Höhe, die z. B. in Paris zu fünf Stockwerken hinreichen würde, hier nur zu zweyen benutzt. Die meisten Häuser haben nach italiänischer Bau- art ein Erdgeschoß, dessen Fenster nur wenig über dem Pflaster hervorragen und welches zu Bedientenzimmern und Lawken (kleinen Kram- läden) eingerichtet ist. Dieser Erdgeschoß wird jetzt häufig mit Granit bekleidet. Die Fassaden der Häuser sind größtentheils geschmackvoll und in gutem Stil, zuweilen aber auch mit Zierra- then überladen, die der Herrschaft der Mode so gut unterworfen sind als die Form der Kleider. Jetzt ist der Geschmack an Säulenverzierungen herrschend, und so lange dieser dauert, wird hierinn so gut übertrieben wie in jeder andern Mode. Da man hier durchgehends von Back- steinen baut, so werden die äußern Mauern mit mancherley Farben übertüncht, unter denen jetzt die grüne und cafe au lait die beliebtesten sind. Die Dächer werden theils mit Ziegeln, theils mit Kupfer- und Eisenblech gedeckt, welche letz- tere, außer ihrer Dauerhaftigkeit und Sicher- heit, einen angenehmen Anblick gewähren, wenn sie, wie jetzt häufig geschieht, mit grüner oder rother Farbe überzogen werden. Die Form der
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Hoͤhe, die z. B. in Paris zu fuͤnf Stockwerken hinreichen wuͤrde, hier nur zu zweyen benutzt. Die meiſten Haͤuſer haben nach italiaͤniſcher Bau- art ein Erdgeſchoß, deſſen Fenſter nur wenig uͤber dem Pflaſter hervorragen und welches zu Bedientenzimmern und Lawken (kleinen Kram- laͤden) eingerichtet iſt. Dieſer Erdgeſchoß wird jetzt haͤufig mit Granit bekleidet. Die Faſſaden der Haͤuſer ſind groͤßtentheils geſchmackvoll und in gutem Stil, zuweilen aber auch mit Zierra- then uͤberladen, die der Herrſchaft der Mode ſo gut unterworfen ſind als die Form der Kleider. Jetzt iſt der Geſchmack an Saͤulenverzierungen herrſchend, und ſo lange dieſer dauert, wird hierinn ſo gut uͤbertrieben wie in jeder andern Mode. Da man hier durchgehends von Back- ſteinen baut, ſo werden die aͤußern Mauern mit mancherley Farben uͤbertuͤncht, unter denen jetzt die gruͤne und café au lait die beliebteſten ſind. Die Daͤcher werden theils mit Ziegeln, theils mit Kupfer- und Eiſenblech gedeckt, welche letz- tere, außer ihrer Dauerhaftigkeit und Sicher- heit, einen angenehmen Anblick gewaͤhren, wenn ſie, wie jetzt haͤufig geſchieht, mit gruͤner oder rother Farbe uͤberzogen werden. Die Form der
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Hoͤhe, die z. B. in Paris zu fuͤnf Stockwerken
hinreichen wuͤrde, hier nur zu zweyen benutzt.
Die meiſten Haͤuſer haben nach italiaͤniſcher Bau-
art ein Erdgeſchoß, deſſen Fenſter nur wenig
uͤber dem Pflaſter hervorragen und welches zu
Bedientenzimmern und Lawken (kleinen Kram-
laͤden) eingerichtet iſt. Dieſer Erdgeſchoß wird
jetzt haͤufig mit Granit bekleidet. Die Faſſaden
der Haͤuſer ſind groͤßtentheils geſchmackvoll und
in gutem Stil, zuweilen aber auch mit Zierra-
then uͤberladen, die der Herrſchaft der Mode ſo
gut unterworfen ſind als die Form der Kleider.
Jetzt iſt der Geſchmack an Saͤulenverzierungen
herrſchend, und ſo lange dieſer dauert, wird
hierinn ſo gut uͤbertrieben wie in jeder andern
Mode. Da man hier durchgehends von Back-
ſteinen baut, ſo werden die aͤußern Mauern mit
mancherley Farben uͤbertuͤncht, unter denen jetzt
die gruͤne und café au lait die beliebteſten ſind.
Die Daͤcher werden theils mit Ziegeln, theils
mit Kupfer- und Eiſenblech gedeckt, welche letz-
tere, außer ihrer Dauerhaftigkeit und Sicher-
heit, einen angenehmen Anblick gewaͤhren, wenn
ſie, wie jetzt haͤufig geſchieht, mit gruͤner oder
rother Farbe uͤberzogen werden. Die Form der
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/69>, abgerufen am 27.11.2024.
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