Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.dem folgenden Versuche des Herrn von Kotze- Der Traum des Mursa. Es schwamm die goldne Luna im dunkelblauen Aether; Gewand von Silberpurpur umfloß die Glänzende. Sie warf blaßgelbe Stralen herab durch meine Fenster, und zeichnete die Scheiben auf der lackirten Diele. Die müde Hand des Schlummers, Traumbilder um sich streuend, sprützt mit dem Thau des Himmels Vergessenheit hernieder, einschläfernd meine Diener und alles um mich her. Entschlummert war schon lange die Stadt mit ihren Thürmen, P 5
dem folgenden Verſuche des Herrn von Kotze- Der Traum des Murſa. Es ſchwamm die goldne Luna im dunkelblauen Aether; Gewand von Silberpurpur umfloß die Glaͤnzende. Sie warf blaßgelbe Stralen herab durch meine Fenſter, und zeichnete die Scheiben auf der lackirten Diele. Die muͤde Hand des Schlummers, Traumbilder um ſich ſtreuend, ſpruͤtzt mit dem Thau des Himmels Vergeſſenheit hernieder, einſchlaͤfernd meine Diener und alles um mich her. Entſchlummert war ſchon lange die Stadt mit ihren Thuͤrmen, P 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0249" n="233"/> dem folgenden Verſuche des Herrn von <hi rendition="#g">Kotze-<lb/> bue</hi> ſind dieſe Schwierigkeiten zwar nicht ſo<lb/> gluͤcklich beſiegt als es zu wuͤnſchen waͤre, aber<lb/> ich gebe ihn dennoch wie er iſt, um meine Le-<lb/> ſer nicht in einer gaͤnzlichen Unbekanntſchaft<lb/> mit einem der vortrefflichſten Dichter dieſer<lb/> Nation zu laſſen.</p><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Der Traum des Murſa</hi>.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Es ſchwamm die goldne Luna</l><lb/> <l>im dunkelblauen Aether;</l><lb/> <l>Gewand von Silberpurpur</l><lb/> <l>umfloß die Glaͤnzende.</l><lb/> <l>Sie warf blaßgelbe Stralen</l><lb/> <l>herab durch meine Fenſter,</l><lb/> <l>und zeichnete die Scheiben</l><lb/> <l>auf der lackirten Diele.</l><lb/> <l>Die muͤde Hand des Schlummers,</l><lb/> <l>Traumbilder um ſich ſtreuend,</l><lb/> <l>ſpruͤtzt mit dem Thau des Himmels</l><lb/> <l>Vergeſſenheit hernieder,</l><lb/> <l>einſchlaͤfernd meine Diener</l><lb/> <l>und alles um mich her.</l><lb/> <l>Entſchlummert war ſchon lange</l><lb/> <l>die Stadt mit ihren Thuͤrmen,</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0249]
dem folgenden Verſuche des Herrn von Kotze-
bue ſind dieſe Schwierigkeiten zwar nicht ſo
gluͤcklich beſiegt als es zu wuͤnſchen waͤre, aber
ich gebe ihn dennoch wie er iſt, um meine Le-
ſer nicht in einer gaͤnzlichen Unbekanntſchaft
mit einem der vortrefflichſten Dichter dieſer
Nation zu laſſen.
Der Traum des Murſa.
Es ſchwamm die goldne Luna
im dunkelblauen Aether;
Gewand von Silberpurpur
umfloß die Glaͤnzende.
Sie warf blaßgelbe Stralen
herab durch meine Fenſter,
und zeichnete die Scheiben
auf der lackirten Diele.
Die muͤde Hand des Schlummers,
Traumbilder um ſich ſtreuend,
ſpruͤtzt mit dem Thau des Himmels
Vergeſſenheit hernieder,
einſchlaͤfernd meine Diener
und alles um mich her.
Entſchlummert war ſchon lange
die Stadt mit ihren Thuͤrmen,
P 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/249 |
Zitationshilfe: | Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/249>, abgerufen am 16.02.2025. |