Wir gehen jetzt zur Schilderung der lit- terarischen Hülfsmittel über, deren die Residenz so viele und zum Theil seltne und ausgezeichnete enthält, daß wir uns von der Musterung derselben eine angenehme Befriedi- gung versprechen dürfen. Zu den wesentlichsten Gegenständen dieser Rubrik gehören die öf- fentlichen Bibliotheken. St. Peters- burg hat aus dieser Gattung nur Eine aufzu- weisen, aber die Anzahl großer Privatbiblio- theken, deren leicht zu erhaltender Zutritt je- nen Mangel einigermaßen ersetzt, beläuft sich über zwanzig. Wir fangen, der Ordnung nach, mit jener an: dies ist die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften.
Ein so merkwürdiges Institut in einer so jungen Stadt, von dessen Entstehung selbst noch Zeitgenossen unter den Lebenden vorhan- den sind, verdient eine kurze Uebersicht seiner Geschichte. Der Krieg, dieser Zerstörer und Feind aller Künste des Friedens, ward die Ver- anlassung zur Grundlage desselben. Eine Bücher- sammlung von ungefähr 2500 Bänden, die Pe- ter der Große in Kurland erbeutet hatte, und nach seiner neuen Residenz bringen ließ, gab
Wir gehen jetzt zur Schilderung der lit- terariſchen Huͤlfsmittel uͤber, deren die Reſidenz ſo viele und zum Theil ſeltne und ausgezeichnete enthaͤlt, daß wir uns von der Muſterung derſelben eine angenehme Befriedi- gung verſprechen duͤrfen. Zu den weſentlichſten Gegenſtaͤnden dieſer Rubrik gehoͤren die oͤf- fentlichen Bibliotheken. St. Peters- burg hat aus dieſer Gattung nur Eine aufzu- weiſen, aber die Anzahl großer Privatbiblio- theken, deren leicht zu erhaltender Zutritt je- nen Mangel einigermaßen erſetzt, belaͤuft ſich uͤber zwanzig. Wir fangen, der Ordnung nach, mit jener an: dies iſt die Bibliothek der Akademie der Wiſſenſchaften.
Ein ſo merkwuͤrdiges Inſtitut in einer ſo jungen Stadt, von deſſen Entſtehung ſelbſt noch Zeitgenoſſen unter den Lebenden vorhan- den ſind, verdient eine kurze Ueberſicht ſeiner Geſchichte. Der Krieg, dieſer Zerſtoͤrer und Feind aller Kuͤnſte des Friedens, ward die Ver- anlaſſung zur Grundlage deſſelben. Eine Buͤcher- ſammlung von ungefaͤhr 2500 Baͤnden, die Pe- ter der Große in Kurland erbeutet hatte, und nach ſeiner neuen Reſidenz bringen ließ, gab
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Wir gehen jetzt zur Schilderung der lit-
terariſchen Huͤlfsmittel uͤber, deren die
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ausgezeichnete enthaͤlt, daß wir uns von der
Muſterung derſelben eine angenehme Befriedi-
gung verſprechen duͤrfen. Zu den weſentlichſten
Gegenſtaͤnden dieſer Rubrik gehoͤren die oͤf-
fentlichen Bibliotheken. St. Peters-
burg hat aus dieſer Gattung nur Eine aufzu-
weiſen, aber die Anzahl großer Privatbiblio-
theken, deren leicht zu erhaltender Zutritt je-
nen Mangel einigermaßen erſetzt, belaͤuft ſich
uͤber zwanzig. Wir fangen, der Ordnung nach,
mit jener an: dies iſt die Bibliothek der
Akademie der Wiſſenſchaften.
Ein ſo merkwuͤrdiges Inſtitut in einer ſo
jungen Stadt, von deſſen Entſtehung ſelbſt
noch Zeitgenoſſen unter den Lebenden vorhan-
den ſind, verdient eine kurze Ueberſicht ſeiner
Geſchichte. Der Krieg, dieſer Zerſtoͤrer und
Feind aller Kuͤnſte des Friedens, ward die Ver-
anlaſſung zur Grundlage deſſelben. Eine Buͤcher-
ſammlung von ungefaͤhr 2500 Baͤnden, die Pe-
ter der Große in Kurland erbeutet hatte,
und nach ſeiner neuen Reſidenz bringen ließ, gab
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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