des russischen Bauern keiner Verbesserung fä- hig wäre -- ein Sophism, welches dem men- schenfreundlichen, mutterliebenden Herzen Ka- tharinens und den aufgeklärten Gesinnun- gen des Adels eben so verächtlich scheinen wird, als es dem Interesse der Menschheit schädlich ist --; aber sie sollen und können beweisen, daß die untern Volksklassen in Rußland die bedauernswürdigen Sklaven nicht sind, für die das auswärtige Publikum, durch einige gallfüchtige Beobachter und oberflächliche Phi- lantropen bethört, noch immer sein unnützes Mitleid verschwendet.
Was hier von der guten, oder wenn man will, erträglichen, Seite des Volkszustandes gesagt ist, gilt überall in der Residenz in noch höherem Grade. Der milde Geist der Regie- rung, der hier an seiner Quelle die Wirkun- gen verdoppelt; die größere Kultur des Adels; der Umstand, daß der überwiegende Theil des Volks aus freygelassenen oder mit Pässen ver- sehenen Bauern besteht; endlich auch die Stimmung dieser Volksklasse selbst -- ver- schleyern das Daseyn des Menscheneigenthums hier so sehr, daß der fremde Zuschauer, dem
des ruſſiſchen Bauern keiner Verbeſſerung faͤ- hig waͤre — ein Sophism, welches dem men- ſchenfreundlichen, mutterliebenden Herzen Ka- tharinens und den aufgeklaͤrten Geſinnun- gen des Adels eben ſo veraͤchtlich ſcheinen wird, als es dem Intereſſe der Menſchheit ſchaͤdlich iſt —; aber ſie ſollen und koͤnnen beweiſen, daß die untern Volksklaſſen in Rußland die bedauernswuͤrdigen Sklaven nicht ſind, fuͤr die das auswaͤrtige Publikum, durch einige gallfuͤchtige Beobachter und oberflaͤchliche Phi- lantropen bethoͤrt, noch immer ſein unnuͤtzes Mitleid verſchwendet.
Was hier von der guten, oder wenn man will, ertraͤglichen, Seite des Volkszuſtandes geſagt iſt, gilt uͤberall in der Reſidenz in noch hoͤherem Grade. Der milde Geiſt der Regie- rung, der hier an ſeiner Quelle die Wirkun- gen verdoppelt; die groͤßere Kultur des Adels; der Umſtand, daß der uͤberwiegende Theil des Volks aus freygelaſſenen oder mit Paͤſſen ver- ſehenen Bauern beſteht; endlich auch die Stimmung dieſer Volksklaſſe ſelbſt — ver- ſchleyern das Daſeyn des Menſcheneigenthums hier ſo ſehr, daß der fremde Zuſchauer, dem
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des ruſſiſchen Bauern keiner Verbeſſerung faͤ-
hig waͤre — ein Sophism, welches dem men-
ſchenfreundlichen, mutterliebenden Herzen Ka-
tharinens und den aufgeklaͤrten Geſinnun-
gen des Adels eben ſo veraͤchtlich ſcheinen wird,
als es dem Intereſſe der Menſchheit ſchaͤdlich
iſt —; aber ſie ſollen und koͤnnen beweiſen,
daß die untern Volksklaſſen in Rußland die
bedauernswuͤrdigen Sklaven nicht ſind, fuͤr
die das auswaͤrtige Publikum, durch einige
gallfuͤchtige Beobachter und oberflaͤchliche Phi-
lantropen bethoͤrt, noch immer ſein unnuͤtzes
Mitleid verſchwendet.
Was hier von der guten, oder wenn man
will, ertraͤglichen, Seite des Volkszuſtandes
geſagt iſt, gilt uͤberall in der Reſidenz in noch
hoͤherem Grade. Der milde Geiſt der Regie-
rung, der hier an ſeiner Quelle die Wirkun-
gen verdoppelt; die groͤßere Kultur des Adels;
der Umſtand, daß der uͤberwiegende Theil des
Volks aus freygelaſſenen oder mit Paͤſſen ver-
ſehenen Bauern beſteht; endlich auch die
Stimmung dieſer Volksklaſſe ſelbſt — ver-
ſchleyern das Daſeyn des Menſcheneigenthums
hier ſo ſehr, daß der fremde Zuſchauer, dem
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/396>, abgerufen am 22.11.2024.
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