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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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gen Theilen zusammengesetzt ist, bey mehreren
allgemeinen Zügen, doch in ihrem Aeußern und
Innern, in ihrer Lebensart und in ihrem Ka-
rakter, eine außerordentliche Mannigfaltigkeit
haben müsse. So bestimmt diese Vorstellung
ist, so viele Schwierigkeiten hat ihre Anwen-
dung auf den Gegenstand, dessen Schilderung
wir entwerfen. Die Modifikationen desselben,
die durch die verschiedenen Grade der Kultur
und des Wohlstandes veranlaßt werden, kündi-
gen sich nur in sehr leisen Umrissen an; durch
unzählige Abstuffungen verliert sich unbemerk-
bar das Bedürfniß Einer Menschenklasse in
den Luxus der andern, und wir sind in Gefahr
überall mit diesen Worten keinen, oder nur
einen sehr undeutlichen Begriff zu verbinden.
-- Um diesem Uebel auszuweichen, wollen wir
die gesammte Masse von Menschen, mit deren
näherer Kenntniß wir es zu thun haben, nach
den vorhin angegebenen Bestimmungen in fol-
gende Klassen theilen, deren Unterscheidungen
um so auffallender seyn müssen, weil in keinem
Lande die Abweichungen der äußern Existenz
bey den verschiedenen Ständen größer sind, als
in Rußland.


gen Theilen zuſammengeſetzt iſt, bey mehreren
allgemeinen Zuͤgen, doch in ihrem Aeußern und
Innern, in ihrer Lebensart und in ihrem Ka-
rakter, eine außerordentliche Mannigfaltigkeit
haben muͤſſe. So beſtimmt dieſe Vorſtellung
iſt, ſo viele Schwierigkeiten hat ihre Anwen-
dung auf den Gegenſtand, deſſen Schilderung
wir entwerfen. Die Modifikationen deſſelben,
die durch die verſchiedenen Grade der Kultur
und des Wohlſtandes veranlaßt werden, kuͤndi-
gen ſich nur in ſehr leiſen Umriſſen an; durch
unzaͤhlige Abſtuffungen verliert ſich unbemerk-
bar das Beduͤrfniß Einer Menſchenklaſſe in
den Luxus der andern, und wir ſind in Gefahr
uͤberall mit dieſen Worten keinen, oder nur
einen ſehr undeutlichen Begriff zu verbinden.
— Um dieſem Uebel auszuweichen, wollen wir
die geſammte Maſſe von Menſchen, mit deren
naͤherer Kenntniß wir es zu thun haben, nach
den vorhin angegebenen Beſtimmungen in fol-
gende Klaſſen theilen, deren Unterſcheidungen
um ſo auffallender ſeyn muͤſſen, weil in keinem
Lande die Abweichungen der aͤußern Exiſtenz
bey den verſchiedenen Staͤnden groͤßer ſind, als
in Rußland.


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[356/0374] gen Theilen zuſammengeſetzt iſt, bey mehreren allgemeinen Zuͤgen, doch in ihrem Aeußern und Innern, in ihrer Lebensart und in ihrem Ka- rakter, eine außerordentliche Mannigfaltigkeit haben muͤſſe. So beſtimmt dieſe Vorſtellung iſt, ſo viele Schwierigkeiten hat ihre Anwen- dung auf den Gegenſtand, deſſen Schilderung wir entwerfen. Die Modifikationen deſſelben, die durch die verſchiedenen Grade der Kultur und des Wohlſtandes veranlaßt werden, kuͤndi- gen ſich nur in ſehr leiſen Umriſſen an; durch unzaͤhlige Abſtuffungen verliert ſich unbemerk- bar das Beduͤrfniß Einer Menſchenklaſſe in den Luxus der andern, und wir ſind in Gefahr uͤberall mit dieſen Worten keinen, oder nur einen ſehr undeutlichen Begriff zu verbinden. — Um dieſem Uebel auszuweichen, wollen wir die geſammte Maſſe von Menſchen, mit deren naͤherer Kenntniß wir es zu thun haben, nach den vorhin angegebenen Beſtimmungen in fol- gende Klaſſen theilen, deren Unterſcheidungen um ſo auffallender ſeyn muͤſſen, weil in keinem Lande die Abweichungen der aͤußern Exiſtenz bey den verſchiedenen Staͤnden groͤßer ſind, als in Rußland.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/374>, abgerufen am 23.11.2024.