werden bis ins vierzehnte Jahr in allen einem jungen Künstler nothwendigen Vorkenntnissen unterrichtet; alsdann aber müssen sie sich für eins der Fächer bestimmen, welche in der Aka- demie gelehrt werden. Diese sind: die Male- rey, die Kupferstecherkunst, die Bildhauer- kunst, die Musik, die Baukunst, und die Verfertigung künstlicher mechanischer Arbeiten. Jährlich werden Prüfungen und öffentliche Ausstellungen veranstaltet, welchen das Pu- blikum beywohnt. Die talentvollesten und flei- ßigsten Zöglinge, welche viermal den Preis er- halten haben, werden sechs Jahre hindurch auf Kosten der Akademie nach England, Ita- lien und Frankreich auf Reisen geschickt. Wenn ihre Ausbildung vollendet ist, sind sie von aller Verbindlichkeit gegen das Institut entlas- sen. -- Die Akademie hat schon manches große Talent zur Vollkommenheit geführt und man- ches schlafende Genie erweckt, welches ohne dies für die Kunst verlohren gegangen wäre; daß dies bey allen der Fall seyn sollte, wird nie- mand erwarten. Aber zu bedauren ists, daß selbst unter den gelungenen Zöglingen dieser Schule nur wenige in ihrem Vaterlande ein
Erster Theil. U
werden bis ins vierzehnte Jahr in allen einem jungen Kuͤnſtler nothwendigen Vorkenntniſſen unterrichtet; alsdann aber muͤſſen ſie ſich fuͤr eins der Faͤcher beſtimmen, welche in der Aka- demie gelehrt werden. Dieſe ſind: die Male- rey, die Kupferſtecherkunſt, die Bildhauer- kunſt, die Muſik, die Baukunſt, und die Verfertigung kuͤnſtlicher mechaniſcher Arbeiten. Jaͤhrlich werden Pruͤfungen und oͤffentliche Ausſtellungen veranſtaltet, welchen das Pu- blikum beywohnt. Die talentvolleſten und flei- ßigſten Zoͤglinge, welche viermal den Preis er- halten haben, werden ſechs Jahre hindurch auf Koſten der Akademie nach England, Ita- lien und Frankreich auf Reiſen geſchickt. Wenn ihre Ausbildung vollendet iſt, ſind ſie von aller Verbindlichkeit gegen das Inſtitut entlaſ- ſen. — Die Akademie hat ſchon manches große Talent zur Vollkommenheit gefuͤhrt und man- ches ſchlafende Genie erweckt, welches ohne dies fuͤr die Kunſt verlohren gegangen waͤre; daß dies bey allen der Fall ſeyn ſollte, wird nie- mand erwarten. Aber zu bedauren iſts, daß ſelbſt unter den gelungenen Zoͤglingen dieſer Schule nur wenige in ihrem Vaterlande ein
Erſter Theil. U
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0341"n="305"/>
werden bis ins vierzehnte Jahr in allen einem<lb/>
jungen Kuͤnſtler nothwendigen Vorkenntniſſen<lb/>
unterrichtet; alsdann aber muͤſſen ſie ſich fuͤr<lb/>
eins der Faͤcher beſtimmen, welche in der Aka-<lb/>
demie gelehrt werden. Dieſe ſind: die Male-<lb/>
rey, die Kupferſtecherkunſt, die Bildhauer-<lb/>
kunſt, die Muſik, die Baukunſt, und die<lb/>
Verfertigung kuͤnſtlicher mechaniſcher Arbeiten.<lb/>
Jaͤhrlich werden Pruͤfungen und oͤffentliche<lb/>
Ausſtellungen veranſtaltet, welchen das Pu-<lb/>
blikum beywohnt. Die talentvolleſten und flei-<lb/>
ßigſten Zoͤglinge, welche viermal den Preis er-<lb/>
halten haben, werden ſechs Jahre hindurch<lb/>
auf Koſten der Akademie nach England, Ita-<lb/>
lien und Frankreich auf Reiſen geſchickt. Wenn<lb/>
ihre Ausbildung vollendet iſt, ſind ſie von<lb/>
aller Verbindlichkeit gegen das Inſtitut entlaſ-<lb/>ſen. — Die Akademie hat ſchon manches große<lb/>
Talent zur Vollkommenheit gefuͤhrt und man-<lb/>
ches ſchlafende Genie erweckt, welches ohne dies<lb/>
fuͤr die Kunſt verlohren gegangen waͤre; daß<lb/>
dies bey allen der Fall ſeyn ſollte, wird nie-<lb/>
mand erwarten. Aber zu bedauren iſts, daß<lb/>ſelbſt unter den gelungenen Zoͤglingen dieſer<lb/>
Schule nur wenige in ihrem Vaterlande ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Erſter Theil. U</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[305/0341]
werden bis ins vierzehnte Jahr in allen einem
jungen Kuͤnſtler nothwendigen Vorkenntniſſen
unterrichtet; alsdann aber muͤſſen ſie ſich fuͤr
eins der Faͤcher beſtimmen, welche in der Aka-
demie gelehrt werden. Dieſe ſind: die Male-
rey, die Kupferſtecherkunſt, die Bildhauer-
kunſt, die Muſik, die Baukunſt, und die
Verfertigung kuͤnſtlicher mechaniſcher Arbeiten.
Jaͤhrlich werden Pruͤfungen und oͤffentliche
Ausſtellungen veranſtaltet, welchen das Pu-
blikum beywohnt. Die talentvolleſten und flei-
ßigſten Zoͤglinge, welche viermal den Preis er-
halten haben, werden ſechs Jahre hindurch
auf Koſten der Akademie nach England, Ita-
lien und Frankreich auf Reiſen geſchickt. Wenn
ihre Ausbildung vollendet iſt, ſind ſie von
aller Verbindlichkeit gegen das Inſtitut entlaſ-
ſen. — Die Akademie hat ſchon manches große
Talent zur Vollkommenheit gefuͤhrt und man-
ches ſchlafende Genie erweckt, welches ohne dies
fuͤr die Kunſt verlohren gegangen waͤre; daß
dies bey allen der Fall ſeyn ſollte, wird nie-
mand erwarten. Aber zu bedauren iſts, daß
ſelbſt unter den gelungenen Zoͤglingen dieſer
Schule nur wenige in ihrem Vaterlande ein
Erſter Theil. U
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/341>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.