Fäuste der Engländer schickten sich an, dem Streit via facti ein Ende zu machen. Indes- sen suchte der Holländer das Korpus delikti in seine Gewahrsam zu bringen.
Nach langem Debattiren, und weil er keine Möglichkeit sah, hier zu entkommen, ließ er sich zu funfzig Rubeln willig finden. Die Brit- ten bestunden auf hundert. Dieser Vorschlag schien dem Holländer so unbillig, daß er er- klärte, sich eher dem ganzen Gewicht ihrer Fäuste preis geben zu wollen.
"Halt Kinder!" rief der Engländer seinen Landsleuten zu, der vorhin den ersten Angriff auf die Großmuth des Holländers gethan hatte. "Ein Vorschlag zur Güte. Der Beutel da ist zwar nicht euer, aber ihr seyd Britten, und die Frau hier hat, bey Gott! brav ge- handelt und muß belohnt werden. Hurtig die Hände in den Sack! Wir werfen die hun- dert Rubel zusammen!"
Gesagt, gethan. Der Holländer, durch diesen Schlag betäubt, hatte noch nicht Zeit gehabt, sich zu fassen, als schon die hundert Rubel wohlgezählt auf dem Tische lagen.
Das
Faͤuſte der Englaͤnder ſchickten ſich an, dem Streit via facti ein Ende zu machen. Indeſ- ſen ſuchte der Hollaͤnder das Korpus delikti in ſeine Gewahrſam zu bringen.
Nach langem Debattiren, und weil er keine Moͤglichkeit ſah, hier zu entkommen, ließ er ſich zu funfzig Rubeln willig finden. Die Brit- ten beſtunden auf hundert. Dieſer Vorſchlag ſchien dem Hollaͤnder ſo unbillig, daß er er- klaͤrte, ſich eher dem ganzen Gewicht ihrer Faͤuſte preis geben zu wollen.
„Halt Kinder!“ rief der Englaͤnder ſeinen Landsleuten zu, der vorhin den erſten Angriff auf die Großmuth des Hollaͤnders gethan hatte. „Ein Vorſchlag zur Guͤte. Der Beutel da iſt zwar nicht euer, aber ihr ſeyd Britten, und die Frau hier hat, bey Gott! brav ge- handelt und muß belohnt werden. Hurtig die Haͤnde in den Sack! Wir werfen die hun- dert Rubel zuſammen!“
Geſagt, gethan. Der Hollaͤnder, durch dieſen Schlag betaͤubt, hatte noch nicht Zeit gehabt, ſich zu faſſen, als ſchon die hundert Rubel wohlgezaͤhlt auf dem Tiſche lagen.
Das
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Faͤuſte der Englaͤnder ſchickten ſich an, dem
Streit via facti ein Ende zu machen. Indeſ-
ſen ſuchte der Hollaͤnder das Korpus delikti
in ſeine Gewahrſam zu bringen.
Nach langem Debattiren, und weil er keine
Moͤglichkeit ſah, hier zu entkommen, ließ er
ſich zu funfzig Rubeln willig finden. Die Brit-
ten beſtunden auf hundert. Dieſer Vorſchlag
ſchien dem Hollaͤnder ſo unbillig, daß er er-
klaͤrte, ſich eher dem ganzen Gewicht ihrer
Faͤuſte preis geben zu wollen.
„Halt Kinder!“ rief der Englaͤnder ſeinen
Landsleuten zu, der vorhin den erſten Angriff
auf die Großmuth des Hollaͤnders gethan hatte.
„Ein Vorſchlag zur Guͤte. Der Beutel da
iſt zwar nicht euer, aber ihr ſeyd Britten,
und die Frau hier hat, bey Gott! brav ge-
handelt und muß belohnt werden. Hurtig die
Haͤnde in den Sack! Wir werfen die hun-
dert Rubel zuſammen!“
Geſagt, gethan. Der Hollaͤnder, durch
dieſen Schlag betaͤubt, hatte noch nicht Zeit
gehabt, ſich zu faſſen, als ſchon die hundert
Rubel wohlgezaͤhlt auf dem Tiſche lagen.
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/514>, abgerufen am 25.11.2024.
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