Ein und derselbe politische Zweck, nach einer ley Grundsätzen und durch einerley Mittel zur Ausführung gebracht, wird in zwey verschiede- nen Ländern einen sehr ungleichen Ausgang ge- winnen, und der unterrichtete Beobachter wird im Stande seyn, die Modifikationen des Er- folgs mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zu be- rechnen. -- Folgende kurze Einleitung mag dazu dienen, meine Leser in den rechten Ge- sichtspunkt zu stellen, um die unter dieser Rubrik aufgeführten Thatsachen würdigen zu können.
Der uneingeschränkte Wille eines weisen und für das Wohl seines Volks thätigen Für- sten kann hier Dinge möglich machen, die in vielen Ländern unausführbar bleiben würden. Der Wille des Souverains ist Gesetz; sein Befehl lähmt jeden Widerstand, den Vorurtheil, Aber- glauben oder Privatinteresse seinen gemeinnützi- gen Absichten entgegen setzen möchten. Dieser Vortheil, dessen Wichtigkeit in einem Lande, wo Licht und Finsterniß noch in regem Streite, wo Anhänglichkeit an das Alte, Gewohnte, und Furcht und Abneigung für Neuerungen wenigstens beym niedern Volk noch herrschend
Ein und derſelbe politiſche Zweck, nach einer ley Grundſaͤtzen und durch einerley Mittel zur Ausfuͤhrung gebracht, wird in zwey verſchiede- nen Laͤndern einen ſehr ungleichen Ausgang ge- winnen, und der unterrichtete Beobachter wird im Stande ſeyn, die Modifikationen des Er- folgs mit der hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit zu be- rechnen. — Folgende kurze Einleitung mag dazu dienen, meine Leſer in den rechten Ge- ſichtspunkt zu ſtellen, um die unter dieſer Rubrik aufgefuͤhrten Thatſachen wuͤrdigen zu koͤnnen.
Der uneingeſchraͤnkte Wille eines weiſen und fuͤr das Wohl ſeines Volks thaͤtigen Fuͤr- ſten kann hier Dinge moͤglich machen, die in vielen Laͤndern unausfuͤhrbar bleiben wuͤrden. Der Wille des Souverains iſt Geſetz; ſein Befehl laͤhmt jeden Widerſtand, den Vorurtheil, Aber- glauben oder Privatintereſſe ſeinen gemeinnuͤtzi- gen Abſichten entgegen ſetzen moͤchten. Dieſer Vortheil, deſſen Wichtigkeit in einem Lande, wo Licht und Finſterniß noch in regem Streite, wo Anhaͤnglichkeit an das Alte, Gewohnte, und Furcht und Abneigung fuͤr Neuerungen wenigſtens beym niedern Volk noch herrſchend
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Ein und derſelbe politiſche Zweck, nach einer
ley Grundſaͤtzen und durch einerley Mittel zur
Ausfuͤhrung gebracht, wird in zwey verſchiede-
nen Laͤndern einen ſehr ungleichen Ausgang ge-
winnen, und der unterrichtete Beobachter wird
im Stande ſeyn, die Modifikationen des Er-
folgs mit der hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit zu be-
rechnen. — Folgende kurze Einleitung mag
dazu dienen, meine Leſer in den rechten Ge-
ſichtspunkt zu ſtellen, um die unter dieſer
Rubrik aufgefuͤhrten Thatſachen wuͤrdigen zu
koͤnnen.
Der uneingeſchraͤnkte Wille eines weiſen
und fuͤr das Wohl ſeines Volks thaͤtigen Fuͤr-
ſten kann hier Dinge moͤglich machen, die in
vielen Laͤndern unausfuͤhrbar bleiben wuͤrden. Der
Wille des Souverains iſt Geſetz; ſein Befehl
laͤhmt jeden Widerſtand, den Vorurtheil, Aber-
glauben oder Privatintereſſe ſeinen gemeinnuͤtzi-
gen Abſichten entgegen ſetzen moͤchten. Dieſer
Vortheil, deſſen Wichtigkeit in einem Lande, wo
Licht und Finſterniß noch in regem Streite,
wo Anhaͤnglichkeit an das Alte, Gewohnte,
und Furcht und Abneigung fuͤr Neuerungen
wenigſtens beym niedern Volk noch herrſchend
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/287>, abgerufen am 25.11.2024.
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