russischer Theaterdichter verziert; in der innern Einrichtung herrscht eine geschmackvolle Sim- plicität. Die Bühne ist nur von mäßigem Um- fange, daher die großen Opern, zu denen viel Maschinenwerk gehört, hier nicht vollständig vorgestellt werden können. Der Saal für die Zuschauer hat keine Logen, sondern bildet in einem sich immer verengernden Halbzirkel Stu- fen, die überall mit Tuch bezogen und eine um die andere mit Polstern belegt sind, auf wel- che sich die Zuschauer setzen.
Die zweyte Merkwürdigkeit dieses Stadt- theils ist der Marmorpallast. Dieses, durch seine Pracht vielleicht einzige, Gebäude bildet ein längliches Viereck, dessen eine schmalere Seite durch zwey hervorspringende Flügel ei- nen Hofplatz erhält. Die beyden Flügelseiten stehen nach der Newa und nach der Million; die Hinterseite ist durch eine Quergasse von den daneben stehenden Häusern getrennt, und die Vorderseite hat einen zweyten geräu- migen Hof, der an den Flügelseiten mit einem eisernen, zum Theil vergoldeten Gegitter ein- geschlossen ist, vorne aber durch die Manege des Pallasts begrenzt wird. So schön die Lage
ruſſiſcher Theaterdichter verziert; in der innern Einrichtung herrſcht eine geſchmackvolle Sim- plicitaͤt. Die Buͤhne iſt nur von maͤßigem Um- fange, daher die großen Opern, zu denen viel Maſchinenwerk gehoͤrt, hier nicht vollſtaͤndig vorgeſtellt werden koͤnnen. Der Saal fuͤr die Zuſchauer hat keine Logen, ſondern bildet in einem ſich immer verengernden Halbzirkel Stu- fen, die uͤberall mit Tuch bezogen und eine um die andere mit Polſtern belegt ſind, auf wel- che ſich die Zuſchauer ſetzen.
Die zweyte Merkwuͤrdigkeit dieſes Stadt- theils iſt der Marmorpallaſt. Dieſes, durch ſeine Pracht vielleicht einzige, Gebaͤude bildet ein laͤngliches Viereck, deſſen eine ſchmalere Seite durch zwey hervorſpringende Fluͤgel ei- nen Hofplatz erhaͤlt. Die beyden Fluͤgelſeiten ſtehen nach der Newa und nach der Million; die Hinterſeite iſt durch eine Quergaſſe von den daneben ſtehenden Haͤuſern getrennt, und die Vorderſeite hat einen zweyten geraͤu- migen Hof, der an den Fluͤgelſeiten mit einem eiſernen, zum Theil vergoldeten Gegitter ein- geſchloſſen iſt, vorne aber durch die Manege des Pallaſts begrenzt wird. So ſchoͤn die Lage
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ruſſiſcher Theaterdichter verziert; in der innern
Einrichtung herrſcht eine geſchmackvolle Sim-
plicitaͤt. Die Buͤhne iſt nur von maͤßigem Um-
fange, daher die großen Opern, zu denen viel
Maſchinenwerk gehoͤrt, hier nicht vollſtaͤndig
vorgeſtellt werden koͤnnen. Der Saal fuͤr die
Zuſchauer hat keine Logen, ſondern bildet in
einem ſich immer verengernden Halbzirkel Stu-
fen, die uͤberall mit Tuch bezogen und eine um
die andere mit Polſtern belegt ſind, auf wel-
che ſich die Zuſchauer ſetzen.
Die zweyte Merkwuͤrdigkeit dieſes Stadt-
theils iſt der Marmorpallaſt. Dieſes, durch
ſeine Pracht vielleicht einzige, Gebaͤude bildet
ein laͤngliches Viereck, deſſen eine ſchmalere
Seite durch zwey hervorſpringende Fluͤgel ei-
nen Hofplatz erhaͤlt. Die beyden Fluͤgelſeiten
ſtehen nach der Newa und nach der Million;
die Hinterſeite iſt durch eine Quergaſſe von
den daneben ſtehenden Haͤuſern getrennt,
und die Vorderſeite hat einen zweyten geraͤu-
migen Hof, der an den Fluͤgelſeiten mit einem
eiſernen, zum Theil vergoldeten Gegitter ein-
geſchloſſen iſt, vorne aber durch die Manege
des Pallaſts begrenzt wird. So ſchoͤn die Lage
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/79>, abgerufen am 26.11.2024.
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