man das schöne Bassin vor sich hat, in dessen Mitte ein erleuchteter Pavillon steht.
In den Zimmern des Pallastes drängt sich unterdessen das bunte Maskengewühl an wohl- besetzte Tafeln oder zum Tanz. Pracht und Ueberfluß, die gewöhnlichen Begleiter königli- cher Feste, gesellen sich hier zu der ungezwun- genen Fröhlichkeit, die sonst aus den Regionen der Erdengötter verbannt zu seyn pflegt. Ue- berall zum Genuß aufgefordert, überläßt man sich willig dem magischen Rausche, bis die em- porsteigende Sonne die schöne Täuschung zer- stört, und das Feuermeer der vergangenen Nacht in armseligen Lampenschein verwandelt.
Ein nicht minder großes und außerordent- liches Schauspiel, wiewol von anderer Art, giebt das Ablaufen eines Kriegsschiffs vom Stapel der Admiralität. Diese Begeben- heit, die durch die persönliche Gegenwart der Kaiserinn eine große Feyerlichkeit erhält, kann als ein öffentliches Fest angesehen werden, und wird auch wirklich von der Polizey in allen Häusern angekündigt. Der furchtbare Koloß, der den Gegenstand desselben ausmacht, steht zwischen dicken Balken wie eingemauert; zu
man das ſchoͤne Baſſin vor ſich hat, in deſſen Mitte ein erleuchteter Pavillon ſteht.
In den Zimmern des Pallaſtes draͤngt ſich unterdeſſen das bunte Maskengewuͤhl an wohl- beſetzte Tafeln oder zum Tanz. Pracht und Ueberfluß, die gewoͤhnlichen Begleiter koͤnigli- cher Feſte, geſellen ſich hier zu der ungezwun- genen Froͤhlichkeit, die ſonſt aus den Regionen der Erdengoͤtter verbannt zu ſeyn pflegt. Ue- berall zum Genuß aufgefordert, uͤberlaͤßt man ſich willig dem magiſchen Rauſche, bis die em- porſteigende Sonne die ſchoͤne Taͤuſchung zer- ſtoͤrt, und das Feuermeer der vergangenen Nacht in armſeligen Lampenſchein verwandelt.
Ein nicht minder großes und außerordent- liches Schauſpiel, wiewol von anderer Art, giebt das Ablaufen eines Kriegsſchiffs vom Stapel der Admiralitaͤt. Dieſe Begeben- heit, die durch die perſoͤnliche Gegenwart der Kaiſerinn eine große Feyerlichkeit erhaͤlt, kann als ein oͤffentliches Feſt angeſehen werden, und wird auch wirklich von der Polizey in allen Haͤuſern angekuͤndigt. Der furchtbare Koloß, der den Gegenſtand deſſelben ausmacht, ſteht zwiſchen dicken Balken wie eingemauert; zu
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man das ſchoͤne Baſſin vor ſich hat, in deſſen
Mitte ein erleuchteter Pavillon ſteht.
In den Zimmern des Pallaſtes draͤngt ſich
unterdeſſen das bunte Maskengewuͤhl an wohl-
beſetzte Tafeln oder zum Tanz. Pracht und
Ueberfluß, die gewoͤhnlichen Begleiter koͤnigli-
cher Feſte, geſellen ſich hier zu der ungezwun-
genen Froͤhlichkeit, die ſonſt aus den Regionen
der Erdengoͤtter verbannt zu ſeyn pflegt. Ue-
berall zum Genuß aufgefordert, uͤberlaͤßt man
ſich willig dem magiſchen Rauſche, bis die em-
porſteigende Sonne die ſchoͤne Taͤuſchung zer-
ſtoͤrt, und das Feuermeer der vergangenen
Nacht in armſeligen Lampenſchein verwandelt.
Ein nicht minder großes und außerordent-
liches Schauſpiel, wiewol von anderer Art,
giebt das Ablaufen eines Kriegsſchiffs
vom Stapel der Admiralitaͤt. Dieſe Begeben-
heit, die durch die perſoͤnliche Gegenwart der
Kaiſerinn eine große Feyerlichkeit erhaͤlt, kann
als ein oͤffentliches Feſt angeſehen werden, und
wird auch wirklich von der Polizey in allen
Haͤuſern angekuͤndigt. Der furchtbare Koloß,
der den Gegenſtand deſſelben ausmacht, ſteht
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/364>, abgerufen am 23.11.2024.
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