Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794."Die Red' ist, sprecht ihr, wie es sollte nicht wie es ist --" So? wie es sollt? -- Ihr also wißt es besser? So, so sollt' es -- wenn es wollte! Allein es will nun nicht! All der Ideenkram der Weltenflicker, sagt, was hat er je gebessert? Verschoben hat er viel! und wessen ist die Schaam? "Es sollte" -- Nein, ihr Herrn! verkleinert und vergrößert nur nicht was ist, in eurer Fantasie, so ists just recht, und euch ersparts die Müh dem lieben Gott in seine Kunst zu pfuschen. Es geht ja manchmal wol ein wenig konterbunt und garstig zu auf diesem Erdenrund, das läßt sich freylich nicht vertuschen; allein, dann gehts just wie es kann, und dafür ist gesorgt, daß doch nichts überwieget. Um den Maaßstab für die Vollkommen- „Die Red’ iſt, ſprecht ihr, wie es ſollte nicht wie es iſt —“ So? wie es ſollt? — Ihr alſo wißt es beſſer? So, ſo ſollt’ es — wenn es wollte! Allein es will nun nicht! All der Ideenkram der Weltenflicker, ſagt, was hat er je gebeſſert? Verſchoben hat er viel! und weſſen iſt die Schaam? „Es ſollte“ — Nein, ihr Herrn! verkleinert und vergrößert nur nicht was iſt, in eurer Fantaſie, ſo iſts juſt recht, und euch erſparts die Müh dem lieben Gott in ſeine Kunſt zu pfuſchen. Es geht ja manchmal wol ein wenig konterbunt und garſtig zu auf dieſem Erdenrund, das läßt ſich freylich nicht vertuſchen; allein, dann gehts juſt wie es kann, und dafür iſt geſorgt, daß doch nichts überwieget. Um den Maaßſtab fuͤr die Vollkommen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0286" n="250"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Die Red’ iſt, ſprecht ihr, <hi rendition="#g">wie es ſollte</hi></l><lb/> <l>nicht wie es iſt —“</l><lb/> <l>So? wie es ſollt? — Ihr alſo wißt</l><lb/> <l>es beſſer? So, ſo <hi rendition="#g">ſollt</hi>’ es — wenn es <hi rendition="#g">wollte</hi>!</l><lb/> <l>Allein es will nun nicht! All der Ideenkram</l><lb/> <l>der Weltenflicker, ſagt, was hat er je gebeſſert?</l><lb/> <l>Verſchoben hat er viel! und weſſen iſt die Schaam?</l><lb/> <l>„<hi rendition="#g">Es ſollte</hi>“ — Nein, ihr Herrn! <hi rendition="#g">verkleinert</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#g">und vergrößert</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l> <hi rendition="#g">nur nicht was iſt, in eurer Fantaſie,</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#g">ſo iſts juſt recht</hi>, und euch erſparts die Müh</l><lb/> <l>dem lieben Gott in ſeine Kunſt zu pfuſchen.</l><lb/> <l>Es geht ja manchmal wol ein wenig konterbunt</l><lb/> <l>und garſtig zu auf dieſem Erdenrund,</l><lb/> <l>das läßt ſich freylich nicht vertuſchen;</l><lb/> <l>allein, dann gehts juſt <hi rendition="#g">wie es kann,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#g">und dafür iſt geſorgt, daß doch nichts</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#g">überwieget</hi>.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Um den Maaßſtab fuͤr die Vollkommen-<lb/> heit buͤrgerlicher Einrichtungen zu finden und<lb/> ſich gegen ein allzuſtrenges oder glimpfliches<lb/> Urtheil zu verwahren, iſt es ſchlechterdings<lb/> nothwendig, die Individual- und Lokalver-<lb/> haͤltniſſe jedes Landes zu kennen, weil dieſe<lb/> allen auf das Ganze gehenden Anſtalten eine<lb/> entſcheidende, eigenthuͤmliche Richtung geben.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0286]
„Die Red’ iſt, ſprecht ihr, wie es ſollte
nicht wie es iſt —“
So? wie es ſollt? — Ihr alſo wißt
es beſſer? So, ſo ſollt’ es — wenn es wollte!
Allein es will nun nicht! All der Ideenkram
der Weltenflicker, ſagt, was hat er je gebeſſert?
Verſchoben hat er viel! und weſſen iſt die Schaam?
„Es ſollte“ — Nein, ihr Herrn! verkleinert
und vergrößert
nur nicht was iſt, in eurer Fantaſie,
ſo iſts juſt recht, und euch erſparts die Müh
dem lieben Gott in ſeine Kunſt zu pfuſchen.
Es geht ja manchmal wol ein wenig konterbunt
und garſtig zu auf dieſem Erdenrund,
das läßt ſich freylich nicht vertuſchen;
allein, dann gehts juſt wie es kann,
und dafür iſt geſorgt, daß doch nichts
überwieget.
Um den Maaßſtab fuͤr die Vollkommen-
heit buͤrgerlicher Einrichtungen zu finden und
ſich gegen ein allzuſtrenges oder glimpfliches
Urtheil zu verwahren, iſt es ſchlechterdings
nothwendig, die Individual- und Lokalver-
haͤltniſſe jedes Landes zu kennen, weil dieſe
allen auf das Ganze gehenden Anſtalten eine
entſcheidende, eigenthuͤmliche Richtung geben.
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