serordentlicher Größe, welches die Form eines Vierecks hat, und von oben herab durch die Fenster des zweyten Stocks erleuchtet wird. Ringsum ist es in einer beträchtlichen Höhe mit einer Gallerie umgeben, die für das Or- chester bestimmt ist und auf welcher sich auch eine Orgel befindet. Aus diesem Vestibüle geht man mitten durch eine doppelte Säulenreihe hindurch in den Hauptsaal. Wenn es möglich ist, den Eindruck den der Anblick dieses archi- tektonischen Riesentempels hervorbringt, durch Schriftmalerey für das geistige Auge zu bewir- ken, so kann dies nur durch die einfachste und kunstloseste Darstellung geschehen. Man denke sich also einen über hundert Schritte langen, verhältnißmäßig breiten, von einer doppelten Kolonnade kolossalischer Säulen getragenen Saal. Ungefähr in der halben Höhe sind zwi- schen diesen Säulen Logen befindlich, die mit seidenen Vorhängen und Festons aufgeputzt sind. In dem Gange den die doppelten Säu- lenreihen bilden, hängen in bestimmten Ent- fernungen krystallene Glaskugeln, deren Er- leuchtung durch zwey an jedem Ende angebrach- te Spiegel von seltner Größe zurückgeworfen
ſerordentlicher Groͤße, welches die Form eines Vierecks hat, und von oben herab durch die Fenſter des zweyten Stocks erleuchtet wird. Ringsum iſt es in einer betraͤchtlichen Hoͤhe mit einer Gallerie umgeben, die fuͤr das Or- cheſter beſtimmt iſt und auf welcher ſich auch eine Orgel befindet. Aus dieſem Veſtibuͤle geht man mitten durch eine doppelte Saͤulenreihe hindurch in den Hauptſaal. Wenn es moͤglich iſt, den Eindruck den der Anblick dieſes archi- tektoniſchen Rieſentempels hervorbringt, durch Schriftmalerey fuͤr das geiſtige Auge zu bewir- ken, ſo kann dies nur durch die einfachſte und kunſtloſeſte Darſtellung geſchehen. Man denke ſich alſo einen uͤber hundert Schritte langen, verhaͤltnißmaͤßig breiten, von einer doppelten Kolonnade koloſſaliſcher Saͤulen getragenen Saal. Ungefaͤhr in der halben Hoͤhe ſind zwi- ſchen dieſen Saͤulen Logen befindlich, die mit ſeidenen Vorhaͤngen und Feſtons aufgeputzt ſind. In dem Gange den die doppelten Saͤu- lenreihen bilden, haͤngen in beſtimmten Ent- fernungen kryſtallene Glaskugeln, deren Er- leuchtung durch zwey an jedem Ende angebrach- te Spiegel von ſeltner Groͤße zuruͤckgeworfen
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ſerordentlicher Groͤße, welches die Form eines
Vierecks hat, und von oben herab durch die
Fenſter des zweyten Stocks erleuchtet wird.
Ringsum iſt es in einer betraͤchtlichen Hoͤhe
mit einer Gallerie umgeben, die fuͤr das Or-
cheſter beſtimmt iſt und auf welcher ſich auch
eine Orgel befindet. Aus dieſem Veſtibuͤle geht
man mitten durch eine doppelte Saͤulenreihe
hindurch in den Hauptſaal. Wenn es moͤglich
iſt, den Eindruck den der Anblick dieſes archi-
tektoniſchen Rieſentempels hervorbringt, durch
Schriftmalerey fuͤr das geiſtige Auge zu bewir-
ken, ſo kann dies nur durch die einfachſte und
kunſtloſeſte Darſtellung geſchehen. Man denke
ſich alſo einen uͤber hundert Schritte langen,
verhaͤltnißmaͤßig breiten, von einer doppelten
Kolonnade koloſſaliſcher Saͤulen getragenen
Saal. Ungefaͤhr in der halben Hoͤhe ſind zwi-
ſchen dieſen Saͤulen Logen befindlich, die mit
ſeidenen Vorhaͤngen und Feſtons aufgeputzt
ſind. In dem Gange den die doppelten Saͤu-
lenreihen bilden, haͤngen in beſtimmten Ent-
fernungen kryſtallene Glaskugeln, deren Er-
leuchtung durch zwey an jedem Ende angebrach-
te Spiegel von ſeltner Groͤße zuruͤckgeworfen
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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