Die Sterblichkeit, die in dem ersten Lebens- jahr für die Mädchen größer war als für die Knaben, ist es auch hier. Unter tausend Kna- ben sterben in diesem Alter 174, unter eben so vielen Mädchen aber 305. Hieraus folgt, daß unter tausend Kindern von funfzehn Jahren, die in St. Petersburg leben, 602 Knaben und 398 Mädchen seyn müssen.
Vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Jahr endlich sterben von tausend Menschen 813. Bis zum zwanzigsten Jahr ist die Sterblich- keit in Petersburg geringer als in allen großen Städten; nach diesem Zeitpunkt aber nimmt sie in so außerordentlichem Maaße zu, daß man die Quelle dieser traurigen Erfahrung nur in einer der wohlthätigen Natur entgegenstreben- den Wirkung suchen kann. Weder durch die körperliche Beschaffenheit noch das Klima läßt sich diese große Sterblichkeit erklären: beyde sind der Lebensdauer günstig, wie die Perioden bis zum funfzehnten Jahre beweisen. Nichts als die Lebensart kann also an diesem Staats- übel schuld seyn, und da auch hier die allge- meinen Nachtheile derselben allen großen Städ- ten eigen sind, so bleibt keine Ursache übrig,
Die Sterblichkeit, die in dem erſten Lebens- jahr fuͤr die Maͤdchen groͤßer war als fuͤr die Knaben, iſt es auch hier. Unter tauſend Kna- ben ſterben in dieſem Alter 174, unter eben ſo vielen Maͤdchen aber 305. Hieraus folgt, daß unter tauſend Kindern von funfzehn Jahren, die in St. Petersburg leben, 602 Knaben und 398 Maͤdchen ſeyn muͤſſen.
Vom zwanzigſten bis zum ſechzigſten Jahr endlich ſterben von tauſend Menſchen 813. Bis zum zwanzigſten Jahr iſt die Sterblich- keit in Petersburg geringer als in allen großen Staͤdten; nach dieſem Zeitpunkt aber nimmt ſie in ſo außerordentlichem Maaße zu, daß man die Quelle dieſer traurigen Erfahrung nur in einer der wohlthaͤtigen Natur entgegenſtreben- den Wirkung ſuchen kann. Weder durch die koͤrperliche Beſchaffenheit noch das Klima laͤßt ſich dieſe große Sterblichkeit erklaͤren: beyde ſind der Lebensdauer guͤnſtig, wie die Perioden bis zum funfzehnten Jahre beweiſen. Nichts als die Lebensart kann alſo an dieſem Staats- uͤbel ſchuld ſeyn, und da auch hier die allge- meinen Nachtheile derſelben allen großen Staͤd- ten eigen ſind, ſo bleibt keine Urſache uͤbrig,
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Die Sterblichkeit, die in dem erſten Lebens-
jahr fuͤr die Maͤdchen groͤßer war als fuͤr die
Knaben, iſt es auch hier. Unter tauſend Kna-
ben ſterben in dieſem Alter 174, unter eben ſo
vielen Maͤdchen aber 305. Hieraus folgt, daß
unter tauſend Kindern von funfzehn Jahren,
die in St. Petersburg leben, 602 Knaben und
398 Maͤdchen ſeyn muͤſſen.
Vom zwanzigſten bis zum ſechzigſten Jahr
endlich ſterben von tauſend Menſchen 813.
Bis zum zwanzigſten Jahr iſt die Sterblich-
keit in Petersburg geringer als in allen großen
Staͤdten; nach dieſem Zeitpunkt aber nimmt
ſie in ſo außerordentlichem Maaße zu, daß man
die Quelle dieſer traurigen Erfahrung nur in
einer der wohlthaͤtigen Natur entgegenſtreben-
den Wirkung ſuchen kann. Weder durch die
koͤrperliche Beſchaffenheit noch das Klima laͤßt
ſich dieſe große Sterblichkeit erklaͤren: beyde
ſind der Lebensdauer guͤnſtig, wie die Perioden
bis zum funfzehnten Jahre beweiſen. Nichts
als die Lebensart kann alſo an dieſem Staats-
uͤbel ſchuld ſeyn, und da auch hier die allge-
meinen Nachtheile derſelben allen großen Staͤd-
ten eigen ſind, ſo bleibt keine Urſache uͤbrig,
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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