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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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gestellt waren, verdoppelten die Wirkung die-
ses seltnen Anblicks, und selbst der ganze Park
schien mit funkelnden Steinen überzogen zu
seyn.

Eine Tafel, die dem Glanz des Festes
entsprach, erwartete jetzt die Gesellschaft[.]
Sechshundert Personen saßen zu Tisch und die
übrigen wurden im Herumgehen bewirthet.
Man sah kein anderes Tischgeräth als Gold
und Silber; statt der gewöhnlichen Kerzen
ward die Tafel durch farbige Vasen erleuch-
tet, in welchen Lampen angebracht waren.
Eine ungeheure Anzahl prächtiggekleideter Be-
dienten und Hausoffizianten war mit der Auf-
wartung beschäfftigt, und überall bedurfte es
nur eines Winkes, um zu haben was man
verlangte. Aus dem ganzen Gebiete der
Schwelgerey konnte man fordern, ohne verge-
bens gefordert zu haben.

Die Kaiserinn machte an diesem Tage --
gewiß zum erstenmal seit vielen Jahren --
eine Ausnahme von ihrer gewöhnlichen regel-
mäßigen Lebensart; sie blieb bis Mitternacht,
um dem Wirth und der Gesellschaft die Freude
nicht zu verderben. Als sie wieder in das

Vesti-

geſtellt waren, verdoppelten die Wirkung die-
ſes ſeltnen Anblicks, und ſelbſt der ganze Park
ſchien mit funkelnden Steinen uͤberzogen zu
ſeyn.

Eine Tafel, die dem Glanz des Feſtes
entſprach, erwartete jetzt die Geſellſchaft[.]
Sechshundert Perſonen ſaßen zu Tiſch und die
uͤbrigen wurden im Herumgehen bewirthet.
Man ſah kein anderes Tiſchgeraͤth als Gold
und Silber; ſtatt der gewoͤhnlichen Kerzen
ward die Tafel durch farbige Vaſen erleuch-
tet, in welchen Lampen angebracht waren.
Eine ungeheure Anzahl praͤchtiggekleideter Be-
dienten und Hausoffizianten war mit der Auf-
wartung beſchaͤfftigt, und uͤberall bedurfte es
nur eines Winkes, um zu haben was man
verlangte. Aus dem ganzen Gebiete der
Schwelgerey konnte man fordern, ohne verge-
bens gefordert zu haben.

Die Kaiſerinn machte an dieſem Tage —
gewiß zum erſtenmal ſeit vielen Jahren —
eine Ausnahme von ihrer gewoͤhnlichen regel-
maͤßigen Lebensart; ſie blieb bis Mitternacht,
um dem Wirth und der Geſellſchaft die Freude
nicht zu verderben. Als ſie wieder in das

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[352/0370] geſtellt waren, verdoppelten die Wirkung die- ſes ſeltnen Anblicks, und ſelbſt der ganze Park ſchien mit funkelnden Steinen uͤberzogen zu ſeyn. Eine Tafel, die dem Glanz des Feſtes entſprach, erwartete jetzt die Geſellſchaft. Sechshundert Perſonen ſaßen zu Tiſch und die uͤbrigen wurden im Herumgehen bewirthet. Man ſah kein anderes Tiſchgeraͤth als Gold und Silber; ſtatt der gewoͤhnlichen Kerzen ward die Tafel durch farbige Vaſen erleuch- tet, in welchen Lampen angebracht waren. Eine ungeheure Anzahl praͤchtiggekleideter Be- dienten und Hausoffizianten war mit der Auf- wartung beſchaͤfftigt, und uͤberall bedurfte es nur eines Winkes, um zu haben was man verlangte. Aus dem ganzen Gebiete der Schwelgerey konnte man fordern, ohne verge- bens gefordert zu haben. Die Kaiſerinn machte an dieſem Tage — gewiß zum erſtenmal ſeit vielen Jahren — eine Ausnahme von ihrer gewoͤhnlichen regel- maͤßigen Lebensart; ſie blieb bis Mitternacht, um dem Wirth und der Geſellſchaft die Freude nicht zu verderben. Als ſie wieder in das Veſti-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/370>, abgerufen am 23.11.2024.