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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Unter den Gewerben des Luxus darf ich
endlich auch die Kunstgärtnerey nicht ver-
gessen, welche hier von einigen Fremden, vor-
züglich Holländern, betrieben wird. Die köst-
lichen Früchte und lieblichen Blumen die sie
für den Genuß der Reichen erziehen, werden
mit ungeheuern Preisen bezahlt, daher dieses
Gewerbe, nach Verhältniß, eines der einträg-
lichsten ist. Ein Besuch in den Treibhäusern
dieser Gärtner, den Werkstätten einer sanften,
ruhigen und arbeitsamen Menschenklasse ist ein
lehrreicher, interessanter Unterricht für den
Beobachter. Welch ein Abstand in den Ge-
schäften des bürgerlichen Lebens, von dem nütz-
lichen und unentbehrlichen Fleischer, der, für
unser Bedrfniß, in den Eingeweiden der Thiere
wühlt, die seine Faust mordete -- bis zu dem
üppigen und entbehrlichen Gärtner, der, für
unsere Schwelgerey, der Natur ihre Mecha-
nik stiehlt, um Leben zu erzeugen und um sich
her zu verbreiten! So wie jener, durch sei-
nen ewigen Krieg gegen die Natur allmälig zu
einer Fühllosigkeit herabsinkt, in welcher er sich
als den natürlichen Feind aller lebenden Ge-
schöpfe ansieht, so erhöht die Beschäftigung

Zweiter Theil. E

Unter den Gewerben des Luxus darf ich
endlich auch die Kunſtgaͤrtnerey nicht ver-
geſſen, welche hier von einigen Fremden, vor-
zuͤglich Hollaͤndern, betrieben wird. Die koͤſt-
lichen Fruͤchte und lieblichen Blumen die ſie
fuͤr den Genuß der Reichen erziehen, werden
mit ungeheuern Preiſen bezahlt, daher dieſes
Gewerbe, nach Verhaͤltniß, eines der eintraͤg-
lichſten iſt. Ein Beſuch in den Treibhaͤuſern
dieſer Gaͤrtner, den Werkſtaͤtten einer ſanften,
ruhigen und arbeitſamen Menſchenklaſſe iſt ein
lehrreicher, intereſſanter Unterricht fuͤr den
Beobachter. Welch ein Abſtand in den Ge-
ſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens, von dem nuͤtz-
lichen und unentbehrlichen Fleiſcher, der, fuͤr
unſer Bedrfniß, in den Eingeweiden der Thiere
wuͤhlt, die ſeine Fauſt mordete — bis zu dem
uͤppigen und entbehrlichen Gaͤrtner, der, fuͤr
unſere Schwelgerey, der Natur ihre Mecha-
nik ſtiehlt, um Leben zu erzeugen und um ſich
her zu verbreiten! So wie jener, durch ſei-
nen ewigen Krieg gegen die Natur allmaͤlig zu
einer Fuͤhlloſigkeit herabſinkt, in welcher er ſich
als den natuͤrlichen Feind aller lebenden Ge-
ſchoͤpfe anſieht, ſo erhoͤht die Beſchaͤftigung

Zweiter Theil. E
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[65/0081] Unter den Gewerben des Luxus darf ich endlich auch die Kunſtgaͤrtnerey nicht ver- geſſen, welche hier von einigen Fremden, vor- zuͤglich Hollaͤndern, betrieben wird. Die koͤſt- lichen Fruͤchte und lieblichen Blumen die ſie fuͤr den Genuß der Reichen erziehen, werden mit ungeheuern Preiſen bezahlt, daher dieſes Gewerbe, nach Verhaͤltniß, eines der eintraͤg- lichſten iſt. Ein Beſuch in den Treibhaͤuſern dieſer Gaͤrtner, den Werkſtaͤtten einer ſanften, ruhigen und arbeitſamen Menſchenklaſſe iſt ein lehrreicher, intereſſanter Unterricht fuͤr den Beobachter. Welch ein Abſtand in den Ge- ſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens, von dem nuͤtz- lichen und unentbehrlichen Fleiſcher, der, fuͤr unſer Bedrfniß, in den Eingeweiden der Thiere wuͤhlt, die ſeine Fauſt mordete — bis zu dem uͤppigen und entbehrlichen Gaͤrtner, der, fuͤr unſere Schwelgerey, der Natur ihre Mecha- nik ſtiehlt, um Leben zu erzeugen und um ſich her zu verbreiten! So wie jener, durch ſei- nen ewigen Krieg gegen die Natur allmaͤlig zu einer Fuͤhlloſigkeit herabſinkt, in welcher er ſich als den natuͤrlichen Feind aller lebenden Ge- ſchoͤpfe anſieht, ſo erhoͤht die Beſchaͤftigung Zweiter Theil. E

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/81>, abgerufen am 24.11.2024.