suchen, so würde ich den weichen morastigen Boden als eine Hauptursache dieses Uebelstan- des anführen. Das unaufhörliche und schnelle Fahren in den bessern Gegenden, und die Nach- lässigkeit der Pflasterer sind freylich auch Schuld; aber dem erstern Umstande ist auf keine schick- liche Weise abzuhelfen, und der Nachtheil des letztern fällt auf die Hauseigenthümer zurück, weil sie gezwungen sind, ihr schlechtes Pflaster desto öfter verbessern zu lassen. Die Methode des hiesigen Pflasterns ist diese. Man legt gewöhnlich die größern Steine in die Form eines Vierecks, füllt dieses mit kleinern Stei- nen aus und stampft sie nur leicht in den Bo- den. In die Zwischenräume stopft man Zie- gelscherben, und das Ganze wird so stark mit Gries überschüttet, daß es eher einer Chaussee, als einem Gassenpflaster ähnlich sieht. So lange es neu ist, fährt sichs sehr sanft darauf; aber der Regen und das unaufhörliche Rollen der Wagen und Karren verdirbt es sehr bald. Der viele Sand macht die Gassen im Früh- jahr und Herbst so kothig, daß es Fußgängern schlechterdings unmöglich ist, gut gekleidet zu gehn, und verursacht im Sommer einen un-
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ſuchen, ſo wuͤrde ich den weichen moraſtigen Boden als eine Haupturſache dieſes Uebelſtan- des anfuͤhren. Das unaufhoͤrliche und ſchnelle Fahren in den beſſern Gegenden, und die Nach- laͤſſigkeit der Pflaſterer ſind freylich auch Schuld; aber dem erſtern Umſtande iſt auf keine ſchick- liche Weiſe abzuhelfen, und der Nachtheil des letztern faͤllt auf die Hauseigenthuͤmer zuruͤck, weil ſie gezwungen ſind, ihr ſchlechtes Pflaſter deſto oͤfter verbeſſern zu laſſen. Die Methode des hieſigen Pflaſterns iſt dieſe. Man legt gewoͤhnlich die groͤßern Steine in die Form eines Vierecks, fuͤllt dieſes mit kleinern Stei- nen aus und ſtampft ſie nur leicht in den Bo- den. In die Zwiſchenraͤume ſtopft man Zie- gelſcherben, und das Ganze wird ſo ſtark mit Gries uͤberſchuͤttet, daß es eher einer Chauſſee, als einem Gaſſenpflaſter aͤhnlich ſieht. So lange es neu iſt, faͤhrt ſichs ſehr ſanft darauf; aber der Regen und das unaufhoͤrliche Rollen der Wagen und Karren verdirbt es ſehr bald. Der viele Sand macht die Gaſſen im Fruͤh- jahr und Herbſt ſo kothig, daß es Fußgaͤngern ſchlechterdings unmoͤglich iſt, gut gekleidet zu gehn, und verurſacht im Sommer einen un-
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ſuchen, ſo wuͤrde ich den weichen moraſtigen
Boden als eine Haupturſache dieſes Uebelſtan-
des anfuͤhren. Das unaufhoͤrliche und ſchnelle
Fahren in den beſſern Gegenden, und die Nach-
laͤſſigkeit der Pflaſterer ſind freylich auch Schuld;
aber dem erſtern Umſtande iſt auf keine ſchick-
liche Weiſe abzuhelfen, und der Nachtheil des
letztern faͤllt auf die Hauseigenthuͤmer zuruͤck,
weil ſie gezwungen ſind, ihr ſchlechtes Pflaſter
deſto oͤfter verbeſſern zu laſſen. Die Methode
des hieſigen Pflaſterns iſt dieſe. Man legt
gewoͤhnlich die groͤßern Steine in die Form
eines Vierecks, fuͤllt dieſes mit kleinern Stei-
nen aus und ſtampft ſie nur leicht in den Bo-
den. In die Zwiſchenraͤume ſtopft man Zie-
gelſcherben, und das Ganze wird ſo ſtark mit
Gries uͤberſchuͤttet, daß es eher einer Chauſſee,
als einem Gaſſenpflaſter aͤhnlich ſieht. So
lange es neu iſt, faͤhrt ſichs ſehr ſanft darauf;
aber der Regen und das unaufhoͤrliche Rollen
der Wagen und Karren verdirbt es ſehr bald.
Der viele Sand macht die Gaſſen im Fruͤh-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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