deren Gebrauch sie da sind. -- Doch was ist merkwürdig, wenn es an Sie erinnert! Wer kann seinen Blick auf die Gegenstände heften, die Katharina umgeben, ohne Sie zu denken, und wer kann Sie denken, ohne zu fühlen was sie für ihr Volk und für die Unsterblichkeit that! --
An die linke oder östliche Seite des Win- terpallastes stößt die Eremitage, ein aus zwey abgesonderten, prächtigen Gebäuden bestehendes Ganze, welche durch bedeckte Gänge unter sich und mit dem Winterpallast verbunden sind. Dieser Tempel, den Katharina der gesell- schaftlichen Erholung und dem zwanglosen Ver- gnügen erbaute, ist vielleicht unter allen, welche diesem Zweck von Königen gewidmet worden sind, einzig in seiner Art. Jeder geistige Genuß hat hier seinen Altar, auf welchem die erhabne Prie- sterinn dieses Tempels mit weiser Wahl und Mäßigung das heilige Feuer unterhält, um wel- ches sich die Auserwählten ihres vertrauten Zir- kels versammeln. Die Schätze der Kunst und des gesellschaftlichen Fleißes gehören zwar nicht in dieses Kapitel, aber eine kurze Anzeige der einzelnen Merkwürdigkeiten dieses Pallasts kann ich hier nicht übergehen. Hier ist die Privatbi-
deren Gebrauch ſie da ſind. — Doch was iſt merkwuͤrdig, wenn es an Sie erinnert! Wer kann ſeinen Blick auf die Gegenſtaͤnde heften, die Katharina umgeben, ohne Sie zu denken, und wer kann Sie denken, ohne zu fuͤhlen was ſie fuͤr ihr Volk und fuͤr die Unſterblichkeit that! —
An die linke oder oͤſtliche Seite des Win- terpallaſtes ſtoͤßt die Eremitage, ein aus zwey abgeſonderten, praͤchtigen Gebaͤuden beſtehendes Ganze, welche durch bedeckte Gaͤnge unter ſich und mit dem Winterpallaſt verbunden ſind. Dieſer Tempel, den Katharina der geſell- ſchaftlichen Erholung und dem zwangloſen Ver- gnuͤgen erbaute, iſt vielleicht unter allen, welche dieſem Zweck von Koͤnigen gewidmet worden ſind, einzig in ſeiner Art. Jeder geiſtige Genuß hat hier ſeinen Altar, auf welchem die erhabne Prie- ſterinn dieſes Tempels mit weiſer Wahl und Maͤßigung das heilige Feuer unterhaͤlt, um wel- ches ſich die Auserwaͤhlten ihres vertrauten Zir- kels verſammeln. Die Schaͤtze der Kunſt und des geſellſchaftlichen Fleißes gehoͤren zwar nicht in dieſes Kapitel, aber eine kurze Anzeige der einzelnen Merkwuͤrdigkeiten dieſes Pallaſts kann ich hier nicht uͤbergehen. Hier iſt die Privatbi-
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deren Gebrauch ſie da ſind. — Doch was iſt
merkwuͤrdig, wenn es an Sie erinnert! Wer
kann ſeinen Blick auf die Gegenſtaͤnde heften, die
Katharina umgeben, ohne Sie zu denken, und
wer kann Sie denken, ohne zu fuͤhlen was ſie
fuͤr ihr Volk und fuͤr die Unſterblichkeit that! —
An die linke oder oͤſtliche Seite des Win-
terpallaſtes ſtoͤßt die Eremitage, ein aus zwey
abgeſonderten, praͤchtigen Gebaͤuden beſtehendes
Ganze, welche durch bedeckte Gaͤnge unter ſich
und mit dem Winterpallaſt verbunden ſind.
Dieſer Tempel, den Katharina der geſell-
ſchaftlichen Erholung und dem zwangloſen Ver-
gnuͤgen erbaute, iſt vielleicht unter allen, welche
dieſem Zweck von Koͤnigen gewidmet worden ſind,
einzig in ſeiner Art. Jeder geiſtige Genuß hat
hier ſeinen Altar, auf welchem die erhabne Prie-
ſterinn dieſes Tempels mit weiſer Wahl und
Maͤßigung das heilige Feuer unterhaͤlt, um wel-
ches ſich die Auserwaͤhlten ihres vertrauten Zir-
kels verſammeln. Die Schaͤtze der Kunſt und
des geſellſchaftlichen Fleißes gehoͤren zwar nicht
in dieſes Kapitel, aber eine kurze Anzeige der
einzelnen Merkwuͤrdigkeiten dieſes Pallaſts kann
ich hier nicht uͤbergehen. Hier iſt die Privatbi-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/77>, abgerufen am 26.11.2024.
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