Cheraskow nicht vergessen, ob er gleich seit langer Zeit nicht mehr unter die Schrift- steller von St. Petersburg gezählt werden kann. Seine Heldengedichte: die Rossiade und die Schlacht bey Tschesme sind die ersten gelungenen Produkte der Nation in der epischen Gattung; aber nicht minder glücklich ist dieser Dichter in andern Fächern der Litte- ratur gewesen. Er hat Trauerspiele und Lust- spiele geschrieben, die sich noch jetzt, lange nach ihrer ersten Erscheinung, auf den Büh- nen erhalten, und immer mit Vergnügen ge- sehen werden. In früheren Zeiten gab er auch Oden, Fabeln und Idyllen heraus. Seine neuern Produkte sind der Numa Pompi- lius, ein historischer Roman, in der Manier des Telemachs; Kadmus und Harmonia, ein erzählendes Gedicht, u. s. w. Alle diese Werke stehen in großer Achtung bey der Na- tion. -- Seine Gemahlinn, Elisabeth Che- raskowa hat sich ebenfalls als Dichterinn ei- nen Namen gemacht. Man hat von ihr Ele- gieen und anakreontische Oden.
W. Petrow, Kollegienrath und Biblio- thekar der Kaiserinn, trat etwa um das
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Cheraskow nicht vergeſſen, ob er gleich ſeit langer Zeit nicht mehr unter die Schrift- ſteller von St. Petersburg gezaͤhlt werden kann. Seine Heldengedichte: die Roſſiade und die Schlacht bey Tſchesme ſind die erſten gelungenen Produkte der Nation in der epiſchen Gattung; aber nicht minder gluͤcklich iſt dieſer Dichter in andern Faͤchern der Litte- ratur geweſen. Er hat Trauerſpiele und Luſt- ſpiele geſchrieben, die ſich noch jetzt, lange nach ihrer erſten Erſcheinung, auf den Buͤh- nen erhalten, und immer mit Vergnuͤgen ge- ſehen werden. In fruͤheren Zeiten gab er auch Oden, Fabeln und Idyllen heraus. Seine neuern Produkte ſind der Numa Pompi- lius, ein hiſtoriſcher Roman, in der Manier des Telemachs; Kadmus und Harmonia, ein erzaͤhlendes Gedicht, u. ſ. w. Alle dieſe Werke ſtehen in großer Achtung bey der Na- tion. — Seine Gemahlinn, Eliſabeth Che- raskowa hat ſich ebenfalls als Dichterinn ei- nen Namen gemacht. Man hat von ihr Ele- gieen und anakreontiſche Oden.
W. Petrow, Kollegienrath und Biblio- thekar der Kaiſerinn, trat etwa um das
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Cheraskow nicht vergeſſen, ob er gleich
ſeit langer Zeit nicht mehr unter die Schrift-
ſteller von St. Petersburg gezaͤhlt werden
kann. Seine Heldengedichte: die Roſſiade
und die Schlacht bey Tſchesme ſind die
erſten gelungenen Produkte der Nation in der
epiſchen Gattung; aber nicht minder gluͤcklich
iſt dieſer Dichter in andern Faͤchern der Litte-
ratur geweſen. Er hat Trauerſpiele und Luſt-
ſpiele geſchrieben, die ſich noch jetzt, lange
nach ihrer erſten Erſcheinung, auf den Buͤh-
nen erhalten, und immer mit Vergnuͤgen ge-
ſehen werden. In fruͤheren Zeiten gab er auch
Oden, Fabeln und Idyllen heraus. Seine
neuern Produkte ſind der Numa Pompi-
lius, ein hiſtoriſcher Roman, in der Manier
des Telemachs; Kadmus und Harmonia,
ein erzaͤhlendes Gedicht, u. ſ. w. Alle dieſe
Werke ſtehen in großer Achtung bey der Na-
tion. — Seine Gemahlinn, Eliſabeth Che-
raskowa hat ſich ebenfalls als Dichterinn ei-
nen Namen gemacht. Man hat von ihr Ele-
gieen und anakreontiſche Oden.
W. Petrow, Kollegienrath und Biblio-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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