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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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schaften im Innern des Reiches blühen, wo
der Buchhandel und die Circulation litterari-
scher Kenntnisse noch in ihrer Kindheit sind,
kann die Residenz mit Recht als der Maaßstab
für den extensiven Zustand der Nationalkultur
gelten; ein Vorzug, den sie jedoch mit der
alten Hauptstadt des Reichs in gleichen Ver-
hältnissen theilt. Dieser letztere Umstand mag
meine Leser warnen, das Gemälde welches wir
itzt von dem Zustande der Wissenschaften und
Künste in St. Petersburg entwerfen werden,
nicht für einen vollendeten Abriß des gesamm-
ten wissenschaftlichen Zustandes der Nation
anzunehmen. Nirgend im Reiche leben so
viele Fremde in Staatsbedienungen und ge-
lehrten Aemtern, als hier; nirgend werden
daher die verschiedenen Zweige der ausländi-
schen Litteratur mehr kultivirt, als hier. Aber
so viele achtungswürdige und zum Theil aus-
gezeichnete russische Schriftsteller die Residenz
hervorgebracht hat, so hat Moskau deren
doch noch mehr aufzuweisen, und die meisten
und besten Werke in der Nationalsprache ha-
ben dort ihr Daseyn erhalten. Der feinere
und gebildete Theil des russischen Adels lebt

ſchaften im Innern des Reiches bluͤhen, wo
der Buchhandel und die Circulation litterari-
ſcher Kenntniſſe noch in ihrer Kindheit ſind,
kann die Reſidenz mit Recht als der Maaßſtab
fuͤr den extenſiven Zuſtand der Nationalkultur
gelten; ein Vorzug, den ſie jedoch mit der
alten Hauptſtadt des Reichs in gleichen Ver-
haͤltniſſen theilt. Dieſer letztere Umſtand mag
meine Leſer warnen, das Gemaͤlde welches wir
itzt von dem Zuſtande der Wiſſenſchaften und
Kuͤnſte in St. Petersburg entwerfen werden,
nicht fuͤr einen vollendeten Abriß des geſamm-
ten wiſſenſchaftlichen Zuſtandes der Nation
anzunehmen. Nirgend im Reiche leben ſo
viele Fremde in Staatsbedienungen und ge-
lehrten Aemtern, als hier; nirgend werden
daher die verſchiedenen Zweige der auslaͤndi-
ſchen Litteratur mehr kultivirt, als hier. Aber
ſo viele achtungswuͤrdige und zum Theil aus-
gezeichnete ruſſiſche Schriftſteller die Reſidenz
hervorgebracht hat, ſo hat Moskau deren
doch noch mehr aufzuweiſen, und die meiſten
und beſten Werke in der Nationalſprache ha-
ben dort ihr Daſeyn erhalten. Der feinere
und gebildete Theil des ruſſiſchen Adels lebt

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[70/0086] ſchaften im Innern des Reiches bluͤhen, wo der Buchhandel und die Circulation litterari- ſcher Kenntniſſe noch in ihrer Kindheit ſind, kann die Reſidenz mit Recht als der Maaßſtab fuͤr den extenſiven Zuſtand der Nationalkultur gelten; ein Vorzug, den ſie jedoch mit der alten Hauptſtadt des Reichs in gleichen Ver- haͤltniſſen theilt. Dieſer letztere Umſtand mag meine Leſer warnen, das Gemaͤlde welches wir itzt von dem Zuſtande der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte in St. Petersburg entwerfen werden, nicht fuͤr einen vollendeten Abriß des geſamm- ten wiſſenſchaftlichen Zuſtandes der Nation anzunehmen. Nirgend im Reiche leben ſo viele Fremde in Staatsbedienungen und ge- lehrten Aemtern, als hier; nirgend werden daher die verſchiedenen Zweige der auslaͤndi- ſchen Litteratur mehr kultivirt, als hier. Aber ſo viele achtungswuͤrdige und zum Theil aus- gezeichnete ruſſiſche Schriftſteller die Reſidenz hervorgebracht hat, ſo hat Moskau deren doch noch mehr aufzuweiſen, und die meiſten und beſten Werke in der Nationalſprache ha- ben dort ihr Daſeyn erhalten. Der feinere und gebildete Theil des ruſſiſchen Adels lebt

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/86>, abgerufen am 22.11.2024.