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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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geringen Haltbarkeit wegen um so schneller
verschleißen. Der größte Luxus der Damen
scheint in ihrem Kopfputz zu herrschen. Die
große Anzahl der Putzmacherinnen, vor deren
Läden man oft zehn und mehrere Wagen sieht,
der ungeheure Preis mit welchem sie sich ihre
leichten Fabrikate bezahlen lassen, der schnell-
errungene Reichthum Einiger und die Banke-
rotte Anderer berechtigen zu der Vermuthung,
daß durch diesen Zweig der weiblichen Bedürf-
nisse ungeheure Summen in Cirkulation ge-
setzt werden müssen.

Da alles sich der Simplicität nähert, so
nimmt auch die Mode, sich mit glänzenden
Steinchen zu schmücken, im Mittelstande all-
mählig ab. Der gute Geschmack der peters-
burgischen Damen und ihr feiner Sinn für
Eleganz und Grazie geben ihnen hinreichende
Mittel an die Hand, diesen kostbaren Schmuck
durch kunstlosere und gefälligere Nippes zu
ersetzen.

Eine so kurze und gedrängte Schilderung
der Lebensart des Mittelstandes kann natürlich
nur sehr unvollständig seyn: aber selbst in die-
sen leicht hingeworfenen Zügen erkennt man

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geringen Haltbarkeit wegen um ſo ſchneller
verſchleißen. Der groͤßte Luxus der Damen
ſcheint in ihrem Kopfputz zu herrſchen. Die
große Anzahl der Putzmacherinnen, vor deren
Laͤden man oft zehn und mehrere Wagen ſieht,
der ungeheure Preis mit welchem ſie ſich ihre
leichten Fabrikate bezahlen laſſen, der ſchnell-
errungene Reichthum Einiger und die Banke-
rotte Anderer berechtigen zu der Vermuthung,
daß durch dieſen Zweig der weiblichen Beduͤrf-
niſſe ungeheure Summen in Cirkulation ge-
ſetzt werden muͤſſen.

Da alles ſich der Simplicitaͤt naͤhert, ſo
nimmt auch die Mode, ſich mit glaͤnzenden
Steinchen zu ſchmuͤcken, im Mittelſtande all-
maͤhlig ab. Der gute Geſchmack der peters-
burgiſchen Damen und ihr feiner Sinn fuͤr
Eleganz und Grazie geben ihnen hinreichende
Mittel an die Hand, dieſen koſtbaren Schmuck
durch kunſtloſere und gefaͤlligere Nippes zu
erſetzen.

Eine ſo kurze und gedraͤngte Schilderung
der Lebensart des Mittelſtandes kann natuͤrlich
nur ſehr unvollſtaͤndig ſeyn: aber ſelbſt in die-
ſen leicht hingeworfenen Zuͤgen erkennt man

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[405/0423] geringen Haltbarkeit wegen um ſo ſchneller verſchleißen. Der groͤßte Luxus der Damen ſcheint in ihrem Kopfputz zu herrſchen. Die große Anzahl der Putzmacherinnen, vor deren Laͤden man oft zehn und mehrere Wagen ſieht, der ungeheure Preis mit welchem ſie ſich ihre leichten Fabrikate bezahlen laſſen, der ſchnell- errungene Reichthum Einiger und die Banke- rotte Anderer berechtigen zu der Vermuthung, daß durch dieſen Zweig der weiblichen Beduͤrf- niſſe ungeheure Summen in Cirkulation ge- ſetzt werden muͤſſen. Da alles ſich der Simplicitaͤt naͤhert, ſo nimmt auch die Mode, ſich mit glaͤnzenden Steinchen zu ſchmuͤcken, im Mittelſtande all- maͤhlig ab. Der gute Geſchmack der peters- burgiſchen Damen und ihr feiner Sinn fuͤr Eleganz und Grazie geben ihnen hinreichende Mittel an die Hand, dieſen koſtbaren Schmuck durch kunſtloſere und gefaͤlligere Nippes zu erſetzen. Eine ſo kurze und gedraͤngte Schilderung der Lebensart des Mittelſtandes kann natuͤrlich nur ſehr unvollſtaͤndig ſeyn: aber ſelbſt in die- ſen leicht hingeworfenen Zuͤgen erkennt man C c 3

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/423>, abgerufen am 23.11.2024.