Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.An Lais. Weil noch leicht, wie ein Nektartraum, Dir das Leben verfliegt; weil noch der lächelnden Hebe Pinsel, in Lebenskraft Eingetauchet, den Mund ähnlich dem Morgenroth, Rosenwallend die Wange malt; Weil noch täglich dein Blick, hell, wie der Abend- stern, Aber treffend, wie Sirius, Die hintaumelnde Schaar deiner Gefangnen mehrt; Darum trozest du, thörige Lais, künftiger Zeit, welche die fliegenden Stunden bringen, Unkundige! Wird dir ewig die Glut schmachtender Jünglinge, Dir die Blässe der Eifersucht Ewig fröhnen? Auch dich werden die Grazien Einst verlassen! der siegenden Künste jede! Dein Lenz schwindet auf neidender An Lais. Weil noch leicht, wie ein Nektartraum, Dir das Leben verfliegt; weil noch der laͤchelnden Hebe Pinſel, in Lebenskraft Eingetauchet, den Mund aͤhnlich dem Morgenroth, Roſenwallend die Wange malt; Weil noch taͤglich dein Blick, hell, wie der Abend- ſtern, Aber treffend, wie Sirius, Die hintaumelnde Schaar deiner Gefangnen mehrt; Darum trozeſt du, thoͤrige Lais, kuͤnftiger Zeit, welche die fliegenden Stunden bringen, Unkundige! Wird dir ewig die Glut ſchmachtender Juͤnglinge, Dir die Blaͤſſe der Eiferſucht Ewig froͤhnen? Auch dich werden die Grazien Einſt verlaſſen! der ſiegenden Kuͤnſte jede! Dein Lenz ſchwindet auf neidender <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">An Lais.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>eil noch leicht, wie ein Nektartraum,</l><lb/> <l>Dir das Leben verfliegt; weil noch der laͤchelnden</l><lb/> <l>Hebe Pinſel, in Lebenskraft</l><lb/> <l>Eingetauchet, den Mund aͤhnlich dem Morgenroth,</l><lb/> <l>Roſenwallend die Wange malt;</l><lb/> <l>Weil noch taͤglich dein Blick, hell, wie der Abend-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſtern,</hi> </l><lb/> <l>Aber treffend, wie Sirius,</l><lb/> <l>Die hintaumelnde Schaar deiner Gefangnen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mehrt;</hi> </l><lb/> <l>Darum trozeſt du, thoͤrige</l><lb/> <l>Lais, kuͤnftiger Zeit, welche die fliegenden</l><lb/> <l>Stunden bringen, Unkundige!</l><lb/> <l>Wird dir ewig die Glut ſchmachtender Juͤnglinge,</l><lb/> <l>Dir die Blaͤſſe der Eiferſucht</l><lb/> <l>Ewig froͤhnen? Auch dich werden die Grazien</l><lb/> <l>Einſt verlaſſen! der ſiegenden</l><lb/> <l>Kuͤnſte jede! Dein Lenz ſchwindet auf neidender</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
An Lais.
Weil noch leicht, wie ein Nektartraum,
Dir das Leben verfliegt; weil noch der laͤchelnden
Hebe Pinſel, in Lebenskraft
Eingetauchet, den Mund aͤhnlich dem Morgenroth,
Roſenwallend die Wange malt;
Weil noch taͤglich dein Blick, hell, wie der Abend-
ſtern,
Aber treffend, wie Sirius,
Die hintaumelnde Schaar deiner Gefangnen
mehrt;
Darum trozeſt du, thoͤrige
Lais, kuͤnftiger Zeit, welche die fliegenden
Stunden bringen, Unkundige!
Wird dir ewig die Glut ſchmachtender Juͤnglinge,
Dir die Blaͤſſe der Eiferſucht
Ewig froͤhnen? Auch dich werden die Grazien
Einſt verlaſſen! der ſiegenden
Kuͤnſte jede! Dein Lenz ſchwindet auf neidender
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