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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Ueber den herrschenden Geschmack in Equi-
page, Bedienung und Kleidung ist hin und
wieder schon das Nöthige gesagt. Die Tafeln
der Großen werden gewöhnlich von französi-
schen Köchen besorgt; zuweilen erscheint ein
Nationalgericht, welches sich durch seine gute
Zubereitung empfiehlt, und in manchen Häu-
sern sind französische, deutsche und russische
Köche vorhanden, um jeden Geschmack befrie-
digen zu können. An die Fasten bindet man
sich nicht überall auf das strengste; wo dies
aber auch der Fall ist, da finden sich gewöhn-
lich doppelte Schüsseln, um die Ausländer nicht
einem gleichen Zwange zu unterwerfen. Die
Tafel macht eine sehr beträchtliche Rubrik un-
ter den Ausgaben der Großen. Es giebt Häu-
ser, in welchen täglich hundert und mehr Ru-
bel für diesen einzigen Artikel bestimmt sind,
ohne den großen Einkauf, die Getränke und
den Nachtisch zu rechnen. Leckereyen aus weit-
entfernten Ländern werden zuweilen sogar durch
Eilboten herbeygeschafft, und es hat Fälle ge-
geben, wo eine einzige Fischsuppe fünf bis
sechshundert Rubel zu stehen kam. In vielen
Häusern ist die Tafel täglich und zu allen

Ueber den herrſchenden Geſchmack in Equi-
page, Bedienung und Kleidung iſt hin und
wieder ſchon das Noͤthige geſagt. Die Tafeln
der Großen werden gewoͤhnlich von franzoͤſi-
ſchen Koͤchen beſorgt; zuweilen erſcheint ein
Nationalgericht, welches ſich durch ſeine gute
Zubereitung empfiehlt, und in manchen Haͤu-
ſern ſind franzoͤſiſche, deutſche und ruſſiſche
Koͤche vorhanden, um jeden Geſchmack befrie-
digen zu koͤnnen. An die Faſten bindet man
ſich nicht uͤberall auf das ſtrengſte; wo dies
aber auch der Fall iſt, da finden ſich gewoͤhn-
lich doppelte Schuͤſſeln, um die Auslaͤnder nicht
einem gleichen Zwange zu unterwerfen. Die
Tafel macht eine ſehr betraͤchtliche Rubrik un-
ter den Ausgaben der Großen. Es giebt Haͤu-
ſer, in welchen taͤglich hundert und mehr Ru-
bel fuͤr dieſen einzigen Artikel beſtimmt ſind,
ohne den großen Einkauf, die Getraͤnke und
den Nachtiſch zu rechnen. Leckereyen aus weit-
entfernten Laͤndern werden zuweilen ſogar durch
Eilboten herbeygeſchafft, und es hat Faͤlle ge-
geben, wo eine einzige Fiſchſuppe fuͤnf bis
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[474/0492] Ueber den herrſchenden Geſchmack in Equi- page, Bedienung und Kleidung iſt hin und wieder ſchon das Noͤthige geſagt. Die Tafeln der Großen werden gewoͤhnlich von franzoͤſi- ſchen Koͤchen beſorgt; zuweilen erſcheint ein Nationalgericht, welches ſich durch ſeine gute Zubereitung empfiehlt, und in manchen Haͤu- ſern ſind franzoͤſiſche, deutſche und ruſſiſche Koͤche vorhanden, um jeden Geſchmack befrie- digen zu koͤnnen. An die Faſten bindet man ſich nicht uͤberall auf das ſtrengſte; wo dies aber auch der Fall iſt, da finden ſich gewoͤhn- lich doppelte Schuͤſſeln, um die Auslaͤnder nicht einem gleichen Zwange zu unterwerfen. Die Tafel macht eine ſehr betraͤchtliche Rubrik un- ter den Ausgaben der Großen. Es giebt Haͤu- ſer, in welchen taͤglich hundert und mehr Ru- bel fuͤr dieſen einzigen Artikel beſtimmt ſind, ohne den großen Einkauf, die Getraͤnke und den Nachtiſch zu rechnen. Leckereyen aus weit- entfernten Laͤndern werden zuweilen ſogar durch Eilboten herbeygeſchafft, und es hat Faͤlle ge- geben, wo eine einzige Fiſchſuppe fuͤnf bis ſechshundert Rubel zu ſtehen kam. In vielen Haͤuſern iſt die Tafel taͤglich und zu allen

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/492>, abgerufen am 27.11.2024.