In den ersten Zeiten der jetzigen Regierung war kein Hof glänzender und geräuschvoller als der petersburgische. Die unendlich kostba- ren und geschmackvollen Feste, die bey der Vermählung des Thronfolgers, bey der Ge- burt des Großfürsten Alexander, bey der Anwesenheit des Prinzen Heinrich, des jetzi- gen Königs von Preußen, des Kaisers Jo- seph, und des Königs von Schweden gege- ben worden sind; die Lustbarkeiten in Peter- hof, das große Karoussel, und eine Menge aus besondern Veranlassungen entstandener Feyerlichkeiten, haben nach dem Ausspruch aller Einheimischen und Fremden nicht leicht ihres Gleichen gehabt. Jetzt ist freylich diese ge- räuschvolle Pracht vermindert; doch verdient der petersburgische Hof noch immer in Rück- sicht auf geschmackvollen Aufwand die erste Stelle unter den Fürstensitzen unsers Welt- theils. Wer sich hievon überzeugen will, der darf ihn nur an festlichen Kourtagen besuchen, wenn die Kaiserinn öffentlich speist und von ihren Hofämtern bedient wird. Der Zutritt ist an diesen Tagen, wie gewöhnlich, allen wohlgekleideten Leuten erlaubt, und für die
In den erſten Zeiten der jetzigen Regierung war kein Hof glaͤnzender und geraͤuſchvoller als der petersburgiſche. Die unendlich koſtba- ren und geſchmackvollen Feſte, die bey der Vermaͤhlung des Thronfolgers, bey der Ge- burt des Großfuͤrſten Alexander, bey der Anweſenheit des Prinzen Heinrich, des jetzi- gen Koͤnigs von Preußen, des Kaiſers Jo- ſeph, und des Koͤnigs von Schweden gege- ben worden ſind; die Luſtbarkeiten in Peter- hof, das große Karouſſel, und eine Menge aus beſondern Veranlaſſungen entſtandener Feyerlichkeiten, haben nach dem Ausſpruch aller Einheimiſchen und Fremden nicht leicht ihres Gleichen gehabt. Jetzt iſt freylich dieſe ge- raͤuſchvolle Pracht vermindert; doch verdient der petersburgiſche Hof noch immer in Ruͤck- ſicht auf geſchmackvollen Aufwand die erſte Stelle unter den Fuͤrſtenſitzen unſers Welt- theils. Wer ſich hievon uͤberzeugen will, der darf ihn nur an feſtlichen Kourtagen beſuchen, wenn die Kaiſerinn oͤffentlich ſpeiſt und von ihren Hofaͤmtern bedient wird. Der Zutritt iſt an dieſen Tagen, wie gewoͤhnlich, allen wohlgekleideten Leuten erlaubt, und fuͤr die
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In den erſten Zeiten der jetzigen Regierung
war kein Hof glaͤnzender und geraͤuſchvoller
als der petersburgiſche. Die unendlich koſtba-
ren und geſchmackvollen Feſte, die bey der
Vermaͤhlung des Thronfolgers, bey der Ge-
burt des Großfuͤrſten Alexander, bey der
Anweſenheit des Prinzen Heinrich, des jetzi-
gen Koͤnigs von Preußen, des Kaiſers Jo-
ſeph, und des Koͤnigs von Schweden gege-
ben worden ſind; die Luſtbarkeiten in Peter-
hof, das große Karouſſel, und eine Menge
aus beſondern Veranlaſſungen entſtandener
Feyerlichkeiten, haben nach dem Ausſpruch aller
Einheimiſchen und Fremden nicht leicht ihres
Gleichen gehabt. Jetzt iſt freylich dieſe ge-
raͤuſchvolle Pracht vermindert; doch verdient
der petersburgiſche Hof noch immer in Ruͤck-
ſicht auf geſchmackvollen Aufwand die erſte
Stelle unter den Fuͤrſtenſitzen unſers Welt-
theils. Wer ſich hievon uͤberzeugen will, der
darf ihn nur an feſtlichen Kourtagen beſuchen,
wenn die Kaiſerinn oͤffentlich ſpeiſt und von
ihren Hofaͤmtern bedient wird. Der Zutritt
iſt an dieſen Tagen, wie gewoͤhnlich, allen
wohlgekleideten Leuten erlaubt, und fuͤr die
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/360>, abgerufen am 23.11.2024.
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