Ein Tempel kettet sich hier an den andern: Re- formirte, Katholiken, Armenier und Griechen haben in dieser Gasse ihre Kirchen neben und ge- genüber einander.
Daß dieser Stadttheil vorzüglich von Gro- ßen und Reichen bewohnt ist, wird man aus dem Gesagten leicht einsehen. Der Kay des Galeerenhofes und der vom Winterpallast gehö- ren zu den besten und gesuchtesten Gegenden und sind mit prächtigen Häusern besetzt, die den Gro- ßen des Hofes oder Kaufleuten gehören. Die Miethe ist in diesen Gegenden um die Hälfte theurer als anderswo, und auch die Lebensmittel und übrigen Bedürfnisse werden durch die Bereit- willigkeit gesteigert, mit welcher der Luxus der Einwohner die ausschweifendsten Preise dersel- ben bezahlt.
So wie man sich weiter von diesem Mit- telpunkte entfernt, erhält die Stadt ein stille- res, bürgerlicheres Ansehen, die längsten und breitesten Gassen ausgenommen, in welchen das Gewühl sich bis an die äußersten Grenzen der Stadt erstreckt. -- Die vorzüglichsten öf- fentlichen Gebäude des zweyten Admirali- tätstheils sind der neue Stallhof, das
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Ein Tempel kettet ſich hier an den andern: Re- formirte, Katholiken, Armenier und Griechen haben in dieſer Gaſſe ihre Kirchen neben und ge- genuͤber einander.
Daß dieſer Stadttheil vorzuͤglich von Gro- ßen und Reichen bewohnt iſt, wird man aus dem Geſagten leicht einſehen. Der Kay des Galeerenhofes und der vom Winterpallaſt gehoͤ- ren zu den beſten und geſuchteſten Gegenden und ſind mit praͤchtigen Haͤuſern beſetzt, die den Gro- ßen des Hofes oder Kaufleuten gehoͤren. Die Miethe iſt in dieſen Gegenden um die Haͤlfte theurer als anderswo, und auch die Lebensmittel und uͤbrigen Beduͤrfniſſe werden durch die Bereit- willigkeit geſteigert, mit welcher der Luxus der Einwohner die ausſchweifendſten Preiſe derſel- ben bezahlt.
So wie man ſich weiter von dieſem Mit- telpunkte entfernt, erhaͤlt die Stadt ein ſtille- res, buͤrgerlicheres Anſehen, die laͤngſten und breiteſten Gaſſen ausgenommen, in welchen das Gewuͤhl ſich bis an die aͤußerſten Grenzen der Stadt erſtreckt. — Die vorzuͤglichſten oͤf- fentlichen Gebaͤude des zweyten Admirali- taͤtstheils ſind der neue Stallhof, das
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Ein Tempel kettet ſich hier an den andern: Re-
formirte, Katholiken, Armenier und Griechen
haben in dieſer Gaſſe ihre Kirchen neben und ge-
genuͤber einander.
Daß dieſer Stadttheil vorzuͤglich von Gro-
ßen und Reichen bewohnt iſt, wird man aus
dem Geſagten leicht einſehen. Der Kay des
Galeerenhofes und der vom Winterpallaſt gehoͤ-
ren zu den beſten und geſuchteſten Gegenden und
ſind mit praͤchtigen Haͤuſern beſetzt, die den Gro-
ßen des Hofes oder Kaufleuten gehoͤren. Die
Miethe iſt in dieſen Gegenden um die Haͤlfte
theurer als anderswo, und auch die Lebensmittel
und uͤbrigen Beduͤrfniſſe werden durch die Bereit-
willigkeit geſteigert, mit welcher der Luxus der
Einwohner die ausſchweifendſten Preiſe derſel-
ben bezahlt.
So wie man ſich weiter von dieſem Mit-
telpunkte entfernt, erhaͤlt die Stadt ein ſtille-
res, buͤrgerlicheres Anſehen, die laͤngſten und
breiteſten Gaſſen ausgenommen, in welchen
das Gewuͤhl ſich bis an die aͤußerſten Grenzen
der Stadt erſtreckt. — Die vorzuͤglichſten oͤf-
fentlichen Gebaͤude des zweyten Admirali-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/89>, abgerufen am 25.11.2024.
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