Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

lischen Vorstellungen. Der Geist der Erzie-
hung ist auch hier Gelindigkeit, auch hier sind
Belohnungen, als das wirksamste Mittel be-
nutzt. Sie bestehen vorzüglich in öffentlichen
Auszeichnungen durch Bandschleifen und Medail-
lons, die im Stift getragen werden; bey der Ent-
lassung aber erhalten sechs von den Fräuleins,
die ihrer Sitten und Ausbildung wegen von
der Direktrice dazu vorgestellt sind, den Chiffre
der Kaiserinn in Golde, welchen sie, so lange
sie leben, auf der Brust tragen. Auch hier
findet noch eine Auszeichnung statt, denn die
zwey vorzüglichst Empfohlenen erhalten einen
durch seine Größe unterschiedenen Chiffre. Für
die zwölf, nach diesem Maaßstabe folgenden
Fräuleins, sind sechs goldene und eben so
viele silberne Medaillen bestimmt. -- Die
Kenntnisse, die man den Zöglingen beyzubrin-
gen sucht, sind ihren künftigen Verhältnissen
angemessen. Sie erhalten Unterricht in meh-
reren Sprachen, vorzüglich in der französischen
in der Religion, Erdbeschreibung, Geschichte,
Naturlehre, im Briefschreiben, in der Mu-
sik, im Tanz, im Deklamiren und in der
Schauspielkunst. Die bürgerlichen Mädchen,

liſchen Vorſtellungen. Der Geiſt der Erzie-
hung iſt auch hier Gelindigkeit, auch hier ſind
Belohnungen, als das wirkſamſte Mittel be-
nutzt. Sie beſtehen vorzuͤglich in oͤffentlichen
Auszeichnungen durch Bandſchleifen und Medail-
lons, die im Stift getragen werden; bey der Ent-
laſſung aber erhalten ſechs von den Fraͤuleins,
die ihrer Sitten und Ausbildung wegen von
der Direktrice dazu vorgeſtellt ſind, den Chiffre
der Kaiſerinn in Golde, welchen ſie, ſo lange
ſie leben, auf der Bruſt tragen. Auch hier
findet noch eine Auszeichnung ſtatt, denn die
zwey vorzuͤglichſt Empfohlenen erhalten einen
durch ſeine Groͤße unterſchiedenen Chiffre. Fuͤr
die zwoͤlf, nach dieſem Maaßſtabe folgenden
Fraͤuleins, ſind ſechs goldene und eben ſo
viele ſilberne Medaillen beſtimmt. — Die
Kenntniſſe, die man den Zoͤglingen beyzubrin-
gen ſucht, ſind ihren kuͤnftigen Verhaͤltniſſen
angemeſſen. Sie erhalten Unterricht in meh-
reren Sprachen, vorzuͤglich in der franzoͤſiſchen
in der Religion, Erdbeſchreibung, Geſchichte,
Naturlehre, im Briefſchreiben, in der Mu-
ſik, im Tanz, im Deklamiren und in der
Schauſpielkunſt. Die buͤrgerlichen Maͤdchen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0346" n="310"/>
li&#x017F;chen Vor&#x017F;tellungen. Der Gei&#x017F;t der Erzie-<lb/>
hung i&#x017F;t auch hier Gelindigkeit, auch hier &#x017F;ind<lb/>
Belohnungen, als das wirk&#x017F;am&#x017F;te Mittel be-<lb/>
nutzt. Sie be&#x017F;tehen vorzu&#x0364;glich in o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Auszeichnungen durch Band&#x017F;chleifen und Medail-<lb/>
lons, die im Stift getragen werden; bey der Ent-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung aber erhalten &#x017F;echs von den Fra&#x0364;uleins,<lb/>
die ihrer Sitten und Ausbildung wegen von<lb/>
der Direktrice dazu vorge&#x017F;tellt &#x017F;ind, den Chiffre<lb/>
der Kai&#x017F;erinn in Golde, welchen &#x017F;ie, &#x017F;o lange<lb/>
&#x017F;ie leben, auf der Bru&#x017F;t tragen. Auch hier<lb/>
findet noch eine Auszeichnung &#x017F;tatt, denn die<lb/>
zwey vorzu&#x0364;glich&#x017F;t Empfohlenen erhalten einen<lb/>
durch &#x017F;eine Gro&#x0364;ße unter&#x017F;chiedenen Chiffre. Fu&#x0364;r<lb/>
die zwo&#x0364;lf, nach die&#x017F;em Maaß&#x017F;tabe folgenden<lb/>
Fra&#x0364;uleins, &#x017F;ind &#x017F;echs goldene und eben &#x017F;o<lb/>
viele &#x017F;ilberne Medaillen be&#x017F;timmt. &#x2014; Die<lb/>
Kenntni&#x017F;&#x017F;e, die man den Zo&#x0364;glingen beyzubrin-<lb/>
gen &#x017F;ucht, &#x017F;ind ihren ku&#x0364;nftigen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
angeme&#x017F;&#x017F;en. Sie erhalten Unterricht in meh-<lb/>
reren Sprachen, vorzu&#x0364;glich in der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
in der Religion, Erdbe&#x017F;chreibung, Ge&#x017F;chichte,<lb/>
Naturlehre, im Brief&#x017F;chreiben, in der Mu-<lb/>
&#x017F;ik, im Tanz, im Deklamiren und in der<lb/>
Schau&#x017F;pielkun&#x017F;t. Die bu&#x0364;rgerlichen Ma&#x0364;dchen,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0346] liſchen Vorſtellungen. Der Geiſt der Erzie- hung iſt auch hier Gelindigkeit, auch hier ſind Belohnungen, als das wirkſamſte Mittel be- nutzt. Sie beſtehen vorzuͤglich in oͤffentlichen Auszeichnungen durch Bandſchleifen und Medail- lons, die im Stift getragen werden; bey der Ent- laſſung aber erhalten ſechs von den Fraͤuleins, die ihrer Sitten und Ausbildung wegen von der Direktrice dazu vorgeſtellt ſind, den Chiffre der Kaiſerinn in Golde, welchen ſie, ſo lange ſie leben, auf der Bruſt tragen. Auch hier findet noch eine Auszeichnung ſtatt, denn die zwey vorzuͤglichſt Empfohlenen erhalten einen durch ſeine Groͤße unterſchiedenen Chiffre. Fuͤr die zwoͤlf, nach dieſem Maaßſtabe folgenden Fraͤuleins, ſind ſechs goldene und eben ſo viele ſilberne Medaillen beſtimmt. — Die Kenntniſſe, die man den Zoͤglingen beyzubrin- gen ſucht, ſind ihren kuͤnftigen Verhaͤltniſſen angemeſſen. Sie erhalten Unterricht in meh- reren Sprachen, vorzuͤglich in der franzoͤſiſchen in der Religion, Erdbeſchreibung, Geſchichte, Naturlehre, im Briefſchreiben, in der Mu- ſik, im Tanz, im Deklamiren und in der Schauſpielkunſt. Die buͤrgerlichen Maͤdchen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/346
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/346>, abgerufen am 25.11.2024.