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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Kirgisen, Burjäten, Tungusen, Jakuten, Ta-
taren, Mongolen, Tschuktschen, Kurilen, Aleu-
ten, sibirische Zauberer, in Lebensgröße, mit
ihren Nationalphysiognomieen, und in ihrem
eigenthümlichen Kostume. "Das Auge, sagt
Bacmeister, vergnügt sich an dem verschie-
denen Geschmack aller dieser Völkerschaften, der
theils durch Bedürfniß, theils durch bloße Fan-
tasie bestimmt zu seyn scheint. Die Chinesen
und Perser kleiden sich in Atlas und Goldstoff,
die Samojeden hüllen sich in die Felle wilder
Thiere, die Tataren schmücken sich mit Perlen
und Nippes, die Kamtschadalen tragen Pelze
von Wasservögeln, die Schamanen oder Zau-
berer sind mit Eisen behangen, die chinesischen
Frauenzimmer tragen Schuhe die nur sechs
Zoll lang sind, und die Kirgisinnen Stiefel
mit Hufeisen und Nägeln beschlagen. Nichts
ist schöner, als die Seidenarbeiten und Näthe-
reyen der Chinesen; man kann aber auch der
Industrie solcher Völker seine Bewunderung
nicht versagen, die sich statt der Seide und
der Nadeln, mit Thiersehnen und Fischgräten
behelfen, und damit Arbeiten verfertigen, die
keiner Broderie etwas nachgeben." -- Und

J 3

Kirgiſen, Burjaͤten, Tunguſen, Jakuten, Ta-
taren, Mongolen, Tſchuktſchen, Kurilen, Aleu-
ten, ſibiriſche Zauberer, in Lebensgroͤße, mit
ihren Nationalphyſiognomieen, und in ihrem
eigenthuͤmlichen Koſtume. „Das Auge, ſagt
Bacmeiſter, vergnuͤgt ſich an dem verſchie-
denen Geſchmack aller dieſer Voͤlkerſchaften, der
theils durch Beduͤrfniß, theils durch bloße Fan-
taſie beſtimmt zu ſeyn ſcheint. Die Chineſen
und Perſer kleiden ſich in Atlas und Goldſtoff,
die Samojeden huͤllen ſich in die Felle wilder
Thiere, die Tataren ſchmuͤcken ſich mit Perlen
und Nippes, die Kamtſchadalen tragen Pelze
von Waſſervoͤgeln, die Schamanen oder Zau-
berer ſind mit Eiſen behangen, die chineſiſchen
Frauenzimmer tragen Schuhe die nur ſechs
Zoll lang ſind, und die Kirgiſinnen Stiefel
mit Hufeiſen und Naͤgeln beſchlagen. Nichts
iſt ſchoͤner, als die Seidenarbeiten und Naͤthe-
reyen der Chineſen; man kann aber auch der
Induſtrie ſolcher Voͤlker ſeine Bewunderung
nicht verſagen, die ſich ſtatt der Seide und
der Nadeln, mit Thierſehnen und Fiſchgraͤten
behelfen, und damit Arbeiten verfertigen, die
keiner Broderie etwas nachgeben.“ — Und

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[133/0149] Kirgiſen, Burjaͤten, Tunguſen, Jakuten, Ta- taren, Mongolen, Tſchuktſchen, Kurilen, Aleu- ten, ſibiriſche Zauberer, in Lebensgroͤße, mit ihren Nationalphyſiognomieen, und in ihrem eigenthuͤmlichen Koſtume. „Das Auge, ſagt Bacmeiſter, vergnuͤgt ſich an dem verſchie- denen Geſchmack aller dieſer Voͤlkerſchaften, der theils durch Beduͤrfniß, theils durch bloße Fan- taſie beſtimmt zu ſeyn ſcheint. Die Chineſen und Perſer kleiden ſich in Atlas und Goldſtoff, die Samojeden huͤllen ſich in die Felle wilder Thiere, die Tataren ſchmuͤcken ſich mit Perlen und Nippes, die Kamtſchadalen tragen Pelze von Waſſervoͤgeln, die Schamanen oder Zau- berer ſind mit Eiſen behangen, die chineſiſchen Frauenzimmer tragen Schuhe die nur ſechs Zoll lang ſind, und die Kirgiſinnen Stiefel mit Hufeiſen und Naͤgeln beſchlagen. Nichts iſt ſchoͤner, als die Seidenarbeiten und Naͤthe- reyen der Chineſen; man kann aber auch der Induſtrie ſolcher Voͤlker ſeine Bewunderung nicht verſagen, die ſich ſtatt der Seide und der Nadeln, mit Thierſehnen und Fiſchgraͤten behelfen, und damit Arbeiten verfertigen, die keiner Broderie etwas nachgeben.“ — Und J 3

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/149>, abgerufen am 27.11.2024.