dungen, die wir geschickten Malern von diesem Standpunkt verdanken, nur den Zweck eines leichten Umrisses erfüllen, zu welchem die Ein- bildungskraft, durch die Erinnerung des Gese- henen, die kräftigsten Pinselstriche hinzufügen muß.
Nicht minder schön und vielleicht noch mannigfaltiger ist die Promenade auf dem Kay der Million. Daß wir hier längs dem kaiserlichen Schloß, der Eremitage, dem Mar- morpallast und einer unabsehbaren Reihe präch- tiger und eleganter Gebäude fortgehen, will ich nur bemerken, um meine Leser sogleich mit den abwechselnden Aussichten der gegenüberste- henden Ufer bekannt zu machen. Dadurch, daß diese sich in Inseln theilen und weil die Newa hier die größte Breite hat, erhält man durchgehends einen viel freyern und ausge- dehntern Gesichtskreis, als auf dem Kay des Galeerenhofes. Wenn man seinen Stand- punkt am Schlosse wählt, hat man die östliche Spitze von Wassili Ostrow, und auf derselben die Gebäude der Akademie der Wissenschaften und die neue Börse, im Gesicht. In dieser Gegend liegen, den Sommer hindurch, bestän-
dungen, die wir geſchickten Malern von dieſem Standpunkt verdanken, nur den Zweck eines leichten Umriſſes erfuͤllen, zu welchem die Ein- bildungskraft, durch die Erinnerung des Geſe- henen, die kraͤftigſten Pinſelſtriche hinzufuͤgen muß.
Nicht minder ſchoͤn und vielleicht noch mannigfaltiger iſt die Promenade auf dem Kay der Million. Daß wir hier laͤngs dem kaiſerlichen Schloß, der Eremitage, dem Mar- morpallaſt und einer unabſehbaren Reihe praͤch- tiger und eleganter Gebaͤude fortgehen, will ich nur bemerken, um meine Leſer ſogleich mit den abwechſelnden Ausſichten der gegenuͤberſte- henden Ufer bekannt zu machen. Dadurch, daß dieſe ſich in Inſeln theilen und weil die Newa hier die groͤßte Breite hat, erhaͤlt man durchgehends einen viel freyern und ausge- dehntern Geſichtskreis, als auf dem Kay des Galeerenhofes. Wenn man ſeinen Stand- punkt am Schloſſe waͤhlt, hat man die oͤſtliche Spitze von Waſſili Oſtrow, und auf derſelben die Gebaͤude der Akademie der Wiſſenſchaften und die neue Boͤrſe, im Geſicht. In dieſer Gegend liegen, den Sommer hindurch, beſtaͤn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0320"n="302"/>
dungen, die wir geſchickten Malern von dieſem<lb/>
Standpunkt verdanken, nur den Zweck eines<lb/>
leichten Umriſſes erfuͤllen, zu welchem die Ein-<lb/>
bildungskraft, durch die Erinnerung des Geſe-<lb/>
henen, die kraͤftigſten Pinſelſtriche hinzufuͤgen<lb/>
muß.</p><lb/><p>Nicht minder ſchoͤn und vielleicht noch<lb/>
mannigfaltiger iſt die Promenade auf dem<lb/>
Kay der Million. Daß wir hier laͤngs dem<lb/>
kaiſerlichen Schloß, der Eremitage, dem Mar-<lb/>
morpallaſt und einer unabſehbaren Reihe praͤch-<lb/>
tiger und eleganter Gebaͤude fortgehen, will<lb/>
ich nur bemerken, um meine Leſer ſogleich mit<lb/>
den abwechſelnden Ausſichten der gegenuͤberſte-<lb/>
henden Ufer bekannt zu machen. Dadurch,<lb/>
daß dieſe ſich in Inſeln theilen und weil die<lb/>
Newa hier die groͤßte Breite hat, erhaͤlt man<lb/>
durchgehends einen viel freyern und ausge-<lb/>
dehntern Geſichtskreis, als auf dem Kay des<lb/>
Galeerenhofes. Wenn man ſeinen Stand-<lb/>
punkt am Schloſſe waͤhlt, hat man die oͤſtliche<lb/>
Spitze von Waſſili Oſtrow, und auf derſelben<lb/>
die Gebaͤude der Akademie der Wiſſenſchaften<lb/>
und die neue Boͤrſe, im Geſicht. In dieſer<lb/>
Gegend liegen, den Sommer hindurch, beſtaͤn-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0320]
dungen, die wir geſchickten Malern von dieſem
Standpunkt verdanken, nur den Zweck eines
leichten Umriſſes erfuͤllen, zu welchem die Ein-
bildungskraft, durch die Erinnerung des Geſe-
henen, die kraͤftigſten Pinſelſtriche hinzufuͤgen
muß.
Nicht minder ſchoͤn und vielleicht noch
mannigfaltiger iſt die Promenade auf dem
Kay der Million. Daß wir hier laͤngs dem
kaiſerlichen Schloß, der Eremitage, dem Mar-
morpallaſt und einer unabſehbaren Reihe praͤch-
tiger und eleganter Gebaͤude fortgehen, will
ich nur bemerken, um meine Leſer ſogleich mit
den abwechſelnden Ausſichten der gegenuͤberſte-
henden Ufer bekannt zu machen. Dadurch,
daß dieſe ſich in Inſeln theilen und weil die
Newa hier die groͤßte Breite hat, erhaͤlt man
durchgehends einen viel freyern und ausge-
dehntern Geſichtskreis, als auf dem Kay des
Galeerenhofes. Wenn man ſeinen Stand-
punkt am Schloſſe waͤhlt, hat man die oͤſtliche
Spitze von Waſſili Oſtrow, und auf derſelben
die Gebaͤude der Akademie der Wiſſenſchaften
und die neue Boͤrſe, im Geſicht. In dieſer
Gegend liegen, den Sommer hindurch, beſtaͤn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/320>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.