geschmackvolle Arbeit die sie liefern, wird häufig in den Magazinen für englische oder französische Waare verkauft, und sie steht sicherlich in keinem Betrachte nach. Diese Beschäftigung, welche eine anständige Quelle des Erwerbs für viele Wittwen und unversorgte Frauenzimmer wird, mindert durch diesen Umstand die Schädlichkeit ihres Zwecks. Vielleicht ist die Bemerkung nicht überflüßig, daß hier nirgend, selbst auf den Theatern nicht, die unächte Stickerey ge- bräuchlich ist. -- Auch gehört in diese Rubrik das Heer der Putzmacherinnen, die größ- tentheils französischen Geblüts, und hier, wie in Paris, neben ihrer Industrie, gemeiniglich mit mancherley angenehmen und einträglichen Talenten versehen sind. Ihre Menge nimmt täglich zu, und wunderbar! je größer ihre An- zahl wird, desto besser scheinen sie hier zu gedei- hen. So niedlich, elegant und geschmackvoll ih- re Arbeiten sind, so ungeheuer ist der Preis der- selben; eine Modenhändlerinn, die ihr Hand- werk versteht, kann den Weg zum Reichthum nie verfehlen. Die mehresten unter ihnen steu- ern nur auf dieses Ziel los, welches sie denn auch, später oder früher, gewiß erreichen und
geſchmackvolle Arbeit die ſie liefern, wird haͤufig in den Magazinen fuͤr engliſche oder franzoͤſiſche Waare verkauft, und ſie ſteht ſicherlich in keinem Betrachte nach. Dieſe Beſchaͤftigung, welche eine anſtaͤndige Quelle des Erwerbs fuͤr viele Wittwen und unverſorgte Frauenzimmer wird, mindert durch dieſen Umſtand die Schaͤdlichkeit ihres Zwecks. Vielleicht iſt die Bemerkung nicht uͤberfluͤßig, daß hier nirgend, ſelbſt auf den Theatern nicht, die unaͤchte Stickerey ge- braͤuchlich iſt. — Auch gehoͤrt in dieſe Rubrik das Heer der Putzmacherinnen, die groͤß- tentheils franzoͤſiſchen Gebluͤts, und hier, wie in Paris, neben ihrer Induſtrie, gemeiniglich mit mancherley angenehmen und eintraͤglichen Talenten verſehen ſind. Ihre Menge nimmt taͤglich zu, und wunderbar! je groͤßer ihre An- zahl wird, deſto beſſer ſcheinen ſie hier zu gedei- hen. So niedlich, elegant und geſchmackvoll ih- re Arbeiten ſind, ſo ungeheuer iſt der Preis der- ſelben; eine Modenhaͤndlerinn, die ihr Hand- werk verſteht, kann den Weg zum Reichthum nie verfehlen. Die mehreſten unter ihnen ſteu- ern nur auf dieſes Ziel los, welches ſie denn auch, ſpaͤter oder fruͤher, gewiß erreichen und
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geſchmackvolle Arbeit die ſie liefern, wird haͤufig
in den Magazinen fuͤr engliſche oder franzoͤſiſche
Waare verkauft, und ſie ſteht ſicherlich in keinem
Betrachte nach. Dieſe Beſchaͤftigung, welche
eine anſtaͤndige Quelle des Erwerbs fuͤr viele
Wittwen und unverſorgte Frauenzimmer wird,
mindert durch dieſen Umſtand die Schaͤdlichkeit
ihres Zwecks. Vielleicht iſt die Bemerkung
nicht uͤberfluͤßig, daß hier nirgend, ſelbſt auf
den Theatern nicht, die unaͤchte Stickerey ge-
braͤuchlich iſt. — Auch gehoͤrt in dieſe Rubrik
das Heer der Putzmacherinnen, die groͤß-
tentheils franzoͤſiſchen Gebluͤts, und hier, wie
in Paris, neben ihrer Induſtrie, gemeiniglich
mit mancherley angenehmen und eintraͤglichen
Talenten verſehen ſind. Ihre Menge nimmt
taͤglich zu, und wunderbar! je groͤßer ihre An-
zahl wird, deſto beſſer ſcheinen ſie hier zu gedei-
hen. So niedlich, elegant und geſchmackvoll ih-
re Arbeiten ſind, ſo ungeheuer iſt der Preis der-
ſelben; eine Modenhaͤndlerinn, die ihr Hand-
werk verſteht, kann den Weg zum Reichthum
nie verfehlen. Die mehreſten unter ihnen ſteu-
ern nur auf dieſes Ziel los, welches ſie denn
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/72>, abgerufen am 22.11.2024.
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