Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

ten. Itzt werden sie allmälig von russischen
Großen und deutschen Kaufleuten verdrängt.

Die Engländer handeln bey allen öffentli-
chen Vorfällen mit einem Gemeingeist, der ih-
nen Ehre macht. Wenn es möglich ist, einen
aus ihrem Mittel vom Bankerott zu retten,
so geschieht's. Vor einigen Jahren brannte
einem hiesigen Engländer von mittelmäßigen
Glücksumständen sein hölzernes Haus ab, und
Tags darauf erhielt er einen, unter seinen
Landsleuten gesammelten Beytrag von mehre-
ren tausend Rubeln.

Unter den übrigen fremden Einwohnern
zeichnet sich keine Nation durch ihre Anzahl
oder Eigenthümlichkeit aus. Die Holländer
sind fast sämmtlich Kaufleute oder Gärtner,
leben still und schließen sich ziemlich an die
Deutschen. Die wenigen Polen, Dänen,
Spanier, Portugiesen
und Italiener
die hier ansäßig sind, werden unter der großen
Masse von Menschen nicht sehr bemerklich und
können auch zum Theil nur als periodische
Einwohner angesehen werden. Zahlreicher sind
die Schweden; sie treiben Handwerke und
Manufakturen, sind arbeitsam und thätig,

J i 3

ten. Itzt werden ſie allmaͤlig von ruſſiſchen
Großen und deutſchen Kaufleuten verdraͤngt.

Die Englaͤnder handeln bey allen oͤffentli-
chen Vorfaͤllen mit einem Gemeingeiſt, der ih-
nen Ehre macht. Wenn es moͤglich iſt, einen
aus ihrem Mittel vom Bankerott zu retten,
ſo geſchieht’s. Vor einigen Jahren brannte
einem hieſigen Englaͤnder von mittelmaͤßigen
Gluͤcksumſtaͤnden ſein hoͤlzernes Haus ab, und
Tags darauf erhielt er einen, unter ſeinen
Landsleuten geſammelten Beytrag von mehre-
ren tauſend Rubeln.

Unter den uͤbrigen fremden Einwohnern
zeichnet ſich keine Nation durch ihre Anzahl
oder Eigenthuͤmlichkeit aus. Die Hollaͤnder
ſind faſt ſaͤmmtlich Kaufleute oder Gaͤrtner,
leben ſtill und ſchließen ſich ziemlich an die
Deutſchen. Die wenigen Polen, Daͤnen,
Spanier, Portugieſen
und Italiener
die hier anſaͤßig ſind, werden unter der großen
Maſſe von Menſchen nicht ſehr bemerklich und
koͤnnen auch zum Theil nur als periodiſche
Einwohner angeſehen werden. Zahlreicher ſind
die Schweden; ſie treiben Handwerke und
Manufakturen, ſind arbeitſam und thaͤtig,

J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0519" n="501"/>
ten. Itzt werden &#x017F;ie allma&#x0364;lig von ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Großen und deut&#x017F;chen Kaufleuten verdra&#x0364;ngt.</p><lb/>
          <p>Die Engla&#x0364;nder handeln bey allen o&#x0364;ffentli-<lb/>
chen Vorfa&#x0364;llen mit einem Gemeingei&#x017F;t, der ih-<lb/>
nen Ehre macht. Wenn es mo&#x0364;glich i&#x017F;t, einen<lb/>
aus ihrem Mittel vom Bankerott zu retten,<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chieht&#x2019;s. Vor einigen Jahren brannte<lb/>
einem hie&#x017F;igen Engla&#x0364;nder von mittelma&#x0364;ßigen<lb/>
Glu&#x0364;cksum&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ein ho&#x0364;lzernes Haus ab, und<lb/>
Tags darauf erhielt er einen, unter &#x017F;einen<lb/>
Landsleuten ge&#x017F;ammelten Beytrag von mehre-<lb/>
ren tau&#x017F;end Rubeln.</p><lb/>
          <p>Unter den u&#x0364;brigen fremden Einwohnern<lb/>
zeichnet &#x017F;ich keine Nation durch ihre Anzahl<lb/>
oder Eigenthu&#x0364;mlichkeit aus. Die <hi rendition="#g">Holla&#x0364;nder</hi><lb/>
&#x017F;ind fa&#x017F;t &#x017F;a&#x0364;mmtlich Kaufleute oder Ga&#x0364;rtner,<lb/>
leben &#x017F;till und &#x017F;chließen &#x017F;ich ziemlich an die<lb/>
Deut&#x017F;chen. Die wenigen <hi rendition="#g">Polen, Da&#x0364;nen,<lb/>
Spanier, Portugie&#x017F;en</hi> und <hi rendition="#g">Italiener</hi><lb/>
die hier an&#x017F;a&#x0364;ßig &#x017F;ind, werden unter der großen<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e von Men&#x017F;chen nicht &#x017F;ehr bemerklich und<lb/>
ko&#x0364;nnen auch zum Theil nur als periodi&#x017F;che<lb/>
Einwohner ange&#x017F;ehen werden. Zahlreicher &#x017F;ind<lb/>
die <hi rendition="#g">Schweden</hi>; &#x017F;ie treiben Handwerke und<lb/>
Manufakturen, &#x017F;ind arbeit&#x017F;am und tha&#x0364;tig,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0519] ten. Itzt werden ſie allmaͤlig von ruſſiſchen Großen und deutſchen Kaufleuten verdraͤngt. Die Englaͤnder handeln bey allen oͤffentli- chen Vorfaͤllen mit einem Gemeingeiſt, der ih- nen Ehre macht. Wenn es moͤglich iſt, einen aus ihrem Mittel vom Bankerott zu retten, ſo geſchieht’s. Vor einigen Jahren brannte einem hieſigen Englaͤnder von mittelmaͤßigen Gluͤcksumſtaͤnden ſein hoͤlzernes Haus ab, und Tags darauf erhielt er einen, unter ſeinen Landsleuten geſammelten Beytrag von mehre- ren tauſend Rubeln. Unter den uͤbrigen fremden Einwohnern zeichnet ſich keine Nation durch ihre Anzahl oder Eigenthuͤmlichkeit aus. Die Hollaͤnder ſind faſt ſaͤmmtlich Kaufleute oder Gaͤrtner, leben ſtill und ſchließen ſich ziemlich an die Deutſchen. Die wenigen Polen, Daͤnen, Spanier, Portugieſen und Italiener die hier anſaͤßig ſind, werden unter der großen Maſſe von Menſchen nicht ſehr bemerklich und koͤnnen auch zum Theil nur als periodiſche Einwohner angeſehen werden. Zahlreicher ſind die Schweden; ſie treiben Handwerke und Manufakturen, ſind arbeitſam und thaͤtig, J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/519
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/519>, abgerufen am 21.11.2024.