Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.nach dem herrschenden Ton zu leben, zwingt nach dem herrſchenden Ton zu leben, zwingt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0479" n="461"/> nach dem herrſchenden Ton zu leben, zwingt<lb/> die Hausfrauen in den minder wohlhabenden<lb/> Klaſſen des Mittelſtandes zu einer kuͤnſtlichen<lb/> und erfinderiſchen Sparſamkeit, und nirgend<lb/> vielleicht iſt der weibliche Geiſt in dieſem Raf-<lb/> finement gluͤcklicher geweſen als hier. Nicht<lb/> ſelten ſcheitern aber auch allzukuͤnſtlich berech-<lb/> nete Plane, und dann zwingt die Noth zu ei-<lb/> ner herben oͤffentlichen Entſagung. Erhoͤheter<lb/> Luxus und ſteigende Preiſe gehen hier Hand<lb/> in Hand; viele Familien bequemen ſich daher<lb/> freywillig zu einer eingeſchraͤnktern Lebensweiſe,<lb/> deren Ausfuͤhrung ihnen durch den Zuſammen-<lb/> fluß mehrerer Umſtaͤnde erleichtert wird. Jeder<lb/> kann hier ſo iſolirt leben, als er es fuͤr gut<lb/> findet; die Veraͤnderung des Wohnorts aus<lb/> einem Stadttheile in einen andern entfernten<lb/> beguͤnſtigt das Zuruͤckziehen aus dem Zirkel<lb/> ehemaliger Bekanntſchaften; die zerſtreute Le-<lb/> bensart in den Sommermonaten giebt leicht<lb/> Veranlaſſung und Vorwand, den Gang des<lb/> geſellſchaftlichen Lebens zu aͤndern und ſich von<lb/> den Zirkeln loszuſagen, die man ehemals bey<lb/> ſich verſammelte. Solche Kataſtrophen gehen<lb/> zwar nicht ganz ohne alles Aufſehen ab; aber<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [461/0479]
nach dem herrſchenden Ton zu leben, zwingt
die Hausfrauen in den minder wohlhabenden
Klaſſen des Mittelſtandes zu einer kuͤnſtlichen
und erfinderiſchen Sparſamkeit, und nirgend
vielleicht iſt der weibliche Geiſt in dieſem Raf-
finement gluͤcklicher geweſen als hier. Nicht
ſelten ſcheitern aber auch allzukuͤnſtlich berech-
nete Plane, und dann zwingt die Noth zu ei-
ner herben oͤffentlichen Entſagung. Erhoͤheter
Luxus und ſteigende Preiſe gehen hier Hand
in Hand; viele Familien bequemen ſich daher
freywillig zu einer eingeſchraͤnktern Lebensweiſe,
deren Ausfuͤhrung ihnen durch den Zuſammen-
fluß mehrerer Umſtaͤnde erleichtert wird. Jeder
kann hier ſo iſolirt leben, als er es fuͤr gut
findet; die Veraͤnderung des Wohnorts aus
einem Stadttheile in einen andern entfernten
beguͤnſtigt das Zuruͤckziehen aus dem Zirkel
ehemaliger Bekanntſchaften; die zerſtreute Le-
bensart in den Sommermonaten giebt leicht
Veranlaſſung und Vorwand, den Gang des
geſellſchaftlichen Lebens zu aͤndern und ſich von
den Zirkeln loszuſagen, die man ehemals bey
ſich verſammelte. Solche Kataſtrophen gehen
zwar nicht ganz ohne alles Aufſehen ab; aber
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