chen der Zutritt wahren Liebhabern sehr leicht ist. Künstler, die einigen Ruf haben, unter- nehmen häufig Konzerte in öffentlichen Häu- sern, von welchen das Publikum durch die Zeitungen benachrichtigt wird, und wo der Einlaß gewöhnlich einen bis drey Rubel ko- stet. Oft verbinden sich mehrere Virtuosen zu dieser Absicht, und werden von Freunden und Liebhabern unterstützt.
Der Tanz ist die allgemeine Liebhaberey aller Stände; nirgend vielleicht wird so viel und so schön getanzt, als hier. Das erstere beweisen die vielen Tanzgesellschaften, deren wir schon in diesem Abschnitt einige namhaft gemacht haben. Alle Klubbs, der einzige eng- lische ausgenommen, geben den Winter hin- durch Bälle oder Maskaraden, und zwey der- selben, die nur von den untern Klassen be- sucht werden, sind ausschließlich diesem Ver- gnügen gewidmet. Hier versammelt sich eine und dieselbe Gesellschaft an zwey auf einander folgenden Tagen der Woche; ein Beyspiel, daß die Liebhaberey für das Tanzen bey vie- len wirklich Leidenschaft ist. In einem dieser Klubbs machte sich noch vor kurzem ein alter
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chen der Zutritt wahren Liebhabern ſehr leicht iſt. Kuͤnſtler, die einigen Ruf haben, unter- nehmen haͤufig Konzerte in oͤffentlichen Haͤu- ſern, von welchen das Publikum durch die Zeitungen benachrichtigt wird, und wo der Einlaß gewoͤhnlich einen bis drey Rubel ko- ſtet. Oft verbinden ſich mehrere Virtuoſen zu dieſer Abſicht, und werden von Freunden und Liebhabern unterſtuͤtzt.
Der Tanz iſt die allgemeine Liebhaberey aller Staͤnde; nirgend vielleicht wird ſo viel und ſo ſchoͤn getanzt, als hier. Das erſtere beweiſen die vielen Tanzgeſellſchaften, deren wir ſchon in dieſem Abſchnitt einige namhaft gemacht haben. Alle Klubbs, der einzige eng- liſche ausgenommen, geben den Winter hin- durch Baͤlle oder Maskaraden, und zwey der- ſelben, die nur von den untern Klaſſen be- ſucht werden, ſind ausſchließlich dieſem Ver- gnuͤgen gewidmet. Hier verſammelt ſich eine und dieſelbe Geſellſchaft an zwey auf einander folgenden Tagen der Woche; ein Beyſpiel, daß die Liebhaberey fuͤr das Tanzen bey vie- len wirklich Leidenſchaft iſt. In einem dieſer Klubbs machte ſich noch vor kurzem ein alter
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chen der Zutritt wahren Liebhabern ſehr leicht
iſt. Kuͤnſtler, die einigen Ruf haben, unter-
nehmen haͤufig Konzerte in oͤffentlichen Haͤu-
ſern, von welchen das Publikum durch die
Zeitungen benachrichtigt wird, und wo der
Einlaß gewoͤhnlich einen bis drey Rubel ko-
ſtet. Oft verbinden ſich mehrere Virtuoſen zu
dieſer Abſicht, und werden von Freunden und
Liebhabern unterſtuͤtzt.
Der Tanz iſt die allgemeine Liebhaberey
aller Staͤnde; nirgend vielleicht wird ſo viel
und ſo ſchoͤn getanzt, als hier. Das erſtere
beweiſen die vielen Tanzgeſellſchaften, deren
wir ſchon in dieſem Abſchnitt einige namhaft
gemacht haben. Alle Klubbs, der einzige eng-
liſche ausgenommen, geben den Winter hin-
durch Baͤlle oder Maskaraden, und zwey der-
ſelben, die nur von den untern Klaſſen be-
ſucht werden, ſind ausſchließlich dieſem Ver-
gnuͤgen gewidmet. Hier verſammelt ſich eine
und dieſelbe Geſellſchaft an zwey auf einander
folgenden Tagen der Woche; ein Beyſpiel,
daß die Liebhaberey fuͤr das Tanzen bey vie-
len wirklich Leidenſchaft iſt. In einem dieſer
Klubbs machte ſich noch vor kurzem ein alter
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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