schen betrieben; aber jene feinere Verarbeitung des Holzes, bey welcher der Preis der Erfin- dung und der Kunst den Werth des Materials übertrifft, ist bis itzt nur das Eigenthum ei- niger Ausländer, unter denen sich die Deut- schen zu ihrer Ehre auszeichnen. Die Künst- ler dieser Nation liefern von Zeit zu Zeit Mei- sterstücke, die sie in ruhigen Zwischenzeiten un- ter dem Einfluß des Genies und des Kunstflei- ßes verfertigen, und deren Verkauf ihnen, in der Residenz eines großen und geschmackvollen Hofes, gewiß ist. So stellte vor einiger Zeit ein hiesiger Tischler einen Schrank aus, der an Erfindung, Geschmack und Vollkommen- heit der Arbeit alles übertraf was ich je in dieser Gattung gesehen hatte. Der Preis die- ses Kunstwerks war siebentausend Rubel, und dennoch versicherte der Künstler, daß er mit dieser Summe nicht für die jahrelange An- strengung bezahlt werden könne, die ihm die Verfertigung desselben gekostet habe. Ein an- deres Denkmal des deutschen Kunstfleißes be- wahrt die Akademie der Wissenschaften in dem Modell einer Brücke, nach der Angabe des Etatsrath von Gerhard. Diese Brücke die
ſchen betrieben; aber jene feinere Verarbeitung des Holzes, bey welcher der Preis der Erfin- dung und der Kunſt den Werth des Materials uͤbertrifft, iſt bis itzt nur das Eigenthum ei- niger Auslaͤnder, unter denen ſich die Deut- ſchen zu ihrer Ehre auszeichnen. Die Kuͤnſt- ler dieſer Nation liefern von Zeit zu Zeit Mei- ſterſtuͤcke, die ſie in ruhigen Zwiſchenzeiten un- ter dem Einfluß des Genies und des Kunſtflei- ßes verfertigen, und deren Verkauf ihnen, in der Reſidenz eines großen und geſchmackvollen Hofes, gewiß iſt. So ſtellte vor einiger Zeit ein hieſiger Tiſchler einen Schrank aus, der an Erfindung, Geſchmack und Vollkommen- heit der Arbeit alles uͤbertraf was ich je in dieſer Gattung geſehen hatte. Der Preis die- ſes Kunſtwerks war ſiebentauſend Rubel, und dennoch verſicherte der Kuͤnſtler, daß er mit dieſer Summe nicht fuͤr die jahrelange An- ſtrengung bezahlt werden koͤnne, die ihm die Verfertigung deſſelben gekoſtet habe. Ein an- deres Denkmal des deutſchen Kunſtfleißes be- wahrt die Akademie der Wiſſenſchaften in dem Modell einer Bruͤcke, nach der Angabe des Etatsrath von Gerhard. Dieſe Bruͤcke die
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ſchen betrieben; aber jene feinere Verarbeitung
des Holzes, bey welcher der Preis der Erfin-
dung und der Kunſt den Werth des Materials
uͤbertrifft, iſt bis itzt nur das Eigenthum ei-
niger Auslaͤnder, unter denen ſich die Deut-
ſchen zu ihrer Ehre auszeichnen. Die Kuͤnſt-
ler dieſer Nation liefern von Zeit zu Zeit Mei-
ſterſtuͤcke, die ſie in ruhigen Zwiſchenzeiten un-
ter dem Einfluß des Genies und des Kunſtflei-
ßes verfertigen, und deren Verkauf ihnen, in
der Reſidenz eines großen und geſchmackvollen
Hofes, gewiß iſt. So ſtellte vor einiger Zeit
ein hieſiger Tiſchler einen Schrank aus, der
an Erfindung, Geſchmack und Vollkommen-
heit der Arbeit alles uͤbertraf was ich je in
dieſer Gattung geſehen hatte. Der Preis die-
ſes Kunſtwerks war ſiebentauſend Rubel, und
dennoch verſicherte der Kuͤnſtler, daß er mit
dieſer Summe nicht fuͤr die jahrelange An-
ſtrengung bezahlt werden koͤnne, die ihm die
Verfertigung deſſelben gekoſtet habe. Ein an-
deres Denkmal des deutſchen Kunſtfleißes be-
wahrt die Akademie der Wiſſenſchaften in dem
Modell einer Bruͤcke, nach der Angabe des
Etatsrath von Gerhard. Dieſe Bruͤcke die
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/76>, abgerufen am 22.11.2024.
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