stadtſeite der Wind ein wimmernd Glocken¬
läuten an mein Ohr; ich aber wandte mich und
blickte hinab nach Weſten, wo wiederum das
Meer wie lichtes Silber am Himmelsſaume hin¬
floß, und war doch ein tobend Unheil dort ge¬
weſen, worin in einer Nacht des Höchſten Hand
viel tauſend Menſchenleben hingeworfen hatte.
Was krümmete denn ich mich ſo gleich einem
Wurme? — Wir ſehen nicht, wie ſeine Wege
führen!

Ich weiß nicht mehr, wohin mich damals
meine Füße noch getragen haben; ich weiß nur,
daß ich in einem Kreis gegangen bin; denn da
die Sonne faſt zur Mittagshöhe war, langete ich

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[137/0151] herum, da wo das Paſtorat mit ſeiner Fronte gegen die Dorfſtraße liegt; wandte auch unter bangem Sehnen meine Augen nach den weißen Fenſtern, konnte aber hinter den blinden Scheiben nichts gewahren, als ein paar Blumenſcherben, wie ſie überall zu ſehen ſind. — Ich hätte nun wol umkehren mögen; aber ich ging dennoch weiter. Als ich auf den Kirchhof kam, trug von der Stadtſeite der Wind ein wimmernd Glocken¬ läuten an mein Ohr; ich aber wandte mich und blickte hinab nach Weſten, wo wiederum das Meer wie lichtes Silber am Himmelsſaume hin¬ floß, und war doch ein tobend Unheil dort ge¬ weſen, worin in einer Nacht des Höchſten Hand viel tauſend Menſchenleben hingeworfen hatte. Was krümmete denn ich mich ſo gleich einem Wurme? — Wir ſehen nicht, wie ſeine Wege führen! Ich weiß nicht mehr, wohin mich damals meine Füße noch getragen haben; ich weiß nur, daß ich in einem Kreis gegangen bin; denn da die Sonne faſt zur Mittagshöhe war, langete ich

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/151>, abgerufen am 24.11.2024.