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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬
strenget, sonst wisse er eben nicht, was Sondres
könne vorgefallen sein; allein es hingen allbereits
die drei Amtsvorweser in der Kirchen, und da
sie, wie er sagen müsse, vernommen hätten, ich
verstünde das Ding gar wohl zu machen, so
sollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der
vierte Pastor mit hinein; dieser selber freilich
kümmere sich nicht eben viel darum.

Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit
meinem Lazarus am liebsten auf eine Zeit pau¬
siren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen
aber wegen eingetretenen Siechthums desselbigen
nicht beginnen konnte, so hub ich an, dem Auf¬
trage näher nachzufragen.

Was mir an Preis für solche Arbeit nun
geboten wurde, war zwar gering, so daß ich
erstlich dachte: sie nehmen Dich für einen Pfennig¬
maler, wie sie im Kriegstrosse mitziehen, um die
Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬
zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf
eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbstes¬

einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬
ſtrenget, ſonſt wiſſe er eben nicht, was Sondres
könne vorgefallen ſein; allein es hingen allbereits
die drei Amtsvorweſer in der Kirchen, und da
ſie, wie er ſagen müſſe, vernommen hätten, ich
verſtünde das Ding gar wohl zu machen, ſo
ſollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der
vierte Paſtor mit hinein; dieſer ſelber freilich
kümmere ſich nicht eben viel darum.

Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit
meinem Lazarus am liebſten auf eine Zeit pau¬
ſiren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen
aber wegen eingetretenen Siechthums deſſelbigen
nicht beginnen konnte, ſo hub ich an, dem Auf¬
trage näher nachzufragen.

Was mir an Preis für ſolche Arbeit nun
geboten wurde, war zwar gering, ſo daß ich
erſtlich dachte: ſie nehmen Dich für einen Pfennig¬
maler, wie ſie im Kriegstroſſe mitziehen, um die
Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬
zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf
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[116/0130] einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬ ſtrenget, ſonſt wiſſe er eben nicht, was Sondres könne vorgefallen ſein; allein es hingen allbereits die drei Amtsvorweſer in der Kirchen, und da ſie, wie er ſagen müſſe, vernommen hätten, ich verſtünde das Ding gar wohl zu machen, ſo ſollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der vierte Paſtor mit hinein; dieſer ſelber freilich kümmere ſich nicht eben viel darum. Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit meinem Lazarus am liebſten auf eine Zeit pau¬ ſiren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen aber wegen eingetretenen Siechthums deſſelbigen nicht beginnen konnte, ſo hub ich an, dem Auf¬ trage näher nachzufragen. Was mir an Preis für ſolche Arbeit nun geboten wurde, war zwar gering, ſo daß ich erſtlich dachte: ſie nehmen Dich für einen Pfennig¬ maler, wie ſie im Kriegstroſſe mitziehen, um die Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬ zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbſtes¬

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/130>, abgerufen am 24.11.2024.