nalsitte, zum Theil sehr ärmlich, und mehr oder weniger unter einer Art von physischer und moralischer Bedrückung lebt; so findet man bey diesem schon ausländische Sitten, ei- nen hohen Grad von Luxus, und eine bürger- liche Achtung und Freyheit, deren er in dem Maaße vielleicht nirgend genießt. Die Klasse von der wir hier reden, begreift den gerin- gern Mittelstand und vorzüglich den aus- ländischen Handwerker und Künstler. Eingedenk des Vorzugs seiner freyen Geburt, stolz auf das Uebergewicht seiner größern Kul- tur und seiner Kunstfertigkeiten, und übermü- thig gemacht durch die Vergleichung seines bessern Zustandes und seines leichten und star- ken Gewinns -- betrachtet er sich nur als freyen Ausländer, als Lehrmeister seiner russi- schen Mitbürger, als ein Wesen höherer Art. Dieser Wahn, der sich allerdings auf einige Realität gründet und durch die Nachgiebigkeit der höhern, so wie durch die Unterwerfung der geringern Stände genährt wird, hat einen ent- scheidenden Einfluß auf die Sitten und Den- kungsart dieser Menschen.
nalſitte, zum Theil ſehr aͤrmlich, und mehr oder weniger unter einer Art von phyſiſcher und moraliſcher Bedruͤckung lebt; ſo findet man bey dieſem ſchon auslaͤndiſche Sitten, ei- nen hohen Grad von Luxus, und eine buͤrger- liche Achtung und Freyheit, deren er in dem Maaße vielleicht nirgend genießt. Die Klaſſe von der wir hier reden, begreift den gerin- gern Mittelſtand und vorzuͤglich den aus- laͤndiſchen Handwerker und Kuͤnſtler. Eingedenk des Vorzugs ſeiner freyen Geburt, ſtolz auf das Uebergewicht ſeiner groͤßern Kul- tur und ſeiner Kunſtfertigkeiten, und uͤbermuͤ- thig gemacht durch die Vergleichung ſeines beſſern Zuſtandes und ſeines leichten und ſtar- ken Gewinns — betrachtet er ſich nur als freyen Auslaͤnder, als Lehrmeiſter ſeiner ruſſi- ſchen Mitbuͤrger, als ein Weſen hoͤherer Art. Dieſer Wahn, der ſich allerdings auf einige Realitaͤt gruͤndet und durch die Nachgiebigkeit der hoͤhern, ſo wie durch die Unterwerfung der geringern Staͤnde genaͤhrt wird, hat einen ent- ſcheidenden Einfluß auf die Sitten und Den- kungsart dieſer Menſchen.
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nalſitte, zum Theil ſehr aͤrmlich, und mehr
oder weniger unter einer Art von phyſiſcher
und moraliſcher Bedruͤckung lebt; ſo findet
man bey dieſem ſchon auslaͤndiſche Sitten, ei-
nen hohen Grad von Luxus, und eine buͤrger-
liche Achtung und Freyheit, deren er in dem
Maaße vielleicht nirgend genießt. Die Klaſſe
von der wir hier reden, begreift den gerin-
gern Mittelſtand und vorzuͤglich den aus-
laͤndiſchen Handwerker und Kuͤnſtler.
Eingedenk des Vorzugs ſeiner freyen Geburt,
ſtolz auf das Uebergewicht ſeiner groͤßern Kul-
tur und ſeiner Kunſtfertigkeiten, und uͤbermuͤ-
thig gemacht durch die Vergleichung ſeines
beſſern Zuſtandes und ſeines leichten und ſtar-
ken Gewinns — betrachtet er ſich nur als
freyen Auslaͤnder, als Lehrmeiſter ſeiner ruſſi-
ſchen Mitbuͤrger, als ein Weſen hoͤherer Art.
Dieſer Wahn, der ſich allerdings auf einige
Realitaͤt gruͤndet und durch die Nachgiebigkeit
der hoͤhern, ſo wie durch die Unterwerfung der
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/400>, abgerufen am 23.11.2024.
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