Meisters van der Helst beide zu ansehnlichen Preisen verkaufet waren. Ja, es war dessen noch nicht genug: ein mir schon früher wohlgewogener Kaufherr ließ mir sagen, er habe nur auf mich gewartet, daß ich für sein nach dem Haag verheira¬ thetes Töchterlein sein Bildniß malen möge; und wurde mir auch sofort ein reicher Lohn dafür ver¬ sprochen. Da dachte ich, wenn ich solches noch vollendete, daß dann genug des helfenden Me¬ talles in meinen Händen wäre, um auch ohne andere Mittel Katharinen in ein wohlbestellet Heimwesen einzuführen.
Machete mich also, da mein freundlicher Gönner desselbigen Sinnes war, mit allem Eifer an die Arbeit, so daß ich bald den Tag meiner Abreise gar fröhlich nah und näher rücken sahe, unachtend, mit was vor üblen Anständen ich drüben noch zu kämpfen hätte.
Aber des Menschen Augen sehen das Dunkel nicht, das vor ihm ist. -- Als nun das Bild vollendet war und reichlich Lob und Gold um dessen willen mir zu Theil geworden, da konnte
Meiſters van der Helſt beide zu anſehnlichen Preiſen verkaufet waren. Ja, es war deſſen noch nicht genug: ein mir ſchon früher wohlgewogener Kaufherr ließ mir ſagen, er habe nur auf mich gewartet, daß ich für ſein nach dem Haag verheira¬ thetes Töchterlein ſein Bildniß malen möge; und wurde mir auch ſofort ein reicher Lohn dafür ver¬ ſprochen. Da dachte ich, wenn ich ſolches noch vollendete, daß dann genug des helfenden Me¬ talles in meinen Händen wäre, um auch ohne andere Mittel Katharinen in ein wohlbeſtellet Heimweſen einzuführen.
Machete mich alſo, da mein freundlicher Gönner deſſelbigen Sinnes war, mit allem Eifer an die Arbeit, ſo daß ich bald den Tag meiner Abreiſe gar fröhlich nah und näher rücken ſahe, unachtend, mit was vor üblen Anſtänden ich drüben noch zu kämpfen hätte.
Aber des Menſchen Augen ſehen das Dunkel nicht, das vor ihm iſt. — Als nun das Bild vollendet war und reichlich Lob und Gold um deſſen willen mir zu Theil geworden, da konnte
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[101/0115]
Meiſters van der Helſt beide zu anſehnlichen
Preiſen verkaufet waren. Ja, es war deſſen noch
nicht genug: ein mir ſchon früher wohlgewogener
Kaufherr ließ mir ſagen, er habe nur auf mich
gewartet, daß ich für ſein nach dem Haag verheira¬
thetes Töchterlein ſein Bildniß malen möge; und
wurde mir auch ſofort ein reicher Lohn dafür ver¬
ſprochen. Da dachte ich, wenn ich ſolches noch
vollendete, daß dann genug des helfenden Me¬
talles in meinen Händen wäre, um auch ohne
andere Mittel Katharinen in ein wohlbeſtellet
Heimweſen einzuführen.
Machete mich alſo, da mein freundlicher
Gönner deſſelbigen Sinnes war, mit allem Eifer
an die Arbeit, ſo daß ich bald den Tag meiner
Abreiſe gar fröhlich nah und näher rücken ſahe,
unachtend, mit was vor üblen Anſtänden ich
drüben noch zu kämpfen hätte.
Aber des Menſchen Augen ſehen das Dunkel
nicht, das vor ihm iſt. — Als nun das Bild
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/115>, abgerufen am 19.07.2024.
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