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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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die Ammern ihren Lenzgesang; doch was küm¬
merten sie mich heute! -- Ich ging aber nicht
nach Herrn Gerhardus' Herrengut; sondern, so
stark mein Herz auch klopfete, ich bog seitwärts
ab und schritt am Waldesrand entlang dem
Dorfe zu. Da stund ich bald in Hans Ottsens
Krug und ihm gar selber gegenüber.

Der Alte sah mich seltsam an, meinete aber
dann, ich lasse ja recht munter. "Nur," fügte
er bei, "mit Schießbüchsen müsset Ihr nicht
wieder spielen; die machen ärgere Flecken, als so
ein Malerpinsel."

Ich ließ ihn gern bei solcher Meinung, so,
wie ich wol merkete, hier allgemein verbreitet
war, und that vor's Erste eine Frage nach dem
alten Dieterich.

Da mußte ich vernehmen, daß er noch vor
dem ersten Winterschnee, wie es so starken Leuten
wol passiret, eines plötzlichen wenn auch gelinden
Todes verfahren sei. "Der freuet sich," sagte
Hans Ottsen, "daß er zu seinem alten Herrn da
droben kommen; und ist für ihn auch besser so."

die Ammern ihren Lenzgeſang; doch was küm¬
merten ſie mich heute! — Ich ging aber nicht
nach Herrn Gerhardus' Herrengut; ſondern, ſo
ſtark mein Herz auch klopfete, ich bog ſeitwärts
ab und ſchritt am Waldesrand entlang dem
Dorfe zu. Da ſtund ich bald in Hans Ottſens
Krug und ihm gar ſelber gegenüber.

Der Alte ſah mich ſeltſam an, meinete aber
dann, ich laſſe ja recht munter. „Nur,“ fügte
er bei, „mit Schießbüchſen müſſet Ihr nicht
wieder ſpielen; die machen ärgere Flecken, als ſo
ein Malerpinſel.“

Ich ließ ihn gern bei ſolcher Meinung, ſo,
wie ich wol merkete, hier allgemein verbreitet
war, und that vor's Erſte eine Frage nach dem
alten Dieterich.

Da mußte ich vernehmen, daß er noch vor
dem erſten Winterſchnee, wie es ſo ſtarken Leuten
wol paſſiret, eines plötzlichen wenn auch gelinden
Todes verfahren ſei. „Der freuet ſich,“ ſagte
Hans Ottſen, „daß er zu ſeinem alten Herrn da
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[103/0117] die Ammern ihren Lenzgeſang; doch was küm¬ merten ſie mich heute! — Ich ging aber nicht nach Herrn Gerhardus' Herrengut; ſondern, ſo ſtark mein Herz auch klopfete, ich bog ſeitwärts ab und ſchritt am Waldesrand entlang dem Dorfe zu. Da ſtund ich bald in Hans Ottſens Krug und ihm gar ſelber gegenüber. Der Alte ſah mich ſeltſam an, meinete aber dann, ich laſſe ja recht munter. „Nur,“ fügte er bei, „mit Schießbüchſen müſſet Ihr nicht wieder ſpielen; die machen ärgere Flecken, als ſo ein Malerpinſel.“ Ich ließ ihn gern bei ſolcher Meinung, ſo, wie ich wol merkete, hier allgemein verbreitet war, und that vor's Erſte eine Frage nach dem alten Dieterich. Da mußte ich vernehmen, daß er noch vor dem erſten Winterſchnee, wie es ſo ſtarken Leuten wol paſſiret, eines plötzlichen wenn auch gelinden Todes verfahren ſei. „Der freuet ſich,“ ſagte Hans Ottſen, „daß er zu ſeinem alten Herrn da droben kommen; und iſt für ihn auch beſſer ſo.“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/117>, abgerufen am 24.11.2024.