die wir dieser schrecklichen Wirkung wegen an- klagen könnten, als -- der Brantewein. Nä- here Gründe zu dieser Vermuthung wird die unten folgende Bemerkung über die herrschen- den Krankheiten geben. Um die Größe des Verlusts anschaulich zu machen, den die Be- völkerung der Residenz in diesem Zeitraum leidet, wollen wir nur noch anführen, daß von tausend Menschen in eben dieser Lebensperiode in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in London 720, und in Petersburg selbst, unter den Ausländern, nur 764 weggerafft werden. -- Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigsten Jahr das weibliche Geschlecht immer stärker als das männliche getroffen hatte, ändert hier plötzlich ihren Gang. Von tausend Männern sterben 856, von eben so vielen Weibern nur 702.
Aus dieser Berechnung folgt, daß es nur wenige sehr alte Leute in St. Petersburg ge- ben könne. Von 332 Gebornen erreicht nur Einer das neunzigste Jahr, da nach dem ge- wöhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu diesem ehrwürdigen Lebensalter gelangen soll- ten. In dem Zeitraum von siebzehn Jahren,
H 4
die wir dieſer ſchrecklichen Wirkung wegen an- klagen koͤnnten, als — der Brantewein. Naͤ- here Gruͤnde zu dieſer Vermuthung wird die unten folgende Bemerkung uͤber die herrſchen- den Krankheiten geben. Um die Groͤße des Verluſts anſchaulich zu machen, den die Be- voͤlkerung der Reſidenz in dieſem Zeitraum leidet, wollen wir nur noch anfuͤhren, daß von tauſend Menſchen in eben dieſer Lebensperiode in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in London 720, und in Petersburg ſelbſt, unter den Auslaͤndern, nur 764 weggerafft werden. — Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigſten Jahr das weibliche Geſchlecht immer ſtaͤrker als das maͤnnliche getroffen hatte, aͤndert hier ploͤtzlich ihren Gang. Von tauſend Maͤnnern ſterben 856, von eben ſo vielen Weibern nur 702.
Aus dieſer Berechnung folgt, daß es nur wenige ſehr alte Leute in St. Petersburg ge- ben koͤnne. Von 332 Gebornen erreicht nur Einer das neunzigſte Jahr, da nach dem ge- woͤhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu dieſem ehrwuͤrdigen Lebensalter gelangen ſoll- ten. In dem Zeitraum von ſiebzehn Jahren,
H 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0153"n="119"/>
die wir dieſer ſchrecklichen Wirkung wegen an-<lb/>
klagen koͤnnten, als — der Brantewein. Naͤ-<lb/>
here Gruͤnde zu dieſer Vermuthung wird die<lb/>
unten folgende Bemerkung uͤber die herrſchen-<lb/>
den Krankheiten geben. Um die Groͤße des<lb/>
Verluſts anſchaulich zu machen, den die Be-<lb/>
voͤlkerung der Reſidenz in dieſem Zeitraum<lb/>
leidet, wollen wir nur noch anfuͤhren, daß von<lb/>
tauſend Menſchen in eben dieſer Lebensperiode<lb/>
in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in<lb/>
London 720, und in Petersburg ſelbſt, unter<lb/>
den Auslaͤndern, nur 764 weggerafft werden.<lb/>— Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigſten<lb/>
Jahr das weibliche Geſchlecht immer ſtaͤrker<lb/>
als das maͤnnliche getroffen hatte, aͤndert hier<lb/>
ploͤtzlich ihren Gang. Von tauſend Maͤnnern<lb/>ſterben 856, von eben ſo vielen Weibern nur<lb/>
702.</p><lb/><p>Aus dieſer Berechnung folgt, daß es nur<lb/>
wenige ſehr alte Leute in St. Petersburg ge-<lb/>
ben koͤnne. Von 332 Gebornen erreicht nur<lb/>
Einer das neunzigſte Jahr, da nach dem ge-<lb/>
woͤhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu<lb/>
dieſem ehrwuͤrdigen Lebensalter gelangen ſoll-<lb/>
ten. In dem Zeitraum von ſiebzehn Jahren,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 4</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[119/0153]
die wir dieſer ſchrecklichen Wirkung wegen an-
klagen koͤnnten, als — der Brantewein. Naͤ-
here Gruͤnde zu dieſer Vermuthung wird die
unten folgende Bemerkung uͤber die herrſchen-
den Krankheiten geben. Um die Groͤße des
Verluſts anſchaulich zu machen, den die Be-
voͤlkerung der Reſidenz in dieſem Zeitraum
leidet, wollen wir nur noch anfuͤhren, daß von
tauſend Menſchen in eben dieſer Lebensperiode
in Schweden nur 516, in Stockholm 712, in
London 720, und in Petersburg ſelbſt, unter
den Auslaͤndern, nur 764 weggerafft werden.
— Die Sterblichkeit, die bis zum zwanzigſten
Jahr das weibliche Geſchlecht immer ſtaͤrker
als das maͤnnliche getroffen hatte, aͤndert hier
ploͤtzlich ihren Gang. Von tauſend Maͤnnern
ſterben 856, von eben ſo vielen Weibern nur
702.
Aus dieſer Berechnung folgt, daß es nur
wenige ſehr alte Leute in St. Petersburg ge-
ben koͤnne. Von 332 Gebornen erreicht nur
Einer das neunzigſte Jahr, da nach dem ge-
woͤhnlichen Lauf der Natur mehr als drey zu
dieſem ehrwuͤrdigen Lebensalter gelangen ſoll-
ten. In dem Zeitraum von ſiebzehn Jahren,
H 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/153>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.