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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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hier so sanft in seinen Arm gebettet hatte? --
Sinnend nahm ich das zweite und zugleich letzte
Heft, dessen Schriftzüge um ein Weniges unsicherer
erschienen. Es lautete, wie folgt:

Geliek as Rook un Stoof verswindt,
Alsus sind ock de Minschenkind.

Der Stein, darauf diese Worte eingehauen
stehen, saß ob dem Thürsims eines alten Hauses.
Wenn ich daran vorbei ging, mußte ich allezeit
meine Augen dahin wenden, und auf meinen
einsamen Wanderungen ist dann selbiger Spruch
oft lange mein Begleiter blieben. Da sie im
letzten Herbste das alte Haus abbrachen, habe
ich aus den Trümmern diesen Stein erstanden,
und ist er heute gleicherweise ob der Thüre
meinem Hauses eingemauert worden, wo er nach
mir noch Manchen, der vorübergeht, an die
Richtigkeit des Irdischen erinnern möge. Mir
aber soll er eine Mahnung sein, ehbevor auch
an meiner Uhr der Weiser stille steht, mit der
Aufzeichnung meines Lebens fortzufahren. Denn

hier ſo ſanft in ſeinen Arm gebettet hatte? —
Sinnend nahm ich das zweite und zugleich letzte
Heft, deſſen Schriftzüge um ein Weniges unſicherer
erſchienen. Es lautete, wie folgt:

Geliek as Rook un Stoof verſwindt,
Alſus ſind ock de Minſchenkind.

Der Stein, darauf dieſe Worte eingehauen
ſtehen, ſaß ob dem Thürſims eines alten Hauſes.
Wenn ich daran vorbei ging, mußte ich allezeit
meine Augen dahin wenden, und auf meinen
einſamen Wanderungen iſt dann ſelbiger Spruch
oft lange mein Begleiter blieben. Da ſie im
letzten Herbſte das alte Haus abbrachen, habe
ich aus den Trümmern dieſen Stein erſtanden,
und iſt er heute gleicherweiſe ob der Thüre
meinem Hauſes eingemauert worden, wo er nach
mir noch Manchen, der vorübergeht, an die
Richtigkeit des Irdiſchen erinnern möge. Mir
aber ſoll er eine Mahnung ſein, ehbevor auch
an meiner Uhr der Weiſer ſtille ſteht, mit der
Aufzeichnung meines Lebens fortzufahren. Denn

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[109/0123] hier ſo ſanft in ſeinen Arm gebettet hatte? — Sinnend nahm ich das zweite und zugleich letzte Heft, deſſen Schriftzüge um ein Weniges unſicherer erſchienen. Es lautete, wie folgt: Geliek as Rook un Stoof verſwindt, Alſus ſind ock de Minſchenkind. Der Stein, darauf dieſe Worte eingehauen ſtehen, ſaß ob dem Thürſims eines alten Hauſes. Wenn ich daran vorbei ging, mußte ich allezeit meine Augen dahin wenden, und auf meinen einſamen Wanderungen iſt dann ſelbiger Spruch oft lange mein Begleiter blieben. Da ſie im letzten Herbſte das alte Haus abbrachen, habe ich aus den Trümmern dieſen Stein erſtanden, und iſt er heute gleicherweiſe ob der Thüre meinem Hauſes eingemauert worden, wo er nach mir noch Manchen, der vorübergeht, an die Richtigkeit des Irdiſchen erinnern möge. Mir aber ſoll er eine Mahnung ſein, ehbevor auch an meiner Uhr der Weiſer ſtille ſteht, mit der Aufzeichnung meines Lebens fortzufahren. Denn

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/123>, abgerufen am 24.11.2024.