Seine Länge beträgt dreytausend Klafter oder ungefähr sechs Werst, seine Breite zehn bis zwölf, und die Tiefe seines Wasserbettes über eine Klafter. Er hat Ufer, Einfassung und Trot- toir wie der Katharinenkanal, nur daß letzteres hier breiter ist. Diese Vorzüge, das vortreff- liche Wasser und die Breite der Gassen zu bey- den Seiten sind dem Baugeist der begüterten Einwohner ein mächtiger Sporn. Schon reihen sich Palläste an geschmackvolle Bürgerhäuser, ganze Strecken sind in wenigen Jahren bebaut, überall sieht man Materialien zu neuen Schöp- fungen liegen. Diese Gasse wird sicherlich so einzig in ihrer Art, als die Idee ihrer Anlage kühn und die Ausführung groß war. *) -- Die Fontanka hat fünf Brücken, sämtlich aus Gra- nit. Sie ruhen, eine ausgenommen, auf zwey Bögen, zwischen welchen Zugbrücken angebracht sind. Jede derselben ist mit vier Granitthür-
*) Um von dieser Idee und ihrer Ausführung einen Maaßstab zu geben, merke ich hier nur mit Georgi an: daß jede Klafter dieses Granitufers, ohne das Aus- graben des Flusses, ohne das Pilotiren und ohne die kost- baren Brücken, anfangs 182 Rubel, nachher immer mehr und endlich 300 Rubel kostete.
Seine Laͤnge betraͤgt dreytauſend Klafter oder ungefaͤhr ſechs Werſt, ſeine Breite zehn bis zwoͤlf, und die Tiefe ſeines Waſſerbettes uͤber eine Klafter. Er hat Ufer, Einfaſſung und Trot- toir wie der Katharinenkanal, nur daß letzteres hier breiter iſt. Dieſe Vorzuͤge, das vortreff- liche Waſſer und die Breite der Gaſſen zu bey- den Seiten ſind dem Baugeiſt der beguͤterten Einwohner ein maͤchtiger Sporn. Schon reihen ſich Pallaͤſte an geſchmackvolle Buͤrgerhaͤuſer, ganze Strecken ſind in wenigen Jahren bebaut, uͤberall ſieht man Materialien zu neuen Schoͤp- fungen liegen. Dieſe Gaſſe wird ſicherlich ſo einzig in ihrer Art, als die Idee ihrer Anlage kuͤhn und die Ausfuͤhrung groß war. *) — Die Fontanka hat fuͤnf Bruͤcken, ſaͤmtlich aus Gra- nit. Sie ruhen, eine ausgenommen, auf zwey Boͤgen, zwiſchen welchen Zugbruͤcken angebracht ſind. Jede derſelben iſt mit vier Granitthuͤr-
*) Um von dieſer Idee und ihrer Ausfuͤhrung einen Maaßſtab zu geben, merke ich hier nur mit Georgi an: daß jede Klafter dieſes Granitufers, ohne das Aus- graben des Fluſſes, ohne das Pilotiren und ohne die koſt- baren Bruͤcken, anfangs 182 Rubel, nachher immer mehr und endlich 300 Rubel koſtete.
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Seine Laͤnge betraͤgt dreytauſend Klafter oder
ungefaͤhr ſechs Werſt, ſeine Breite zehn bis
zwoͤlf, und die Tiefe ſeines Waſſerbettes uͤber
eine Klafter. Er hat Ufer, Einfaſſung und Trot-
toir wie der Katharinenkanal, nur daß letzteres
hier breiter iſt. Dieſe Vorzuͤge, das vortreff-
liche Waſſer und die Breite der Gaſſen zu bey-
den Seiten ſind dem Baugeiſt der beguͤterten
Einwohner ein maͤchtiger Sporn. Schon reihen
ſich Pallaͤſte an geſchmackvolle Buͤrgerhaͤuſer,
ganze Strecken ſind in wenigen Jahren bebaut,
uͤberall ſieht man Materialien zu neuen Schoͤp-
fungen liegen. Dieſe Gaſſe wird ſicherlich ſo
einzig in ihrer Art, als die Idee ihrer Anlage
kuͤhn und die Ausfuͤhrung groß war. *) — Die
Fontanka hat fuͤnf Bruͤcken, ſaͤmtlich aus Gra-
nit. Sie ruhen, eine ausgenommen, auf zwey
Boͤgen, zwiſchen welchen Zugbruͤcken angebracht
ſind. Jede derſelben iſt mit vier Granitthuͤr-
*) Um von dieſer Idee und ihrer Ausfuͤhrung einen
Maaßſtab zu geben, merke ich hier nur mit Georgi
an: daß jede Klafter dieſes Granitufers, ohne das Aus-
graben des Fluſſes, ohne das Pilotiren und ohne die koſt-
baren Bruͤcken, anfangs 182 Rubel, nachher immer mehr
und endlich 300 Rubel koſtete.
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/64>, abgerufen am 06.07.2024.
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