rührt theils daher, weil bey weitem der größte Theil der Ausländer zu den gebildeten Klassen gehört und daher in diesen sehr merklich wird; theils auch weil nirgend so viele Sprachen üblich sind und weil die Ausländer die ihrigen unter sich und mit den Russen sprechen. Die ansäßigen Ausländer in Paris, London, Rom, u. s. w. gehören nur zu den untern Volksgat- tungen, können ohne die Kenntniß der Landes- sprache schlechterdings nicht bestehen, und fü- gen sich nach den herrschenden Sitten und Ge- bräuchen. Daher kommt es, daß ihre Anzahl, selbst da wo sie sehr groß ist, nicht nur nicht auffällt, sondern völlig unbemerkt bleibt. Hier trifft gerade das Gegentheil zu. Ein Deutscher z. B. der als Fremdling hier ankömmt, kann bey deutschen Gastwirthen wohnen, seine Be- dürfnisse bey deutschen Handwerkern bestellen, deutsche Bediente miethen, deutsche hiesige Zeitungen und Intelligenzblätter lesen, deutsche Kirchen besuchen, seine Kinder in deutsche Schulen schicken, deutsche Bekanntschaften in allen Ständen finden bis zum Throne hinauf, und allen Genuß des gesellschaftlichen Lebens theilen, ohne die Landessprache zu wissen. Er
Zweiter Theil. H h
ruͤhrt theils daher, weil bey weitem der groͤßte Theil der Auslaͤnder zu den gebildeten Klaſſen gehoͤrt und daher in dieſen ſehr merklich wird; theils auch weil nirgend ſo viele Sprachen uͤblich ſind und weil die Auslaͤnder die ihrigen unter ſich und mit den Ruſſen ſprechen. Die anſaͤßigen Auslaͤnder in Paris, London, Rom, u. ſ. w. gehoͤren nur zu den untern Volksgat- tungen, koͤnnen ohne die Kenntniß der Landes- ſprache ſchlechterdings nicht beſtehen, und fuͤ- gen ſich nach den herrſchenden Sitten und Ge- braͤuchen. Daher kommt es, daß ihre Anzahl, ſelbſt da wo ſie ſehr groß iſt, nicht nur nicht auffaͤllt, ſondern voͤllig unbemerkt bleibt. Hier trifft gerade das Gegentheil zu. Ein Deutſcher z. B. der als Fremdling hier ankoͤmmt, kann bey deutſchen Gaſtwirthen wohnen, ſeine Be- duͤrfniſſe bey deutſchen Handwerkern beſtellen, deutſche Bediente miethen, deutſche hieſige Zeitungen und Intelligenzblaͤtter leſen, deutſche Kirchen beſuchen, ſeine Kinder in deutſche Schulen ſchicken, deutſche Bekanntſchaften in allen Staͤnden finden bis zum Throne hinauf, und allen Genuß des geſellſchaftlichen Lebens theilen, ohne die Landesſprache zu wiſſen. Er
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ruͤhrt theils daher, weil bey weitem der groͤßte
Theil der Auslaͤnder zu den gebildeten Klaſſen
gehoͤrt und daher in dieſen ſehr merklich wird;
theils auch weil nirgend ſo viele Sprachen
uͤblich ſind und weil die Auslaͤnder die ihrigen
unter ſich und mit den Ruſſen ſprechen. Die
anſaͤßigen Auslaͤnder in Paris, London, Rom,
u. ſ. w. gehoͤren nur zu den untern Volksgat-
tungen, koͤnnen ohne die Kenntniß der Landes-
ſprache ſchlechterdings nicht beſtehen, und fuͤ-
gen ſich nach den herrſchenden Sitten und Ge-
braͤuchen. Daher kommt es, daß ihre Anzahl,
ſelbſt da wo ſie ſehr groß iſt, nicht nur nicht
auffaͤllt, ſondern voͤllig unbemerkt bleibt. Hier
trifft gerade das Gegentheil zu. Ein Deutſcher
z. B. der als Fremdling hier ankoͤmmt, kann
bey deutſchen Gaſtwirthen wohnen, ſeine Be-
duͤrfniſſe bey deutſchen Handwerkern beſtellen,
deutſche Bediente miethen, deutſche hieſige
Zeitungen und Intelligenzblaͤtter leſen, deutſche
Kirchen beſuchen, ſeine Kinder in deutſche
Schulen ſchicken, deutſche Bekanntſchaften in
allen Staͤnden finden bis zum Throne hinauf,
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/499>, abgerufen am 27.11.2024.
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