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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Unter allen in der Residenz befindlichen ge-
lehrten Anstalten hat keine einen so unbestimm-
ten und zugleich ausgebreiteten Wirkungskreis,
als die Akademie der Wissenschaften.
Der eigentliche Zweck aller Stiftungen von
dieser Gattung: Erweiterung der Grenzen des
gelehrten Wissens, sollte hier zugleich mit der
populären Bestimmung verbunden seyn, ge-
meinnützige Kenntnisse unter das Volk zu ver-
breiten. Man hat es Petern dem Gros-
sen
häufig zu einem Vorwurf gemacht, daß
er bey seinem Plan für die Volksbildung eher
an eine Akademie als an Schulen gedacht ha-
be; aber dieser Vorwurf ist ungegründet. Die
Grundlage die dieser große Fürst für die Kul-
tur seiner Nation entwarf, war viel tiefer be-
rechnet und viel zweckmäßiger angeordnet, als
seine unbesonnenen Tadler nur geahndet ha-
ben. Man sieht aus dem Reglement, welches
der unsterbliche Kaiser für die, nach seinem
Tode gestiftete, Akademie bestimmte, daß sie
eigentlich nach seiner Idee die Mutter aller
künftig in Rußland zu gründenden Unterrichts-
anstalten werden sollte. Aus ihrer Mitte soll-
ten Volkslehrer hervorgehn, die Wissenschaften

E 5

Unter allen in der Reſidenz befindlichen ge-
lehrten Anſtalten hat keine einen ſo unbeſtimm-
ten und zugleich ausgebreiteten Wirkungskreis,
als die Akademie der Wiſſenſchaften.
Der eigentliche Zweck aller Stiftungen von
dieſer Gattung: Erweiterung der Grenzen des
gelehrten Wiſſens, ſollte hier zugleich mit der
populaͤren Beſtimmung verbunden ſeyn, ge-
meinnuͤtzige Kenntniſſe unter das Volk zu ver-
breiten. Man hat es Petern dem Groſ-
ſen
haͤufig zu einem Vorwurf gemacht, daß
er bey ſeinem Plan fuͤr die Volksbildung eher
an eine Akademie als an Schulen gedacht ha-
be; aber dieſer Vorwurf iſt ungegruͤndet. Die
Grundlage die dieſer große Fuͤrſt fuͤr die Kul-
tur ſeiner Nation entwarf, war viel tiefer be-
rechnet und viel zweckmaͤßiger angeordnet, als
ſeine unbeſonnenen Tadler nur geahndet ha-
ben. Man ſieht aus dem Reglement, welches
der unſterbliche Kaiſer fuͤr die, nach ſeinem
Tode geſtiftete, Akademie beſtimmte, daß ſie
eigentlich nach ſeiner Idee die Mutter aller
kuͤnftig in Rußland zu gruͤndenden Unterrichts-
anſtalten werden ſollte. Aus ihrer Mitte ſoll-
ten Volkslehrer hervorgehn, die Wiſſenſchaften

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[73/0089] Unter allen in der Reſidenz befindlichen ge- lehrten Anſtalten hat keine einen ſo unbeſtimm- ten und zugleich ausgebreiteten Wirkungskreis, als die Akademie der Wiſſenſchaften. Der eigentliche Zweck aller Stiftungen von dieſer Gattung: Erweiterung der Grenzen des gelehrten Wiſſens, ſollte hier zugleich mit der populaͤren Beſtimmung verbunden ſeyn, ge- meinnuͤtzige Kenntniſſe unter das Volk zu ver- breiten. Man hat es Petern dem Groſ- ſen haͤufig zu einem Vorwurf gemacht, daß er bey ſeinem Plan fuͤr die Volksbildung eher an eine Akademie als an Schulen gedacht ha- be; aber dieſer Vorwurf iſt ungegruͤndet. Die Grundlage die dieſer große Fuͤrſt fuͤr die Kul- tur ſeiner Nation entwarf, war viel tiefer be- rechnet und viel zweckmaͤßiger angeordnet, als ſeine unbeſonnenen Tadler nur geahndet ha- ben. Man ſieht aus dem Reglement, welches der unſterbliche Kaiſer fuͤr die, nach ſeinem Tode geſtiftete, Akademie beſtimmte, daß ſie eigentlich nach ſeiner Idee die Mutter aller kuͤnftig in Rußland zu gruͤndenden Unterrichts- anſtalten werden ſollte. Aus ihrer Mitte ſoll- ten Volkslehrer hervorgehn, die Wiſſenſchaften E 5

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/89>, abgerufen am 22.11.2024.