diese vorzüglich karakterisirt, davon wird in der Folge ausführlicher die Rede seyn.
Unter den Ausländern sind die Deut- schen, sowol durch ihre große Anzahl, die der Bevölkerung einer beträchtlichen Stadt Ehre machen würde, als auch durch die Ver- bindung in welcher sie mit den Russen leben und durch den Einfluß den sie auf diese haben, vorzüglich merkwürdig. In allen Ständen giebt es hier Deutsche, und in jedem derselben, den Handelsstand ausgenommen, überwiegen sie die übrigen Ausländer. Da sie sich mehr als diese an die Nation schließen, und die Lan- dessprache oft bis zur größten Vollkommenheit erlernen, so haben sie unter allen fremden seßhaften Einwohnern besonders Anspruch auf Staatsbedienungen und militairische Würden. In der That giebt es hier fast kein einziges Departement von Wichtigkeit, in welchem nicht Deutsche, und zum Theil in sehr bedeu- tenden und ehrenvollen Aemtern angestellt wären; ein Beweis ihrer Brauchbarkeit, der um so weniger zweydeutig ist, da sie auch hier das Schicksal haben, welches die Deutschen fast unter allen europäischen Nationen ver-
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dieſe vorzuͤglich karakteriſirt, davon wird in der Folge ausfuͤhrlicher die Rede ſeyn.
Unter den Auslaͤndern ſind die Deut- ſchen, ſowol durch ihre große Anzahl, die der Bevoͤlkerung einer betraͤchtlichen Stadt Ehre machen wuͤrde, als auch durch die Ver- bindung in welcher ſie mit den Ruſſen leben und durch den Einfluß den ſie auf dieſe haben, vorzuͤglich merkwuͤrdig. In allen Staͤnden giebt es hier Deutſche, und in jedem derſelben, den Handelsſtand ausgenommen, uͤberwiegen ſie die uͤbrigen Auslaͤnder. Da ſie ſich mehr als dieſe an die Nation ſchließen, und die Lan- desſprache oft bis zur groͤßten Vollkommenheit erlernen, ſo haben ſie unter allen fremden ſeßhaften Einwohnern beſonders Anſpruch auf Staatsbedienungen und militairiſche Wuͤrden. In der That giebt es hier faſt kein einziges Departement von Wichtigkeit, in welchem nicht Deutſche, und zum Theil in ſehr bedeu- tenden und ehrenvollen Aemtern angeſtellt waͤren; ein Beweis ihrer Brauchbarkeit, der um ſo weniger zweydeutig iſt, da ſie auch hier das Schickſal haben, welches die Deutſchen faſt unter allen europaͤiſchen Nationen ver-
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dieſe vorzuͤglich karakteriſirt, davon wird in der
Folge ausfuͤhrlicher die Rede ſeyn.
Unter den Auslaͤndern ſind die Deut-
ſchen, ſowol durch ihre große Anzahl, die
der Bevoͤlkerung einer betraͤchtlichen Stadt
Ehre machen wuͤrde, als auch durch die Ver-
bindung in welcher ſie mit den Ruſſen leben
und durch den Einfluß den ſie auf dieſe haben,
vorzuͤglich merkwuͤrdig. In allen Staͤnden
giebt es hier Deutſche, und in jedem derſelben,
den Handelsſtand ausgenommen, uͤberwiegen
ſie die uͤbrigen Auslaͤnder. Da ſie ſich mehr
als dieſe an die Nation ſchließen, und die Lan-
desſprache oft bis zur groͤßten Vollkommenheit
erlernen, ſo haben ſie unter allen fremden
ſeßhaften Einwohnern beſonders Anſpruch auf
Staatsbedienungen und militairiſche Wuͤrden.
In der That giebt es hier faſt kein einziges
Departement von Wichtigkeit, in welchem
nicht Deutſche, und zum Theil in ſehr bedeu-
tenden und ehrenvollen Aemtern angeſtellt
waͤren; ein Beweis ihrer Brauchbarkeit, der
um ſo weniger zweydeutig iſt, da ſie auch hier
das Schickſal haben, welches die Deutſchen
faſt unter allen europaͤiſchen Nationen ver-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/503>, abgerufen am 24.11.2024.
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