ter bereichert hat, vereinigen große Schönhei- ten der Komposition mit einem leichten harmo- nischen Versbau und einer tiefen Kenntniß des Reichthums und der Stärke der Sprache. Zu den berühmtesten Produkten dieser Gattung rechnet man sein Tranerspiel Dido und sein Lustspiel der Großpraler. Eine große An- zahl vermischter Gedichte, unter welchen sich einige sehr gelungene Episteln und Satiren be- finden, die Uebersetzung der Henriade in reim- lose Verse und verschiedene prosaische Aufsätze sichern ihm den Ruhm eines der besten Schrift- steller seiner Nation. -- Unter den jetztleben- den Dichtern scheint keiner gerechtere Ansprüche an eine künftige Unsterblichkeit zu machen, als der wirkliche Staatsrath und Ritter, Herr von Derschawin, ein eben so verehrungs- würdiger Staatsmann, Patriot und Menschen- freund, als er ein liebenswürdiger Schriftstel- ler ist. Die unermüdlichste Thätigkeit in sei- nem großen und wichtigen Wirkungskreise läßt diesem vortrefflichen Manne noch immer Zeit genug übrig, um den Musen, seinen Vertrau- ten, einzelne Augenblicke zu schenken, und die Litteratur seines Vaterlandes mit den Pro-
P 4
ter bereichert hat, vereinigen große Schoͤnhei- ten der Kompoſition mit einem leichten harmo- niſchen Versbau und einer tiefen Kenntniß des Reichthums und der Staͤrke der Sprache. Zu den beruͤhmteſten Produkten dieſer Gattung rechnet man ſein Tranerſpiel Dido und ſein Luſtſpiel der Großpraler. Eine große An- zahl vermiſchter Gedichte, unter welchen ſich einige ſehr gelungene Epiſteln und Satiren be- finden, die Ueberſetzung der Henriade in reim- loſe Verſe und verſchiedene proſaiſche Aufſaͤtze ſichern ihm den Ruhm eines der beſten Schrift- ſteller ſeiner Nation. — Unter den jetztleben- den Dichtern ſcheint keiner gerechtere Anſpruͤche an eine kuͤnftige Unſterblichkeit zu machen, als der wirkliche Staatsrath und Ritter, Herr von Derſchawin, ein eben ſo verehrungs- wuͤrdiger Staatsmann, Patriot und Menſchen- freund, als er ein liebenswuͤrdiger Schriftſtel- ler iſt. Die unermuͤdlichſte Thaͤtigkeit in ſei- nem großen und wichtigen Wirkungskreiſe laͤßt dieſem vortrefflichen Manne noch immer Zeit genug uͤbrig, um den Muſen, ſeinen Vertrau- ten, einzelne Augenblicke zu ſchenken, und die Litteratur ſeines Vaterlandes mit den Pro-
P 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0247"n="231"/>
ter bereichert hat, vereinigen große Schoͤnhei-<lb/>
ten der Kompoſition mit einem leichten harmo-<lb/>
niſchen Versbau und einer tiefen Kenntniß des<lb/>
Reichthums und der Staͤrke der Sprache. Zu<lb/>
den beruͤhmteſten Produkten dieſer Gattung<lb/>
rechnet man ſein Tranerſpiel <hirendition="#g">Dido</hi> und ſein<lb/>
Luſtſpiel <hirendition="#g">der Großpraler</hi>. Eine große An-<lb/>
zahl vermiſchter Gedichte, unter welchen ſich<lb/>
einige ſehr gelungene Epiſteln und Satiren be-<lb/>
finden, die Ueberſetzung der Henriade in reim-<lb/>
loſe Verſe und verſchiedene proſaiſche Aufſaͤtze<lb/>ſichern ihm den Ruhm eines der beſten Schrift-<lb/>ſteller ſeiner Nation. — Unter den jetztleben-<lb/>
den Dichtern ſcheint keiner gerechtere Anſpruͤche<lb/>
an eine kuͤnftige Unſterblichkeit zu machen, als<lb/>
der wirkliche Staatsrath und Ritter, Herr<lb/>
von <hirendition="#g">Derſchawin</hi>, ein eben ſo verehrungs-<lb/>
wuͤrdiger Staatsmann, Patriot und Menſchen-<lb/>
freund, als er ein liebenswuͤrdiger Schriftſtel-<lb/>
ler iſt. Die unermuͤdlichſte Thaͤtigkeit in ſei-<lb/>
nem großen und wichtigen Wirkungskreiſe laͤßt<lb/>
dieſem vortrefflichen Manne noch immer Zeit<lb/>
genug uͤbrig, um den Muſen, ſeinen Vertrau-<lb/>
ten, einzelne Augenblicke zu ſchenken, und die<lb/>
Litteratur ſeines Vaterlandes mit den Pro-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 4</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[231/0247]
ter bereichert hat, vereinigen große Schoͤnhei-
ten der Kompoſition mit einem leichten harmo-
niſchen Versbau und einer tiefen Kenntniß des
Reichthums und der Staͤrke der Sprache. Zu
den beruͤhmteſten Produkten dieſer Gattung
rechnet man ſein Tranerſpiel Dido und ſein
Luſtſpiel der Großpraler. Eine große An-
zahl vermiſchter Gedichte, unter welchen ſich
einige ſehr gelungene Epiſteln und Satiren be-
finden, die Ueberſetzung der Henriade in reim-
loſe Verſe und verſchiedene proſaiſche Aufſaͤtze
ſichern ihm den Ruhm eines der beſten Schrift-
ſteller ſeiner Nation. — Unter den jetztleben-
den Dichtern ſcheint keiner gerechtere Anſpruͤche
an eine kuͤnftige Unſterblichkeit zu machen, als
der wirkliche Staatsrath und Ritter, Herr
von Derſchawin, ein eben ſo verehrungs-
wuͤrdiger Staatsmann, Patriot und Menſchen-
freund, als er ein liebenswuͤrdiger Schriftſtel-
ler iſt. Die unermuͤdlichſte Thaͤtigkeit in ſei-
nem großen und wichtigen Wirkungskreiſe laͤßt
dieſem vortrefflichen Manne noch immer Zeit
genug uͤbrig, um den Muſen, ſeinen Vertrau-
ten, einzelne Augenblicke zu ſchenken, und die
Litteratur ſeines Vaterlandes mit den Pro-
P 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/247>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.