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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Das Obst, welches in den Gärten und
Treibhäusern in und um Petersburg gezogen
wird, ist bey weitem nicht hinreichend die For-
derungen der Liebhaberey und des Luxus zu
befriedigen. Einheimisches Obst kommt aus
der Ukraine und von der Wolga und Ocka;
fremdes jährlich für etwa 100,000 Rubel aus
Rostock und Stettin. Die ersten Schiffe, die
im Frühjahr hier ankommen, bringen Aepfel-
sinen, Zitronen und Pomeranzen in solcher
Menge mit, daß der Verkauf dieser Waare
oft kaum die Fracht derselben bezahlt. Ein
Kasten, der 400 Stück Zitronen enthält, wird
um diese Zeit gewöhnlich für zwey bis drey
Rubel gekauft. Diese wohlschmeckenden und
heilsamen Früchte können also an den Ufern
der Newa häufiger und wohlfeiler genossen
werden, als an den Ufern der Seine, Dank
sey es der Schiffahrt und dem Handel, die
entfernte Welttheile mit einander verbinden
und die Produkte der ungleichartigsten Klimate
überall versammeln, wo Verzehrer bezahlen.

Von den hier üblichen Getränken nenne
ich zuerst den Quas, weil sein Verbrauch der

Das Obſt, welches in den Gaͤrten und
Treibhaͤuſern in und um Petersburg gezogen
wird, iſt bey weitem nicht hinreichend die For-
derungen der Liebhaberey und des Luxus zu
befriedigen. Einheimiſches Obſt kommt aus
der Ukraine und von der Wolga und Ocka;
fremdes jaͤhrlich fuͤr etwa 100,000 Rubel aus
Roſtock und Stettin. Die erſten Schiffe, die
im Fruͤhjahr hier ankommen, bringen Aepfel-
ſinen, Zitronen und Pomeranzen in ſolcher
Menge mit, daß der Verkauf dieſer Waare
oft kaum die Fracht derſelben bezahlt. Ein
Kaſten, der 400 Stuͤck Zitronen enthaͤlt, wird
um dieſe Zeit gewoͤhnlich fuͤr zwey bis drey
Rubel gekauft. Dieſe wohlſchmeckenden und
heilſamen Fruͤchte koͤnnen alſo an den Ufern
der Newa haͤufiger und wohlfeiler genoſſen
werden, als an den Ufern der Seine, Dank
ſey es der Schiffahrt und dem Handel, die
entfernte Welttheile mit einander verbinden
und die Produkte der ungleichartigſten Klimate
uͤberall verſammeln, wo Verzehrer bezahlen.

Von den hier uͤblichen Getraͤnken nenne
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[148/0182] Das Obſt, welches in den Gaͤrten und Treibhaͤuſern in und um Petersburg gezogen wird, iſt bey weitem nicht hinreichend die For- derungen der Liebhaberey und des Luxus zu befriedigen. Einheimiſches Obſt kommt aus der Ukraine und von der Wolga und Ocka; fremdes jaͤhrlich fuͤr etwa 100,000 Rubel aus Roſtock und Stettin. Die erſten Schiffe, die im Fruͤhjahr hier ankommen, bringen Aepfel- ſinen, Zitronen und Pomeranzen in ſolcher Menge mit, daß der Verkauf dieſer Waare oft kaum die Fracht derſelben bezahlt. Ein Kaſten, der 400 Stuͤck Zitronen enthaͤlt, wird um dieſe Zeit gewoͤhnlich fuͤr zwey bis drey Rubel gekauft. Dieſe wohlſchmeckenden und heilſamen Fruͤchte koͤnnen alſo an den Ufern der Newa haͤufiger und wohlfeiler genoſſen werden, als an den Ufern der Seine, Dank ſey es der Schiffahrt und dem Handel, die entfernte Welttheile mit einander verbinden und die Produkte der ungleichartigſten Klimate uͤberall verſammeln, wo Verzehrer bezahlen. Von den hier uͤblichen Getraͤnken nenne ich zuerſt den Quas, weil ſein Verbrauch der

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/182>, abgerufen am 27.11.2024.