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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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die Mühseligkeiten des Sommers nur ein
leichtes Joch und eine angenehme Bürde.
Bey seinem Eintritt bedeckt sich der Horizont
mit dicken grauen Wolken, durch die kein Son-
nenstral dringt; feuchte Nebel verfinstern Mor-
gens und Abends die Luft; ein selten unter-
brochener Regen überschwemmt die Gassen
und verursacht einen Koth, gegen den die
größte Gedult des Fußgängers und das beste
englische Sohlleder es nicht aushalten. Nur
gezwungen verläßt er seine Stube; unter sich
einen Morast und über sich den schwarzen
Himmel tritt er seine Wanderschaft an; Kälte
und Regen durchdringen bald seine Bedeckung,
die ein breiter Saum von Gassenkoth ziert.
Von übermüthigen Equipagen verfolgt, sieht
er sich aus seinem sorgfältig gewählten Fuß-
steige vertrieben und in die häßlichsten Pfützen
gejagt; oft lernt er auf schmalen Brettern
und schlüpfrigen Balken die Gesetze des Gleich-
gewichts kennen, und nicht selten bezahlt er
das Lehrgeld dieser Kunst mit einem Fall, bey
welchem er gelegentlich das Verdienst hat, dem
umherstehenden Pöbel auf einen Augenblick

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die Muͤhſeligkeiten des Sommers nur ein
leichtes Joch und eine angenehme Buͤrde.
Bey ſeinem Eintritt bedeckt ſich der Horizont
mit dicken grauen Wolken, durch die kein Son-
nenſtral dringt; feuchte Nebel verfinſtern Mor-
gens und Abends die Luft; ein ſelten unter-
brochener Regen uͤberſchwemmt die Gaſſen
und verurſacht einen Koth, gegen den die
groͤßte Gedult des Fußgaͤngers und das beſte
engliſche Sohlleder es nicht aushalten. Nur
gezwungen verlaͤßt er ſeine Stube; unter ſich
einen Moraſt und uͤber ſich den ſchwarzen
Himmel tritt er ſeine Wanderſchaft an; Kaͤlte
und Regen durchdringen bald ſeine Bedeckung,
die ein breiter Saum von Gaſſenkoth ziert.
Von uͤbermuͤthigen Equipagen verfolgt, ſieht
er ſich aus ſeinem ſorgfaͤltig gewaͤhlten Fuß-
ſteige vertrieben und in die haͤßlichſten Pfuͤtzen
gejagt; oft lernt er auf ſchmalen Brettern
und ſchluͤpfrigen Balken die Geſetze des Gleich-
gewichts kennen, und nicht ſelten bezahlt er
das Lehrgeld dieſer Kunſt mit einem Fall, bey
welchem er gelegentlich das Verdienſt hat, dem
umherſtehenden Poͤbel auf einen Augenblick

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[451/0469] die Muͤhſeligkeiten des Sommers nur ein leichtes Joch und eine angenehme Buͤrde. Bey ſeinem Eintritt bedeckt ſich der Horizont mit dicken grauen Wolken, durch die kein Son- nenſtral dringt; feuchte Nebel verfinſtern Mor- gens und Abends die Luft; ein ſelten unter- brochener Regen uͤberſchwemmt die Gaſſen und verurſacht einen Koth, gegen den die groͤßte Gedult des Fußgaͤngers und das beſte engliſche Sohlleder es nicht aushalten. Nur gezwungen verlaͤßt er ſeine Stube; unter ſich einen Moraſt und uͤber ſich den ſchwarzen Himmel tritt er ſeine Wanderſchaft an; Kaͤlte und Regen durchdringen bald ſeine Bedeckung, die ein breiter Saum von Gaſſenkoth ziert. Von uͤbermuͤthigen Equipagen verfolgt, ſieht er ſich aus ſeinem ſorgfaͤltig gewaͤhlten Fuß- ſteige vertrieben und in die haͤßlichſten Pfuͤtzen gejagt; oft lernt er auf ſchmalen Brettern und ſchluͤpfrigen Balken die Geſetze des Gleich- gewichts kennen, und nicht ſelten bezahlt er das Lehrgeld dieſer Kunſt mit einem Fall, bey welchem er gelegentlich das Verdienſt hat, dem umherſtehenden Poͤbel auf einen Augenblick F f 2

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/469>, abgerufen am 23.11.2024.