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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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schickte einige Hefte davon nach Paris an die
Akademie der Wissenschaften, um zu erfah-
ren was sie enthielten, und die Herren Aka-
demiker entledigten sich dieses Auftrags als
wahre Franzosen. Ein gewisser Abbe Bignon
lieferte dem Kaiser die Uebersetzung in lateini-
scher Sprache, wobey er jedoch selbst einige
Zweifel über die Treue seiner Dollmetschung
äußerte. Späterhin fand sichs, daß kein Wort
davon im Originale stand. -- Die Akademie
unterhält jetzt einen Mann unter diesen Völ-
kerschaften, um die Sprache zu erlernen. Er
ist ein Deutscher und heißt Jährig; ich habe
ihn, bey seinem letzten Aufenthalt in der Re-
sidenz, persönlich kennen gelernt. Er hatte da-
mals sechszehn Jahre unter den Mongolen ge-
lebt, war mit ihren Sitten so vertraut ge-
worden, und hatte diese so lieb gewonnen,
daß ihm unsere europäische Bequemlichkeiten
sehr zuwider waren. Auch von ihrer Weisheit
hatte er so vortheilhafte Begriffe, daß er
glaubte, wir Europäer könnten in vielen Din-
gen aus jenen Gegenden Aufklärung holen.
So gewiß dieser Mann die mongolische Sprache
völlig besaß, so unmöglich war es doch, in

G 4

ſchickte einige Hefte davon nach Paris an die
Akademie der Wiſſenſchaften, um zu erfah-
ren was ſie enthielten, und die Herren Aka-
demiker entledigten ſich dieſes Auftrags als
wahre Franzoſen. Ein gewiſſer Abbe Bignon
lieferte dem Kaiſer die Ueberſetzung in lateini-
ſcher Sprache, wobey er jedoch ſelbſt einige
Zweifel uͤber die Treue ſeiner Dollmetſchung
aͤußerte. Spaͤterhin fand ſichs, daß kein Wort
davon im Originale ſtand. — Die Akademie
unterhaͤlt jetzt einen Mann unter dieſen Voͤl-
kerſchaften, um die Sprache zu erlernen. Er
iſt ein Deutſcher und heißt Jaͤhrig; ich habe
ihn, bey ſeinem letzten Aufenthalt in der Re-
ſidenz, perſoͤnlich kennen gelernt. Er hatte da-
mals ſechszehn Jahre unter den Mongolen ge-
lebt, war mit ihren Sitten ſo vertraut ge-
worden, und hatte dieſe ſo lieb gewonnen,
daß ihm unſere europaͤiſche Bequemlichkeiten
ſehr zuwider waren. Auch von ihrer Weisheit
hatte er ſo vortheilhafte Begriffe, daß er
glaubte, wir Europaͤer koͤnnten in vielen Din-
gen aus jenen Gegenden Aufklaͤrung holen.
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G 4
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[103/0119] ſchickte einige Hefte davon nach Paris an die Akademie der Wiſſenſchaften, um zu erfah- ren was ſie enthielten, und die Herren Aka- demiker entledigten ſich dieſes Auftrags als wahre Franzoſen. Ein gewiſſer Abbe Bignon lieferte dem Kaiſer die Ueberſetzung in lateini- ſcher Sprache, wobey er jedoch ſelbſt einige Zweifel uͤber die Treue ſeiner Dollmetſchung aͤußerte. Spaͤterhin fand ſichs, daß kein Wort davon im Originale ſtand. — Die Akademie unterhaͤlt jetzt einen Mann unter dieſen Voͤl- kerſchaften, um die Sprache zu erlernen. Er iſt ein Deutſcher und heißt Jaͤhrig; ich habe ihn, bey ſeinem letzten Aufenthalt in der Re- ſidenz, perſoͤnlich kennen gelernt. Er hatte da- mals ſechszehn Jahre unter den Mongolen ge- lebt, war mit ihren Sitten ſo vertraut ge- worden, und hatte dieſe ſo lieb gewonnen, daß ihm unſere europaͤiſche Bequemlichkeiten ſehr zuwider waren. Auch von ihrer Weisheit hatte er ſo vortheilhafte Begriffe, daß er glaubte, wir Europaͤer koͤnnten in vielen Din- gen aus jenen Gegenden Aufklaͤrung holen. So gewiß dieſer Mann die mongoliſche Sprache voͤllig beſaß, ſo unmoͤglich war es doch, in G 4

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/119>, abgerufen am 23.11.2024.