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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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die wir dieser schrecklichen Wirkung wegen an-
klagen könnten, als -- der Brantewein. Nä-
here Gründe zu dieser Vermuthung wird die
unten folgende Bemerkung über die herrschen-
den Krankheiten geben. Um die Größe des
Verlusts anschaulich zu machen, den die Be-
völkerung der Residenz in diesem Zeitraum
leidet, wollen wir nur noch anführen, daß von
tausend Menschen in eben dieser Lebensperiode
in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in
London 720, und in Petersburg selbst, unter
den Ausländern, nur 764 weggerafft werden.
-- Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigsten
Jahr das weibliche Geschlecht immer stärker
als das männliche getroffen hatte, ändert hier
plötzlich ihren Gang. Von tausend Männern
sterben 856, von eben so vielen Weibern nur
702.

Aus dieser Berechnung folgt, daß es nur
wenige sehr alte Leute in St. Petersburg ge-
ben könne. Von 332 Gebornen erreicht nur
Einer das neunzigste Jahr, da nach dem ge-
wöhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu
diesem ehrwürdigen Lebensalter gelangen soll-
ten. In dem Zeitraum von siebzehn Jahren,

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die wir dieſer ſchrecklichen Wirkung wegen an-
klagen koͤnnten, als — der Brantewein. Naͤ-
here Gruͤnde zu dieſer Vermuthung wird die
unten folgende Bemerkung uͤber die herrſchen-
den Krankheiten geben. Um die Groͤße des
Verluſts anſchaulich zu machen, den die Be-
voͤlkerung der Reſidenz in dieſem Zeitraum
leidet, wollen wir nur noch anfuͤhren, daß von
tauſend Menſchen in eben dieſer Lebensperiode
in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in
London 720, und in Petersburg ſelbſt, unter
den Auslaͤndern, nur 764 weggerafft werden.
— Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigſten
Jahr das weibliche Geſchlecht immer ſtaͤrker
als das maͤnnliche getroffen hatte, aͤndert hier
ploͤtzlich ihren Gang. Von tauſend Maͤnnern
ſterben 856, von eben ſo vielen Weibern nur
702.

Aus dieſer Berechnung folgt, daß es nur
wenige ſehr alte Leute in St. Petersburg ge-
ben koͤnne. Von 332 Gebornen erreicht nur
Einer das neunzigſte Jahr, da nach dem ge-
woͤhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu
dieſem ehrwuͤrdigen Lebensalter gelangen ſoll-
ten. In dem Zeitraum von ſiebzehn Jahren,

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[119/0153] die wir dieſer ſchrecklichen Wirkung wegen an- klagen koͤnnten, als — der Brantewein. Naͤ- here Gruͤnde zu dieſer Vermuthung wird die unten folgende Bemerkung uͤber die herrſchen- den Krankheiten geben. Um die Groͤße des Verluſts anſchaulich zu machen, den die Be- voͤlkerung der Reſidenz in dieſem Zeitraum leidet, wollen wir nur noch anfuͤhren, daß von tauſend Menſchen in eben dieſer Lebensperiode in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in London 720, und in Petersburg ſelbſt, unter den Auslaͤndern, nur 764 weggerafft werden. — Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigſten Jahr das weibliche Geſchlecht immer ſtaͤrker als das maͤnnliche getroffen hatte, aͤndert hier ploͤtzlich ihren Gang. Von tauſend Maͤnnern ſterben 856, von eben ſo vielen Weibern nur 702. Aus dieſer Berechnung folgt, daß es nur wenige ſehr alte Leute in St. Petersburg ge- ben koͤnne. Von 332 Gebornen erreicht nur Einer das neunzigſte Jahr, da nach dem ge- woͤhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu dieſem ehrwuͤrdigen Lebensalter gelangen ſoll- ten. In dem Zeitraum von ſiebzehn Jahren, H 4

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/153>, abgerufen am 24.11.2024.