Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Dächer, ist nach den Regeln der schönen Bau-
kunst, platt; daß hier nirgend ein Giebel zu se-
hen ist, versteht sich bey einer Stadt von so neu-
er Anlage von selbst.

In der innern Bauart und Einrichtung der
Häuser (ich spreche nicht von Pallästen) ist für
die Bequemlichkeit und den Luxus so sehr gesorgt
als in irgend einer Stadt in Europa; eine Sorg-
falt, die das unfreundliche Klima hier freylich
nothwendiger macht als anderswo. Fast alle
gute Privathäuser haben gewölbte Thorwege,
unter welchen man, für jede Witterung geschützt,
aus und in den Wagen steigen kann; geräumige
Hofplätze, die viele hundert Klafter Holz fassen,
und dennoch Raum genug für wartende Equipa-
gen enthalten; breite steinerne Treppen, Vor-
zimmer für die Bedienten der besuchenden Herr-
schaften, abgesonderte Speisesäle, Balkons, u.
s. w.. Eine nähere Beschreibung der innern Be-
schaffenheit der Häuser werden wir in einem der
folgenden Abschnitte finden.

Die Anzahl der Gassen geht sicherlich über
hundert und funfzig hinaus, wenn man alle Ver-

Daͤcher, iſt nach den Regeln der ſchoͤnen Bau-
kunſt, platt; daß hier nirgend ein Giebel zu ſe-
hen iſt, verſteht ſich bey einer Stadt von ſo neu-
er Anlage von ſelbſt.

In der innern Bauart und Einrichtung der
Haͤuſer (ich ſpreche nicht von Pallaͤſten) iſt fuͤr
die Bequemlichkeit und den Luxus ſo ſehr geſorgt
als in irgend einer Stadt in Europa; eine Sorg-
falt, die das unfreundliche Klima hier freylich
nothwendiger macht als anderswo. Faſt alle
gute Privathaͤuſer haben gewoͤlbte Thorwege,
unter welchen man, fuͤr jede Witterung geſchuͤtzt,
aus und in den Wagen ſteigen kann; geraͤumige
Hofplaͤtze, die viele hundert Klafter Holz faſſen,
und dennoch Raum genug fuͤr wartende Equipa-
gen enthalten; breite ſteinerne Treppen, Vor-
zimmer fuͤr die Bedienten der beſuchenden Herr-
ſchaften, abgeſonderte Speiſeſaͤle, Balkons, u.
ſ. w.. Eine naͤhere Beſchreibung der innern Be-
ſchaffenheit der Haͤuſer werden wir in einem der
folgenden Abſchnitte finden.

Die Anzahl der Gaſſen geht ſicherlich uͤber
hundert und funfzig hinaus, wenn man alle Ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="36"/>
Da&#x0364;cher, i&#x017F;t nach den Regeln der &#x017F;cho&#x0364;nen Bau-<lb/>
kun&#x017F;t, platt; daß hier nirgend ein Giebel zu &#x017F;e-<lb/>
hen i&#x017F;t, ver&#x017F;teht &#x017F;ich bey einer Stadt von &#x017F;o neu-<lb/>
er Anlage von &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>In der innern Bauart und Einrichtung der<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er (ich &#x017F;preche nicht von Palla&#x0364;&#x017F;ten) i&#x017F;t fu&#x0364;r<lb/>
die Bequemlichkeit und den Luxus &#x017F;o &#x017F;ehr ge&#x017F;orgt<lb/>
als in irgend einer Stadt in Europa; eine Sorg-<lb/>
falt, die das unfreundliche Klima hier freylich<lb/>
nothwendiger macht als anderswo. Fa&#x017F;t alle<lb/>
gute Privatha&#x0364;u&#x017F;er haben gewo&#x0364;lbte Thorwege,<lb/>
unter welchen man, fu&#x0364;r jede Witterung ge&#x017F;chu&#x0364;tzt,<lb/>
aus und in den Wagen &#x017F;teigen kann; gera&#x0364;umige<lb/>
Hofpla&#x0364;tze, die viele hundert Klafter Holz fa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und dennoch Raum genug fu&#x0364;r wartende Equipa-<lb/>
gen enthalten; breite &#x017F;teinerne Treppen, Vor-<lb/>
zimmer fu&#x0364;r die Bedienten der be&#x017F;uchenden Herr-<lb/>
&#x017F;chaften, abge&#x017F;onderte Spei&#x017F;e&#x017F;a&#x0364;le, Balkons, u.<lb/>
&#x017F;. w.. Eine na&#x0364;here Be&#x017F;chreibung der innern Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit der Ha&#x0364;u&#x017F;er werden wir in einem der<lb/>
folgenden Ab&#x017F;chnitte finden.</p><lb/>
          <p>Die Anzahl der <hi rendition="#g">Ga&#x017F;&#x017F;en</hi> geht &#x017F;icherlich u&#x0364;ber<lb/>
hundert und funfzig hinaus, wenn man alle Ver-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0070] Daͤcher, iſt nach den Regeln der ſchoͤnen Bau- kunſt, platt; daß hier nirgend ein Giebel zu ſe- hen iſt, verſteht ſich bey einer Stadt von ſo neu- er Anlage von ſelbſt. In der innern Bauart und Einrichtung der Haͤuſer (ich ſpreche nicht von Pallaͤſten) iſt fuͤr die Bequemlichkeit und den Luxus ſo ſehr geſorgt als in irgend einer Stadt in Europa; eine Sorg- falt, die das unfreundliche Klima hier freylich nothwendiger macht als anderswo. Faſt alle gute Privathaͤuſer haben gewoͤlbte Thorwege, unter welchen man, fuͤr jede Witterung geſchuͤtzt, aus und in den Wagen ſteigen kann; geraͤumige Hofplaͤtze, die viele hundert Klafter Holz faſſen, und dennoch Raum genug fuͤr wartende Equipa- gen enthalten; breite ſteinerne Treppen, Vor- zimmer fuͤr die Bedienten der beſuchenden Herr- ſchaften, abgeſonderte Speiſeſaͤle, Balkons, u. ſ. w.. Eine naͤhere Beſchreibung der innern Be- ſchaffenheit der Haͤuſer werden wir in einem der folgenden Abſchnitte finden. Die Anzahl der Gaſſen geht ſicherlich uͤber hundert und funfzig hinaus, wenn man alle Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/70
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/70>, abgerufen am 27.11.2024.