Bedürfniß, eigne Equipage zu halten, sehr groß, und gewiß giebt es in keiner Stadt von Europa nach Verhältniß deren so viele als hier. Selbst unverheyrathete Leute vom bon Ton halten Pferde und Wagen, und bey der Einrichtung eines Hausstandes ist dies einer der wesentlichsten Artikel. Für jeden, der durch Geschäfte genöthigt wird, oft außer dem Hause zu seyn, ist nichts unentbehrlicher.
Um eigne Equipage zu unterhalten, hat man nicht nöthig, Pferde zu kaufen, und sich den Verdrüßlichkeiten auszusetzen, die mit der Besorgung derselben verknüpft sind. Fast alle unverheyrathete Leute und sehr viele herrschaft- liche Häuser und Familien miethen solche mo- natlich von den Iswoschtschicks; eine Einrich- tung, die außer vielen andern Vortheilen auch diesen hat, daß man die Pferde weniger scho- nen darf. Der Miethpreis für ein paar Pferde ist itzt auf 40 bis 45 Rubel gestiegen; wer keinen eignen Wagen besitzt, muß für bey- des 70 bis 80 Rubel bezahlen.
Da es fast gewöhnlicher ist, mit Mieth- pferden zu fahren, als selbst welche zu halten, so sieht man, einzelne Gallatage ausgenommen,
wenige
Beduͤrfniß, eigne Equipage zu halten, ſehr groß, und gewiß giebt es in keiner Stadt von Europa nach Verhaͤltniß deren ſo viele als hier. Selbſt unverheyrathete Leute vom bon Ton halten Pferde und Wagen, und bey der Einrichtung eines Hausſtandes iſt dies einer der weſentlichſten Artikel. Fuͤr jeden, der durch Geſchaͤfte genoͤthigt wird, oft außer dem Hauſe zu ſeyn, iſt nichts unentbehrlicher.
Um eigne Equipage zu unterhalten, hat man nicht noͤthig, Pferde zu kaufen, und ſich den Verdruͤßlichkeiten auszuſetzen, die mit der Beſorgung derſelben verknuͤpft ſind. Faſt alle unverheyrathete Leute und ſehr viele herrſchaft- liche Haͤuſer und Familien miethen ſolche mo- natlich von den Iswoſchtſchicks; eine Einrich- tung, die außer vielen andern Vortheilen auch dieſen hat, daß man die Pferde weniger ſcho- nen darf. Der Miethpreis fuͤr ein paar Pferde iſt itzt auf 40 bis 45 Rubel geſtiegen; wer keinen eignen Wagen beſitzt, muß fuͤr bey- des 70 bis 80 Rubel bezahlen.
Da es faſt gewoͤhnlicher iſt, mit Mieth- pferden zu fahren, als ſelbſt welche zu halten, ſo ſieht man, einzelne Gallatage ausgenommen,
wenige
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Beduͤrfniß, eigne Equipage zu halten, ſehr
groß, und gewiß giebt es in keiner Stadt von
Europa nach Verhaͤltniß deren ſo viele als
hier. Selbſt unverheyrathete Leute vom bon
Ton halten Pferde und Wagen, und bey der
Einrichtung eines Hausſtandes iſt dies einer
der weſentlichſten Artikel. Fuͤr jeden, der durch
Geſchaͤfte genoͤthigt wird, oft außer dem Hauſe
zu ſeyn, iſt nichts unentbehrlicher.
Um eigne Equipage zu unterhalten, hat
man nicht noͤthig, Pferde zu kaufen, und ſich
den Verdruͤßlichkeiten auszuſetzen, die mit der
Beſorgung derſelben verknuͤpft ſind. Faſt alle
unverheyrathete Leute und ſehr viele herrſchaft-
liche Haͤuſer und Familien miethen ſolche mo-
natlich von den Iswoſchtſchicks; eine Einrich-
tung, die außer vielen andern Vortheilen auch
dieſen hat, daß man die Pferde weniger ſcho-
nen darf. Der Miethpreis fuͤr ein paar
Pferde iſt itzt auf 40 bis 45 Rubel geſtiegen;
wer keinen eignen Wagen beſitzt, muß fuͤr bey-
des 70 bis 80 Rubel bezahlen.
Da es faſt gewoͤhnlicher iſt, mit Mieth-
pferden zu fahren, als ſelbſt welche zu halten,
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/418>, abgerufen am 23.11.2024.
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